Schnelles Testen und Contact-Tracing ist ein wesentliches Werkzeug gegen die steigenden Infektionszahlen. Zahlreiche Berichte zeigen allerdings, dass das noch immer nicht reibungslos abläuft. „Schulleiter und Lehrer der Wiener Pflichtschulen, die täglich Hunderte Verdachtsfälle melden, hängen oft stundenlang in der Warteschleife der Hotline 1450“, kritisiert FCG-Personalvertreter Thomas Krebs. „Die Wartezeiten, bis getestet wird und bis danach endlich ein Ergebnis vorliegt, dauern oft mehrere Tage.“
Gesundheitsminister Rudolf Anschober: „Viele Bundesländer haben daher bereits massiv Personal aufgestockt. Das muss nun auch in Wien verstärkt geschehen, da die Wiener Gesundheitsbehörden durch steigende Infektionszahlen besonders stark gefordert sind.“
Im Büro von Gesundheitsstadtrat Hacker wird betont, dass daran bereits seit Längerem gearbeitet werde. In der Vorwoche sei ein dritter Standort für die Hotline 1450 eröffnet worden und die Zahl der Mitarbeiter auf über 400 aufgestockt worden. Auch die Mitarbeiter für das Contact Tracing werden von derzeit 250 um weitere 200 erhöht. Vielfach sei dafür medizinisches Personal nötig, das eingeschult werden müsse. „Das findet man nicht so schnell.“ In den nächsten Wochen sollen auch Medizinstudenten mitarbeiten.
Jene Länder mit den derzeit meisten Neuinfektionen seien auch jene, die am meisten testen. Und: „Der urbane Raum ist grundsätzlich stärker betroffen – das ist nicht nur in Wien so.“ Weiters plant die Stadt, für die Testungen zu Hause auf Gurgeltests umzusteigen. „Das hat den Vorteil, dass man kein medizinisches Personal mehr braucht, um die Tests abzunehmen. Mit dem Gurgeltest erwarten wir uns eine deutliche Beschleunigung der Testungen“, sagt ein Sprecher des Stadtrats. Und auch eine elektronische Testabfrage bei negativem Ergebnis soll dazu beitragen.
Die Hoffnung liegt jetzt in Antigen-Schnelltests, für die man kein Labor benötigt und die in jeder Ordination innerhalb von rund 15 Minuten durchgeführt werden können. „Die würden viel Druck aus dem System nehmen“, sagt Georg Mustafa, Präsident der Österr. Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie. „Die Antigen-Tests sind die Antwort“, sagt auch AGES-Infektiologe Franz Allerberger .
Diese Tests weisen Oberflächeneiweiße des Virus nach. „Viele Firmen bringen sie derzeit auf den Markt“, sagt Mustafa. Darunter auch große Hersteller wie Abbott oder Roche. Die „Wiener Privatklinik“ etwa setzt einen Antigen-Test bereits bei der Aufnahme stationärer Patienten ein. Der Roche-Test – ein Streifentest, für den ein Nasen-Rachen-Abstrich und eine kleine Analysebox notwendig sind – wird ab Ende September zur Verfügung stehen, ob auch schon in Österreich, ist noch nicht klar. Verkauft wird er an niedergelassene Ärzte, Labore und Apotheken. Analysekosten solcher Tests: 5 bis 20 Euro.
Derzeit werden all diese Tests von unabhängigen Laboren geprüft – so genau wie PCR-Tests können sie nicht sein. „Aber, und das ist die positive Nachricht, sie finden die Hochinfektiösen“, sagt Allerberger. Er sei optimistisch, „dass damit jeder Praktiker den Patienten, der Fieber hat, schnell vor Ort testen kann.“ Ähnlich Mustafa: „Die Schnelltests wird es im Herbst geben, und sie werden deutlich günstiger als die PCR sein.“ Günther Schleinzer vom Laborbedarf-Fachhändler Szabo Scandic: „Es gibt eine Vielzahl von Herstellern. Aber noch liegen uns keine wissenschaftlich fundierten Daten vor, die die Qualität auch belegen.“
Eine zweite Schiene sind einfachere Verfahren (Rt-Lamp-Methode) als die PCR zur Vervielfachung von Viruserbgut. Sie benötigen kleine mobile Analysegeräte. Zeitdauer: Rund 35 Minuten. Analysekosten: Rund fünf Euro. Ein solcher Schnelltest wurde etwa am Vienna BioCenter entwickelt.
Kommentare