Nach der Nullnummer 2018 in Pyeongchang, als die stolze Skisprungnation leer ausgegangen war, hatte Stecher das Amt des Sportdirektors übernommen und schon zu Beginn ein ambitioniertes Ziel ausgegeben: Österreich müsse im Skispringen wieder die Lufthoheit haben.
Stecher und Trainer Widhölzl, den er 2020 auf den Kommandostand hievte, ging es dabei nie vorrangig um Seriensieger oder einzelne Überflieger. Sie wollten, dass Österreichs Skispringer im Kollektiv Erfolge landen. „Der Nationencup oder eine Teammedaillen sind das Wertvollste“, hatte Andreas Widhölzl vor dieser Saison gemeint.
Er weiß, wovon er spricht, denn er war vor 2006 in Turin selbst Teil einer Mannschaft, die Olympia-Gold im Teambewerb gewonnen hat. 16 Jahre später ist der Fieberbrunner nun auch als Trainer Olympiasieger. „Wir haben einen super Teamspirit“, sagte Andreas Widhölzl. Die vier goldenen Helden im Porträt.
Es gibt in diesem hochsensiblen und mitunter auch hochseltsamen Sport wenige Skispringer, die sich über einen langen Zeitraum in der Weltspitze halten. Stefan Kraft, der Startspringer, trotzt seit knapp einem Jahrzehnt allen Materialreformen und leistet sich kaum einmal große Formschwankungen. 10., 3., 6., 1., 4., 2., 1 – das sind die Platzierungen des 28-jährigen Pongauers im Gesamtweltcup. Als ihn im letzten Winter eine Corona-Infektion im Weltcup aus der Bahn warf, schlug Kraft bei der WM zu und wurde zum dritten Mal Einzelweltmeister.
Den Teamerfolg bei Olympia stellt der Salzburger aber über die WM-Titel und seinen Skiflug-Weltrekord. „Ich denke, das ist der schönste Tag in meinem Leben.“
Manchmal würde man sich wünschen, dass Daniel Huber den Schalter im Kopf umlegt und sich einfach öfter gehen lässt. Der 29-Jährige ist ein Kopfmensch und nahezu ständig beim Grübeln – das ist im Skispringen nicht immer von Vorteil.
Auch Olympia wurde für den 29-Jährigen wieder zur großen Denkaufgabe, nachdem es in den beiden Einzelbewerben nicht nach Wunsch geklappt hatte. „Ich weiß nicht, wo der Hund begraben ist“ hatte der Salzburger vor dem Teambewerb gemeint. Dort sorgte der 29-Jährige mit seinen Sprüngen dann nur bei den Gegnern für Kopfzerbrechen. „Olympiasieger? Wie das klingt.“
Mit seinen 23 Jahren ist Jan Hörl der Jüngste im goldenen Bunde. Dem Springer aus Bischofshofen wurde schon lange eine große Karriere prophezeit, allerdings stand er sich meist selbst im Weg. Dazu unterliefen dem Pongauer immer wieder seltsame Hoppalas. In Wisla wurde er seinerzeit disqualifiziert, weil er zu spät vom Balken losgefahren war. „Er ist unser Lauser“, meint Cheftrainer Widhölzl.
In diesem Winter ist Jan Hörl zum Siegspringer und zur Persönlichkeit gereift und der konstanteste Österreicher im Weltcup. „Der Olympiasieg ist unbeschreiblich. Bei mir herrscht Gefühlschaos.“
Oldie but Goldie trifft es bei Manuel Fettner mittlerweile genauso wie das Sprichwort: Alt, aber gut. Mit 36 Jahren ist der Tiroler nun der älteste Skisprung-Olympiasieger der Geschichte.
Der Routinier hatte als Schlussspringer die Ehre, die Goldmedaille heim zu springen und seinem persönlichen Olympia-Märchen ein glänzendes Kapitel hinzuzufügen. Fettner war bereits abgeschrieben, aus dem Nationalteam geflogen und wollte die Karriere bereits beenden. Jetzt steht er mit einer Silbermedaille und Gold da. „Unglaublich, was in den zwei Wochen passiert ist.“
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