Wie Dietrich Mateschitz und Red Bull die Sportwelt eroberten
Braucht Red Bull den Sport oder braucht der Sport Red Bull zur Finanzierung?, philosophierte Dietrich Mateschitz einst in einem KURIER-Interview. Unbestritten ist, dass die Sportwelt heute eine andere wäre ohne die Milliarden, die Red Bull in den vergangenen Jahrzehnten in den Sport investiert hat. Dabei traf pure Sport-Leidenschaft auf klares Wirtschaftskalkül.
Es ist im Sport heute praktisch unmöglich, dem Roten Bullen aus dem Weg zu gehen. Er prangt auf Formel-1-Boliden, er lacht von Fußballertrikots, er glänzt auf Sportlerhelmen. Mehr als 500 Athleten gehören weltweit der Red-Bull-Sportfamilie an, dazu kommen Fußballteams auf mehreren Kontinenten, Motorsport-Rennställe, und, und, und – sie alle sorgen für eine Omnipräsenz, die ihresgleichen sucht.
Actionhelden
Bevor Red Bull in der Mitte der Sportgesellschaft ankam, hatte Dietrich Mateschitz bei seinen Marketingaktivitäten vor allem die Nähe von Rand- und Actionsportlern gesucht. Anfänglich traten Snowboarder, Basejumper, Windsurfer und andere Adrenalinjunkies im Namen der Dose auf. Die jungen, coolen Sportler waren die perfekten Werbeträger für das neue Getränk.
Damals galt bei Red Bull das Sponsoring von klassischen Sportarten und Mannschaften noch als Tabu, doch über die Jahre wurde die Spielwiese immer farbenfroher und die globale Redbullisierung des Sports nahm ihren Lauf.
Die große Leidenschaft von Dietrich Mateschitz galt immer dem Motorsport. 2005 waren die ersten Boliden des Red Bull Racing Teams in der Formel 1 am Start und seither befindet sich der Rennstall auf der Überholspur. Nur fünf Jahre nach der Gründung wurde Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel Weltmeister, heute hält das Team bei sechs Fahrertiteln. Erst vor zwei Wochen fuhr Max Verstappen den WM-Titel für Red Bull ein.
Ballartisten
Im Fußball dauerte es derweil ungleich länger, bis Red Bull die Auffahrt auf die Siegerstraße fand. Mateschitz musste nach der Übernahme des SV Salzburg (2005) erkennen, dass Geld allein noch lange keinen Erfolg garantiert. Es sollten fast eineinhalb Jahrzehnte vergehen, bis der heimische Serienmeister FC Red Bull Salzburg erstmals in der Champions League am Ball sein durfte.
Mittlerweile spielt Red Bull auch im Fußball im Konzert der Großen mit. Der Klub aus Salzburg hat sich einen exzellenten Ruf als Talenteschmiede und Sprungbrettverein erarbeitet, bei dem Jungprofis treffsicher zu Stars heranreifen. Mit den Spielern, die in den letzten Jahren das Salzburger Trikot trugen, lässt sich heute eine Weltauswahl formieren: Mane, Haaland, Keita oder Upamecano stehen exemplarisch für die hervorragende Arbeit in Salzburg.
Abseits der Fußballplätze und Formel-1-Rennstrecken revolutionierte Red Bull den Sport mit neuen Bewerben und Disziplinen. Wie etwa das Air Race, bei dem waghalsige Piloten ihre Flugzeuge akrobatisch durch einen Parcours steuern. Es wurde die Cliff Diving Series ins Leben gerufen, ein Bewerb für Klippenspringer, es gibt das Crashed Ice, so etwas wie ein Abfahrtslauf auf Eislaufschuhen, sogar ein weltweiter Papierfliegerweitwurfbewerb hat sich etabliert.
Inszenierung
Eines zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Sportgeschichte von Red Bull: Die Inszenierung hat Methode, Auffallen um jeden Preis war stets die Maxime. Das wurde 2012 beim Projekt Stratos augenscheinlich.
Dabei sprang Basejumper Felix Baumgartner in 39 Kilometern Höhe mit einem Fallschirm aus einem Spezialballon ab. 25 Millionen Euro kostete das Pilotprojekt, das Red Bull weltweite Aufmerksamkeit brachte. Fachleute schätzten den Werbewert der Aktion auf 1 Milliarde Euro. "Jedes unserer Engagements im Sport muss sich ausnahmslos rational begründen", meinte Dietrich Mateschitz im KURIER-Gespräch. "Was aber nicht ausschließt, dass man es mit Passion und Freude machen kann." Und ob Red Bull jetzt den Sport braucht, oder der Sport Red Bull zur Finanzierung?
"Das ist vergleichbar mit der Frage, ob man zum Gehen eher den linken oder den rechten Fuß braucht."
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