Coronavirus hält Wirtschaft in Atem: "Folgen werden erheblich sein"
Der Coronavirus hält Norditalien in seinem Bann. Nicht nur Kulturstädten, Kirchen, Schulen und Universitäten in den Provinzen Lombardei, Emilia-Romagna, Piemont und Venetien bleiben geschlossen, sondern auch öffentliche Lokale sperren um 18.00 Uhr zu. Abgesagt wurden auch Messen wie die Brillenmesse Mido in Mailand. Dass die Lombardei, der Wirtschaftsmotor Italiens, vom Virus massiv betroffen ist, schlägt auch auf Österreichs Exporteure durch.
Reisewarnung für Italien: Coronavirus hat Europa fest im Griff
Wichtige Region
„Österreichs Unternehmen liefern in die Lombardei so viele Waren wie etwa nach Russland oder Spanien“, sagt Gudrun Hager, Leiterin des WKO-Außenhandelscenters in Mailand, zum KURIER.
„Wir sind permanent mit österreichischen Firmen in Kontakt und beraten diese. Die Unternehmen wollen so viel wie möglich über die aktuelle Ausbreitung des Coronavirus wissen und wie das Virus ihre Geschäfte beeinflussen könnte.“ Nachsatz: „Viele Firmen bauen gerade eigene Taskforces auf.“
Nicht notwendige Reisen
Die Lombardei ist mit vier Todesopfern und 219 Infizierten aktuell am stärksten betroffen. „Es wird klar kommuniziert, dass nicht notwendige Geschäftsreisen nach Italien vermieden oder verschoben werden sollten“, sagt Hager. Das Mailänder Außenhandelscenter hat seine Pforten jedenfalls bis Donnerstag geschlossen. Die Serviceleistungen erfolgen per Home Office via eMail (mailand@wko.at) und Telefon.
Doch die Angst vor dem Coronavirus hat nicht nur Italien, sondern die Weltwirtschaft im Griff. An den Börsen ging es am Montag jedenfalls rund. Der deutsche Leitindex DAX ging im Tagesverlauf bis zu 3,63 Prozent nach unten, der Wiener ATX 3,83 Prozent und der Mailänder Index MIB um bis zu 4,59 Prozent.
Auch Athen betroffen
Der Athener Börsenindex Athex 20 ist um mehr als neun Prozent abgestürzt. Vor allem der Fährverkehr zwischen Griechenland und Italien steht im Zeichen des Coronavirus. Athen hat auch alle künftigen Klassenfahrten nach Italien verboten. Indes stehen auch die Aktien von Fluggesellschaften und Logistikkonzernen unter Druck. Die Papiere der AUA-Mutter Lufthansa büßten 6,75 Prozent und die der Air France-KLM zehn Prozent ein.
„Klar ist, dass die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie erheblich sein werden“, meint Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank. In Fernost seien die wirtschaftlichen Schäden durch Produktionsausfälle in Fabriken, die Störung von Lieferketten, eingeschränkte Konsummöglichkeiten sowie die Ausfälle im Reiseverkehr schon jetzt beträchtlich. Alleine der Einbruch im Tourismus wird in Asien umgerechnet 106,5 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung kosten. Die Epidemie setzt auch dem Ölpreis zu. Er sank um vier Prozent.
Dagegen stieg der Goldpreis in London weiter an. Der Preis für eine Feinunze (31,10 Gramm) Gold kletterte auf 1.561 Euro. Zuletzt hatte der Goldpreis im Jänner 2013 diesen Wert erreicht.
Enge Verzahnung
Im Kampf gegen das Coronavirus sieht Österreichs Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck ihr Ressort gut aufgestellt. „Wir haben vor wenigen Tagen eine Taskforce gegründet, die aus dem Ministerium, aus Wirtschaftskammer, der Industriellen Vereinigung und chinesischer Botschaft besteht und wöchentlich tagt“, sagt Schramböck.
Wichtig für die Wirtschaft sei, dass die Lieferketten erhalten blieben und die Unternehmen genug Nachschub bekämen. Weiters sei die E-Mail-Adresse wirtschaft.covid-19@bmdw.gv.at eingerichtet worden, an die sich Unternehmen mit Fragen wenden können. Kolportierte Summen, wie einen Schaden von 1,1 Milliarden Euro für Österreichs Wirtschaft, kann Schramböck nicht verifizieren.
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