Olympia-Gold für Snowboard-Star Gasser: "Deshalb bin ich hergefahren"
Anna Gasser gewann am Dienstagmorgen erneut Gold im Snowboard-Big-Air und bleibt somit die einzige Olympiasiegerin in dieser Disziplin.
Zum ersten Mal in einem Bewerb zeigte sie den Cab Double 1260 bei ihrem letzten Run und überholte damit noch die Neuseeländerin Zoi Sadowski-Synnott, die bis dahin vor ihr lag. Bronze gewann die Japanerin Kokomo Murase.
Gasser sorgte damit auch für die insgesamt 16 Medaille (6 Gold, 6 Silber, 4 Bronze) des ÖOC-Teams in Peking und die vierte für die ÖSV-Snowboarder nach Gold für Benjamin Karl und Alessandro Hämmerle sowie Silber durch Daniela Ulbing.
"Damit hätte ich heute nicht gerechnet", sagte Anna Gasser nach dem Triumph. "Ich habe diesen Sprung so hart trainiert und war einfach froh, dass ich ihn zeigen konnte." Sie wäre auch "mit einem dritten oder zweiten Platz zufrieden gewesen", sagte die Kärntnerin: "Es hat heuer nie hundertprozentig gepasst, und heute nach all den Monaten in denen ich ein bisschen Pech hatte, hat alles zusammengepasst. Das macht es umso schöner. Dieses Mal habe ich gar nicht so an das Ergebnis gedacht."
"Alles geben"
"Alles geben" im Finale war die Devise. Das Ausscheiden einer ihrer größten Konkurrentinnen, der US-Amerikanerin Jamie Anderson, in der Qualifikation hätte bereits die halbe Miete sein können - vor ein paar Jahren noch. Doch 2022 war das Favoritinnenfeld massiv gewachsen. Der Boom im Frauen-Snowboarden, der von Anna Gasser mitinitiiert worden war, trägt heute Früchte. Junge Snowboarderinnen wie die Neuseeländerin Zoi Sadowski-Synnott (20), Kokomo Murase (17) aus Japan oder Tess Coady (21) aus Australien geben mitunter den Ton an.
Geschichte schrieb am Dienstagmorgen auch die Japanerin Reira Iwabuchi, die in ihrem dritten Run einen Frontside Triple Underflip 1260 zeigte, einen Sprung, den noch nie eine Frau in einem Contest gestanden hat. Ganz sauber konnte sie ebenfalls nicht landen, aber für die anderen Snowboarderinnen vor Ort war sie die Heldin des Tages. Sie kamen, um ihr zu gratulieren, auch wenn es für eine Medaille nicht reichte.
Die 30-jährige Anna Gasser kann mehr als nur mithalten. Auch sie arbeitet an dem Trick. Doch am Dienstag packte die routinierte Olympiasiegerin, Weltmeisterin und viermalige X-Games-Gewinnerin den Cab Double 1260 aus und zeigte beeindruckend, wie sicher sie den Top-Trick der Snowboarderinnen in den chinesischen Schnee setzen kann. Sie war vor drei Jahren die erste, die diesen Trick gestanden hat.
"Diesen einen Trick habe ich noch nie im Wettkampf gemacht, aber ich habe ihn so hart trainiert, ich wollte ihn unbedingt im Wettkampf zeigen. Ich habe mir gedacht: Ich hätte es mir verdient, dass ich den lande. Wegen diesem Trick bin ich hergefahren. Ich habe ihn in keinem Training gemacht, aber ich habe innerlich gewusst: Ich könnte nicht besser vorbereitet sein", freute sich Gasser über ihren gelungenen Premierensprung.
Druck und Schock
Vor dem Finale hatte Gasser mit Emotionen und Druck zu kämpfen. Sie sei "gut vorbereitet" nach Peking gekommen, nach dem nicht ideal verlaufenen Slopestyle in Zhangjiakou und schwierigen Trainingsbedingungen auf der Big-Air-Anlage in Peking wurde die Unzufriedenheit immer größer. "Ein paar Tage" haben sie "gebraucht", um den sechsten Platz nach guter Leistung im Slopestyle zu "verarbeiten", sagte die 30-Jährige.
Und dann auch noch der Schock der verfrühten Abreise von Freund und Trainingspartner Clemens Millauer, der sich im Training den Knöchel gebrochen hat. Doch genau das hat die Welt von Anna Gasser wieder in die richtige Perspektive gerückt, analysierte sie selbst.
Jetzt kann Gasser zufrieden nachhause zu Freund und Familie fliegen. Das Ziel, dass sie sich selbst und viele andere für sie gesetzt haben - eine Medaille zu machen - hat sie am Dienstag mehr als erreicht.
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