Bereits vor zwei Monaten waren die ersten Details aus einer ethisch höchst umstrittenen Studie bekannt geworden: Im Dienste der Wissenschaft hatten Forscher 30 junge, gesunde Freiwillige, die zuvor weder geimpft waren, noch eine Infektion hinter sich hatten, mit einer niedrigen Dosis an Corona-Viren infiziert.
Die Viren - Wildtyp des Coronavirus - wurden den 18- bis 29-jährigen Experiment-Teilnehmern in Form einer Flüssigkeit in die Nase geträufelt. Danach beobachteten die Forscher vom Imperial College im Rahmen ihrer sogenannten Human-Challenge-Studie, ob Infektionen stattfanden und wie diese abliefen.
Drei Wochen mussten die Freiwilligen in einem hermetisch abgeriegelten Raum verbringen, wurden laufend getestet und unterzogen sich verschiedenen Untersuchungen und Tests. Übrigens hatte sich nur die Hälfte der Freiwilligen mit der Variante infiziert.
Was man bereits wusste aus der Studie: Im Schnitt traten bei den Teilnehmern schon 42 Stunden, also knapp zwei Tage nach der Ansteckung, Symptome auf. Jetzt wurde die Studie veröffentlicht und neue Details wurden bekannt.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer, nämlich 18 wurden infiziert, die Viruslast stieg bei ihnen steil an und erreichte fünf Tage nach Verabreichung der Viren ihren Höhepunkt. Das Virus wurde zuerst im Rachenraum nachgewiesen, stieg aber in der Nase auf deutlich höhere Werte an. (Die Originalstudie können Sie hier auf Englisch nachlesen.)
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter konnten bis zu zehn Tage vermehrbare Viren aus der Nase gewinnen. Neun von zehn Probanden berichteten über leichte mit mittelschwere Symptome, die zwei bis vier Tage nach Verabreichung der Viren-Tropfen einsetzten.
Jeder zehnte Teilnehmer blieb übrigens symptomlos. Die bekannte deutsche Virologin Sandra Ciesek zu diesem Fakt: "Es konnte kein quantitativer Zusammenhang zwischen Viruslast und Symptomen festgestellt werden, wobei hohe Viruslasten auch bei asymptomatischen Infektionen auftraten."
US-Experte Michael Mina erklärt: "Symptome können einfach bedeuten, dass Ihr Immunsystem funktioniert. Tatsächlich kann symptomlos bedeuten, dass Sie sehr ansteckend sind."
Ciesek, bekannt aus dem deutschen NDR-Podcast Coronavirus Update, wirft ein: "Eine Limitation dieser Studie ist die geringe Stichprobengröße, die dazu führen könnte, dass seltene Ereignisse oder kleine Unterschiede im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion nicht erkannt wurden."
Unter Medizinethikern sind Studien, bei denen gesunde Menschen einer Gefahr ausgesetzt werden, höchst umstritten, wie die britische Epidemiologin Deepti Gurdasani von Queen Mary University in London zu bedenken gibt.
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