Wer stirbt in dieser Welle an Covid-19?
"Omikron hat einen milderen Verlauf" – mit diesem Satz beruhigten Politik und Experten die Bevölkerung zu Beginn der Welle Ende 2021. Wenn man die Daten vergleicht, stimmt das zwar, aber von einem harmlosen Schnupfen kann man bei Omikron nicht reden. Das zeigt auch der Umstand, dass nach wie vor jeden Tag zweistellige Corona-Todesfälle gemeldet werden.
"Bei uns im Pflegeheim sind seit Jänner 16 Personen im Zusammenhang mit einer Covid-Infektion verstorben. Alle hatten Omikron. Davor waren es in der ganzen Pandemie nur fünf", erzählt die 27-jährige Krankenpflegerin Saskia M. (Name wurde von der Redaktion geändert, Anm.) dem KURIER. Todesopfer fordert Omikron also weiterhin. Im Vergleich zur Welle im Herbst zwar weniger, aber aktuell sterben pro Woche immer noch zwischen 200 und 300 Personen.
Doch wer sind die Menschen, die jetzt mit dem Coronavirus sterben?
Hohes Durchschnittsalter
Daten aus Wien zeigen, dass wie in den vorangegangenen Wellen vor allem ältere Menschen unter den Todesopfern sind. Von Jahresbeginn an gerechnet, ist der durchschnittliche Corona-Tote 81,8 Jahre alt.
"Derzeit sind 30 Prozent der Verstorbenen älter als 90 Jahre, fast 80 Prozent älter als 75 Jahre", sagt auch Florian Bachner, Leiter der Abteilung Gesundheitsökonomie der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). "Momentan stirbt ungefähr einer von 1.000 Infizierten, das ist so niedrig wie noch nie in der ganzen Pandemie. Wir hatten auch Phasen mit mehr als vier Toten pro 100 Infizierten." Eine Übersterblichkeit gebe es derzeit – im Gegensatz zu den beiden Covid-Herbstwellen – nicht. Zumal derzeit auch keine durch Influenza verursachten Todesfälle auftreten.
Rund 30 Sterbefälle mit Covid als Todesursache gebe es laut Epidemiologischem Meldesystem (EMS) derzeit täglich – bedingt durch die extrem hohen täglichen Infektionszahlen. Bachner: "Wobei es hier eine gewisse Unterschätzung gibt. Im Vorjahr waren es nach der Abgleichung mit den Zahlen der Statistik Austria – sie erhebt die Verstorbenen anhand der Todesursache auf den Totenscheinen – um über 900 Todesfälle mehr als am AGES-Dashboard angegeben."
Die Fallsterblichkeit (Todesfälle im Verhältnis zu den Infektionen) sei bei Omikron zwar niedriger als noch bei der Delta-Welle, dies werde aber durch die hohe Zahl an Infektionen ausgeglichen, heißt es im Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Dort rechnet man erst im Juni mit einer Entspannung in den Spitälern.
Viele Fälle in Seniorenheimen
"Wir sehen derzeit vor allem zwei Gruppen an schwer kranken Covid-Patienten", sagt Intensivmediziner Walter Hasibeder vom Krankenhaus Zams in Tirol: "Ungeimpfte sowie hochbetagte geimpfte Menschen mit Begleiterkrankungen, bei denen das Immunsystem auf die Impfung nicht angesprochen hat." Hätte man mit der Lockerung der Maskenpflicht länger gewartet, "hätten wir jetzt weniger Probleme".
Die hohen Infektionszahlen würden dazu führen, dass auch die Alten- und Pflegeheime betroffen sind. Zwar sei die Impfrate bei den Bewohnern sehr hoch. Weniger aber beim Personal, wodurch es zu kleineren Clustern kommen könne, heißt es im Hacker-Büro.
Ein ähnliches Bild zeichnet auch Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz. Sie spricht von einer aktuell hohen Zahl von Infizierten in den Heimen, wobei die Zahl der Verstorbenen nicht ungewöhnlich hoch sei. "Die Heime sind derzeit wieder stärker betroffen", sagt auch Bachner: "Das hängt damit zusammen, dass sich jetzt zum Ende der Omikron-Welle das Infektionsgeschehen von den Jüngeren hin zu den Älteren verlagert hat: "Gleichzeitig geht bei Hochbetagten der Impfschutz rascher zurück – der Schutz vor Tod bleibt aber hoch."
Mehr Kopfzerbrechen bereitet den Experten der Herbst, wo eine neue Welle auf eine große Zahl nur mangelhaft immunisierte Menschen treffen könnte. Einerseits Ungeimpfte, die lediglich mit der Omikron-Variante Kontakt hatten, andererseits Geimpfte, deren Impfschutz bis dahin nachgelassen hat.
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