Für einen Touristiker muss es sich unangenehm anfühlen, potenzielle Gäste darüber zu informieren, was an einer Urlaubsdestination alles nicht (mehr) geht. Diese Aufgabe fällt angesichts des historisch niedrigen Wasserstandes des Neusiedler Sees Patrik Hierner zu. Der Geschäftsführer des nordburgenländischen Tourismusverbandes hat am Dienstag in Neusiedl am See eine neue „Info-Offensive“ vorgestellt.
„Für den heurigen Sommer erwarten wir niedrige Wasserstände. Wir werden nicht alles machen können, was wir vor fünf Jahren machen konnten“, sagt Hierner.
Das Land Burgenland hat auf den extrem niedrigen Pegel des Steppensees mit der Gründung einer „Wasserstandskommission“ reagiert. Sie trifft sich ab sofort wöchentlich, um über notwendige Einschränkungen zu beraten. „Aufgabe der Kommission ist die Beobachtung des Wasserstands und der Wasserqualität und die Ableitung von Konsequenzen für die Benutzbarkeit des Sees“, erklärt Christian Sailer. Er leitet die „Taskforce Neusiedler See“, die bereits vor drei Jahren aufgrund des immer weiter sinkenden Wasserstandes gegründet worden ist.
Der neuen Kommission gehören neben Sailer die Bezirkshauptmannschaften der zwei nördlichsten burgenländischen Bezirke sowie Vertreter der Landesverwaltung, des Nationalparks, des Fischereiverbands und der Landessicherheitszentrale an.
Seehütten nicht mehr erreichbar
Über die von der Wasserstandskommission beschlossenen Empfehlungen und Beschränkungen werden die Seegäste über die Homepage fakten.neusiedlersee.com informiert, die gestern online gegangen ist. Webcams zeigen hier auch Live-Bilder aus den Seebädern.
Aktuell sind bereits zwei Beschränkungen vermerkt: Segeln ist am Neusiedler See nur noch mit Booten möglich, die sehr niedrigen Tiefgang haben – und manche Seehütten sind über den Wasserweg nicht mehr erreichbar. Als weitere „denkbare Einschränkungen“ nennt Christian Sailer den Stopp des Fährbetriebs bis hin zur Einstellung der Seenotrettung.
Wasser zuleiten - aber woher?
Um das „Meer der Wiener“ vor der Austrocknung zu bewahren, wird weiterhin an Möglichkeiten für eine künstliche Wasserzufuhr gearbeitet. Dazu gab Sailer am Dienstag ein Update: Für den Bau einer zehn Millionen Euro teuren Wasserzuleitung aus der Moson-Donau würden demnach sieben Millionen Euro fehlen, die sich die ungarische Regierung aus EU-Förderungen erhofft hätte.
Geprüft werde laut Sailer derzeit eine Rückstauung des Einserkanals sowie Möglichkeiten für Wasserzuleitungen aus Niederösterreich – was angesichts des Wassermangels in der gesamten Ostregion ebenfalls mit Schwierigkeiten verbunden sei, wie Sailer zugibt: „Wie die Wasserressourcen in Zukunft richtig verteilt werden, wird eine große Herausforderung“.
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