Grüner Pass, plötzlich rot: Welche Impfzertifikate bald ablaufen
Der Grüne Pass hat auch für Geboosterte ein Ablaufdatum, nämlich rund neun Monate oder exakt 270 Tage nach der Auffrischungsdosis. Dann leuchtet es am Handy nicht mehr grün, sondern rot – und das trifft bald schon auf Zehntausende Österreicher zu: Sie wurden bereits ab August zum dritten Mal geimpft. Ihre Impfzertifikate verlieren damit schon in wenigen Wochen die Gültigkeit.
Das würde etwa für Betroffene in Wien bedeuten, dass sie nicht ins Kaffeehaus oder Fitnesscenter dürften, falls die Bundeshauptstadt ihre strengere 2-G-Linie weiter fährt. Österreichweit müssten sich dann auch Geboosterte wieder testen lassen, ehe sie Angehörige im Krankenhaus oder Seniorenheim besuchen dürfen – dort gilt die 3-G-Regel.
Der Grüne Pass ist auch für die Rückkehr nach Österreich nach einem Auslandsaufenthalt weiter unabdingbar. Die Einreiseverordnung schreibt für den Grenzübertritt geimpft, genesen oder getestet (3-G) vor – gilt das Impfzertifikat nicht mehr, braucht es also einen Test.
Das ist nicht der einzige Grund, warum Magdalena Draxler vom ÖAMTC sagt: „Der Grüne Pass wird für diese Reisesaison nach unserer Einschätzung noch weiter eine große Rolle spielen.“
So würden etwa die Nachbarländer Deutschland, Slowakei und das bei Österreichern besonders beliebte Italien weiter 3-G-Nachweise bei der Einreise verlangen. Das gilt auch für Urlaubsländer wie Kroatien, Spanien und Griechenland. „Vor Ort können dann wieder eigene Regeln gelten“, so Draxler.
Österreichweit sind laut Gesundheitsministerium bereits im Mai 820 Menschen vom Ablaufen der Impfzertifikate betroffen, bis Ende Juni aber bereits 68.000: Sie bekamen schon in der ersten Tranche der Booster-Impfungen jene weitere Dosis, die für die Grundimmunisierung und damit ein aufrechtes Impfzertifikat nötig ist. Die große Masse der Booster-Impfungen gab es im Vorjahr im November und Dezember, diese Zertifikate laufen nach derzeitigen Regeln somit ab August aus.
"Zeitnahe Lösung"
Einige der für die Umsetzung der Impfstrategie zuständigen Bundesländer schlagen aber bereits Alarm. „Das Problem ist uns bekannt, wir urgieren die Antworten darauf seit Längerem beim Bund“, merkt Gerd Kurath von der Kärntner Landesregierung an.
Doch aus dem Gesundheitsministerium kommt nur eine vage Antwort: „An einer Lösung wird aktuell gearbeitet“, hieß es am Dienstag auf KURIER-Anfrage. „Sie soll zeitnah vorliegen.“
Mögliche Varianten wären die Verlängerung der Zertifikate oder aber die Aufnahme des vierten Stichs, doch bezüglich einer weiteren Impfdosis für die Allgemeinheit gibt es keine Empfehlung des Nationalen Impfgremiums. In Vorbereitung auf eine mögliche Herbstwelle wäre das Nachimpfen laut Experten schon jetzt aber wohl verfrüht: Dies würde die Gefahr bergen, dass der Impfschutz nicht mehr ausreichend intakt ist, wenn er wieder am dringendsten gebraucht wird.
Eine Lösung für die Lücke im Grünen Pass ist also notwendig – für Zehntausende schon bald. Die Umschreibung „zeitnahe Lösung“ ist im Hinblick auf Corona-Maßnahmen aber ein dehnbarer Begriff: Derzeit liegt jene Verordnung noch immer nicht vor, die die geänderte Corona-Teststrategie ab kommenden Freitag in eine rechtlich verbindliche Form gießt.
Angekündigt wurde bekanntlich, dass nur noch fünf PCR- und fünf Antigentests pro Monat von jedermann kostenfrei bezogen werden können. Das Gezerre um die verschärften Regeln rund um die Rückkehr der weitgehenden Maskenpflicht vergangene Woche ist ebenfalls in Erinnerung. Die Novelle der Basismaßnahmenverordnung wurde aber so spät fertig, dass sich die Änderungen verzögerten.
Adaptierungen greifen demnächst auch in den Schulen: Nach Ostern wird pro Woche nur noch ein PCR-Test gemacht, kündigte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Dienstag an. Derzeit sind es inklusive Antigen-Test drei Tests. Damit ist auch der Ninja-Pass Geschichte, der – vollständig ausgefüllt – für Schüler bis 15 Jahre dem Grünen Pass innerhalb Österreichs gleichgesetzt war.
Unterdessen bleibt die Impfwilligkeit auf niedrigem Niveau: In den vergangenen sieben Tagen wurden in ganz Österreich nur 23.185 Coronaimpfungen verabreicht, der Anteil der Erstdosen betrug rund sieben Prozent.
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