Kinder und Corona: Was Kinderärzte Eltern jetzt raten

Kinder und Corona: Was Kinderärzte Eltern jetzt raten
Bis jetzt gab es keinen Cluster in Schulen. Wegen einer rinnenden Nase alleine ohne weitere Symptome müssen Kinder nicht zu Hause bleiben.

Eigentlich hätten Oberstufenklassen in orangen Ampelbezirken auf Heimunterricht umstellen sollen. Das kommt jetzt nicht, sagte am Dienstag Bildungsminister Heinz Faßmann: „Schulen und Unis bleiben gelb.“ Er verweist dabei auf eine Empfehlung der Ampelkommission: Sie hält diese Entscheidung für „epidemiologisch vertretbar“: Von den bisher 202 bestätigten Coronavirus-Infektionen unter Schülern und 28 unter Pädagogen stünden nur vier Prozent mit den Schulen in Verbindung, es gebe nur sehr selten Ansteckungen.

Ähnlich sieht das die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ): „Es ist nicht belegt, dass die Schule eine Infektionsdrehscheibe ist“, betont Kinderarzt Volker Strenger, Leiter der Arbeitsgruppe Infektiologie. Die Infektionen seien vielfach außerhalb der Schule erfolgt, es gebe bisher keine „Schul-Cluster“.

„Sowohl die Analysen der österreichischen Cluster als auch Studien aus Skandinavien, Großbritannien und Australien zeigen, dass SARS-CoV-2-Infektionen in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen offensichtlich nicht überproportional auftreten“, unterstreicht der Infektiologe: „In Schweden sind trotz geöffneter Schulen gleich wenige Kinder infiziert wie in Finnland, wo die Schulen geschlossen wurden. In Großbritannien gab es im ersten Monat nach Schulöffnung bei über einer Million Schülern nur 70 Corona-Fälle.“

Ganz ausgeschlossen werden können Schulcluster aber auch nicht: In einer Hamburger Schule ist bisher bei 33 Schülern eine Infektion nachgewiesen – zumindest bei einem Teil gibt es Hinweise auf eine Infektionskette in der Schule. Aus Dänemark wird ein Schulcluster mit 49 Fällen berichtet.

Bisher gab es in Österreich 2.100 positiv auf SARS-CoV-2 getestete Kinder im Alter bis 14 Jahre. Nur 115 davon hatten Kontakt mit einer Spitalsabteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, davon 39 stationär, 6 davon waren auf einer Intensivstation in Behandlung.

Rinnende Nase

„Kinder, die nur eine rinnende Nase haben, ohne Fieber oder ein anderes Begleitsymptom, die dürfen in die Schule“, sagt Kinderarzt Reinhold Kerbl, ÖGKJ-Generalsekretär. „Das Sekret muss klar sein, nicht eitrig und nicht trüb“, betont die Präsidentin der Kinderärzte-Gesellschaft, Daniela Karall. Und es dürfe keine Begleitsymptome – etwa Fieber, Husten, Durchfall, oder auch Muskel- oder Bauchschmerzen – geben.

Beim Auftreten eines dieser Symptome müsse ein Kind zu Hause bleiben und gegebenenfalls auch ärztlich untersucht werden – nach telefonischer Anmeldung. Karall: „Eltern erkennen in der Regel am Allgemeinzustand ihres Kindes sehr gut, ob ein Arztbesuch notwendig ist.“ Beim Auftreten von zwei Symptomen sollte auf jeden Fall ein Corona-Test durchgeführt werden.

Kerbl: „Wir müssen in der kommenden Saison ganz allgemein Viruskontakte möglichst vermeiden. Das ist auch für einen Winter kein Problem für die Entwicklung des Immunsystems.“ Nachsatz: „Besser, es bleiben kranke Kinder zu Hause als alle.“

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