Coronavirus: Die Verlierer und die Gewinner in der Wirtschaft
Die Ausbreitung des Coronavirus betrifft auch die Weltwirtschaft. An den Börsen ging es Montagvormittag jedenfalls rund. Der deutsche Leitindex ging je nach Schwankung zwischen drei und vier Prozent nach unten. Ebenso in Wien der ATX.
Doch es gibt nicht nur Verlierer. Wer von der aktuellen Corona-Welle profitiert - und wer nicht - lesen Sie hier.
Verlierer Nummer eins: Fluglinien und Logistiker
Vor allem die Aktien von Fluggesellschaften und Logistikkonzernen stehen unter Druck.
Die Papiere der AUA-Mutter Lufthansa, der Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG büßten jeweils rund 7 Prozent ein.
Die Papiere der international tätigen Logistikanbieter Deutsche Post, A.P. Moeller-Maersk und Kühne & Nagel verloren zwischen 4,6 und 5,2 Prozent.
"Klar ist, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie erheblich sein werden", schrieb Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank. Es sei nicht auszuschließen, dass die Infektion in eine Pandemie münde.
In Fernost seien die wirtschaftlichen Schäden durch Produktionsausfälle in Fabriken, die Störung von Lieferketten, eingeschränkte Konsummöglichkeiten sowie die Ausfälle im Reiseverkehr schon jetzt beträchtlich.
Verlierer Nummer zwei: Die europäische Autobranche
Wegen der Coronakrise dürfte der Fahrzeugabsatz in China im ersten Halbjahr um mehr als zehn Prozent sinken, schätzt der Branchenverband.
Besonders heftig dürfte es Europas Autoindustrie treffen. Und damit auch die ösrterreichischen Zulieferer für die deutsche Autoindustrie. Tausende Jobs sind hierzulande mittelfristig in Gefahr.
Im Januar lieferten die Hersteller 1,6 Millionen Fahrzeuge an Autohändler aus - gut ein Fünftel weniger als im Vorjahreszeitraum, berichtete der Herstellerverband China Association of Automobile Manufacturers. Das war der stärkste Einbruch seit Jahresanfang 2012.
Bereits jetzt sind die Auslieferungen aller VW-Marken in China auf 343.400 Fahrzeuge gefallen - ein Einbruch von 11,3 Prozent gemessen am Vorjahr. Weltweit sorgte das für einen Rückgang der Verkäufe um 5,2 Prozent.
Am Montag wurde bekannt, dass die im April angesetzte Automesse in Peking verschoben wird.
Verlierer Nummer drei: Banken und Sparer
Investoren am Geldmarkt spekulieren wegen des sich ausbreitenden Coronavirus immer mehr auf eine Zinssenkung der EZB.
Inzwischen wird die Wahrscheinlichkeit auf 50 Prozent taxiert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli ihren Einlagensatz noch tiefer in den negativen Bereich auf minus 0,6 Prozent senken wird. Gegenwärtig liegt der Satz bei minus 0,5 Prozent.
Das Minuszeichen bedeutet, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken.
Mit den Negativzinsen will die EZB Banken dazu bewegen, mehr Kredite an die Wirtschaft auszureichen.
Verlierer Nummer vier: China - und wir alle
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF), der nun seine Wachstumsprognose für China gesenkt hat, sieht die Lage kritisch.
Der Fonds erwarte nun für 2020 ein Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent statt der noch im Januar vorhergesagten 6,0 Prozent, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa.
Das Wachstum der Weltwirtschaft werde wegen des Coronavirus voraussichtlich 0,1 Prozent geringer ausfallen.
Hier hatte der IWF vor kurzem noch von 3,3 Prozent Zuwachs im laufenden Jahr erwartet.
Ökonomen zufolge könnte sich das Wirtschaftswachstum Chinas im laufenden ersten Quartal auf drei Prozent oder sogar noch weniger fallen, nachdem es Ende 2019 noch zu einem Plus von sechs Prozent gereicht hatte.
Das wäre das langsamste Tempo seit fast 30 Jahren.
Gewinner Nummer eins: Autofahrer und Öl-Heizer
Die Ölpreise sind am Montag wegen der Sorgen wegen der internationalen Verbreitung des Coronavirus gefallen. Wer jetzt Heizöl kauft oder tankt, zählt also zu den Gewinnern
Sowohl europäisches als auch US-Rohöl ging nämlich deutlich runter. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete in der Früh 57,13 US-Dollar (52,89 Euro). Das waren 1,37 Dollar weniger als am Freitag.
Bisher waren die Erdölpreise im Februar gestiegen, nachdem sie seit Jahresbeginn wegen der Virus-Krise in China deutlich gefallen waren.
Gewinner Nummer zwei: Gold-Anleger
Gold profitiert wegen der Coronavirus-Krise immer mehr von seinem Status als sicherer Anlagehafen.
Am Montag stieg der Preis des Edelmetalls auf einen neuen siebenjährigen Höchststand. In der Spitze wurden für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) rund 1.679 US-Dollar gezahlt.
Das ist der höchste Stand seit Februar 2013. In Euro wurde ein neuer Rekordstand von rund 1.555 Euro erreicht.
Mi dem Anstieg um 2,1 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 1.678,58 Dollar je Feinunze steuert der Goldpreis auf den größten Tagesgewinn seit sieben Monaten zu.
Gewinner Nummer drei: Aktionäre einer gewissen Pharma-Aktie
Bei antiviralen Medikamenten liegt Gilead ganz vorn. Die Biotech-Firma ist führender Anbieter von Aids-Medikamenten.
Zur Behandlung von Coronavirus-Erkrankten haben chinesische Behörden inzwischen das Anti-Virus-Medikament Remdesivir von Gilead für klinische Versuche zugelassen.
761 Patienten nehmen an den Tests teil.Remdesivir habe gute Ergebnisse bei anderen Coronaviren wie Sars oder Mers und zumindest auf Zellebene auch bei dem 2019-nCov genannten neuen Virus gezeigt.
Die Nachricht aus China beflügelte den Aktienkurs der Biotech-Firma. Die Aktien von Gilead sprangen seit Ende Januar um über zehn Prozent nach oben, nachdem sie sich vorher eher seitwärts entwickelt hatten.
Kommentare