"Verrat" bei italienischem Modelabel Benetton

FILE PHOTO: The logo of Italian fashion group Benetton is seen at a store in Zurich
Konzerngründer Luciano Benetton verlässt Konzernführung im Streit, Holding schießt 260 Millionen Euro zu.

Bei dem italienischen Modelabel Benetton gehen die Wogen hoch. Nachdem die Jahresziele 2023 verfehlt wurden, soll die Konzernmutter Edizione Holding 260 Millionen Euro zuschießen, um das Unternehmen neu aufzustellen. In den letzten drei Jahren hat Edizione Benetton bereits mit 350 Millionen Euro unterstützt, die Verluste sollen sich seit 2013 auf eine Milliarde Euro summieren.

Für Aufregung sorgte am Wochenende ein Interview mit Luciano Benetton, der das Unternehmen 1965 zusammen mit drei Geschwistern gegründet hat. Der 89-Jährige sagte zum Corriere della Sera, er fühle sich vom Management „verraten“. Unter anderem soll ihm Firmenchef Massimo Renon ein „dramatisches Budgetloch“ in Höhe von 100 Millionen Euro verschwiegen haben.

Benetton, der 2018 (also im Alter von 82 Jahren, Anm.) aus der Pension in die Konzernführung zurückgekehrt war, hat angekündigt, seine Funktion als Präsident des Verwaltungsrats bei der Aktionärsversammlung am 18. Juni zurückzulegen.

"Verrat" bei italienischem Modelabel Benetton

Luciano Benetton

Das Unternehmen ist mit etwa 3.700 Geschäften in 80 Ländern vertreten, es steht aber unter massivem Konkurrenzdruck durch billigere Modeanbieter. Die Gewerkschaft reagierte alarmiert auf die Wortmeldungen Luciano Benettons. Befürchtet wird, dass es im Zuge der Reorganisation des Unternehmens zu Einsparungen bei den Beschäftigten kommt. Renon prüft Berichten zufolge eine Klage wegen Rufschädigung.

Schwere Vorwürfe gegen Familie

Luciano Benetton und seine Familie zählen zu den reichsten Italienern. Zu ihrer Edizione Holding gehören nicht nur Beteiligungen am Versicherungskonzern Generali und der Investmentbank Mediobanca, sondern auch Flughäfen sowie Autobahn- und Raststättenbetreiber. Darunter war auch der Betreiber der Morandi-Brücke in Genua. Als diese 2018 einstürzte, kamen 43 Menschen ums Leben.

Der Familie Benetton wurde Profitgier vorgeworfen, sie hätte zwar Geld für Autobahnen kassiert, aber nicht in die Instandhaltung investiert und so das Unglück in Kauf genommen.

Mittlerweile läuft gegen die damaligen Manager des Autobahnbetreibers ein Prozess in Genua.

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