Wacker Innsbruck droht nächste Woche die Insolvenz
Wenn die Anrufe und Mails, die in der Zentrale des Tiroler Fußballverbandes im Tivolistadion eintrudeln, die Stimmungslage im Land widerspiegeln, dann hat der FC Wacker Innsbruck fast allen Kredit verspielt.
Dass der Zweitligist wieder einmal dermaßen finanziell im Eck steht, dass ein fußballpolitischer Krisengipfel einberufen werden musste - beileibe nicht der erste, wohlgemerkt - löst vom Außerfern bis ins Zillertal Unverständnis aus, da und dort sogar Empörung. Zehn Meistertitel hin, Traditionsverein her.
"Wichtig ist, dass in Fußball-Tirol Frieden hergestellt ist", sagt Josef Geisler. So sehr sich der frühere Richter über sportliche Erfolge der Tiroler Profiteams freuen mag, als Präsident des Tiroler Fußballverbandes ist er vor allem verantwortlich für den Breitensport und die zehntausenden Amateurkicker, die hierzulande dem Ball nachjagen.
In seinen Gesprächen mit Funktionären und Spielern bemerkte der Verbandschef in den letzten Wochen, dass der FC Wacker innerhalb der Fußball-Familie zusehens ins Abseits gerät. "Es rumort an der Basis" berichtet Josef Geisler. Mit Argusaugen würde die Vorgehensweise der Politik, aber auch des Fußballverbandes beobachtet werden. "Die Leute fragen sich zurecht: Warum soll der FC Wacker von der öffentlichen Hand gerettet werden?"
Schon 2002 nach dem Konkurs des FC Tirol war die Rettung des Tiroler Profifußballs ein Kraftakt gewesen. Zum Unterschied von heute war Innsbruck damals österreichische Fußball-Hauptstadt, als dreifacher Meister in Folge war der FC Tirol in der Gesellschaft fest verankert und etabliert und genoss trotz all der finanziellen Fouls des Vorstandes hohes Ansehen.
Wahrscheinlich hätte der Fußball damals in Tirol angesichts seiner Breitenwirkung auch als Wahlkampfthema getaugt. 20 Jahre später wird Landeshauptmann Günther Platter, der 2002 als Sportlandesrat aktiv beim Neustart in der Regionalliga mit der SPG WSG Wacker Tirol am Ball war, einen Teufel tun, und sich in der Öffentlichkeit für einen Fortbestand des Krisenklubs einsetzen.
Vor der anstehenden Landtagswahl scheint das Motto zu lauten: Mit dem FC Wacker lassen sich keine Wählerstimmen gewinnen. Mit dem FC Wacker kann man nur verlieren.
Bezeichnend, dass der zehnfache Meister längst nicht mehr Chefsache ist, sondern Sportlandesrat Josef Geisler am Dienstag zum fußballpolitischen Krisengipfel mit dem Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi, Sportstadträtin Elisabeth Mayr, dem gleichnamigen Fußballverbandschef Josef Geisler und Wacker-Präsident Kevin Radi entsandt wurde.
Die Gespräche waren ernüchternd. Kevin Radi konnte keine konkreten Pläne und Zahlen vorlegen und vertröstete die Gesprächspartner. Anscheinend würden sich die Außenstände des Vereins auf 600.000 Euro belaufen, die GmbH sei 1,35 Millionen Euro im minus.
Er hoffe immer noch auf die Gelder des Investors aus Stuttgart, meinte Radi. Sollten die Millionen auch bis Ende nächster Woche nicht fließen, dann wäre die Insolvenz unausweichlich.
Nach all den Vorkommnissen und Turbulenzen der vergangenen Jahre stelle sich ernsthaft die Frage, "ob die Marke FC Wacker mittlerweile nicht irreparabel beschädigt" sei, meint Verbandschef Geisler.
Nimmt man die treuen und farbenfrohen Fans von der Nordtribüne einmal aus, die übrigens im Besitz der offiziellen Marken- und Bildrechte des FCW sind, dann gibt's rund um diesen Klub wenig Erbauliches.
Es ist kein Geheimnis, dass die vereinseigene FC Wacker GmbH vor der Insolvenz steht. Die einzige Frage ist eigentlich nur mehr: Kann der Verein aus all dem Schlamassel irgendwie herausgehalten werden. Davon hängt der Fortbestand des FC Wacker ab.
Bleibt der Verein verschont, besteht die Möglichkeit, in der Regionalliga Tirol weiter zu spielen. Sollte aber dem Verein ein Insolvenzverfahren drohen, dann beginnt der Neustart in der 2.Klasse, der untersten Leistungsstufe.
Josef Geisler ist keiner, der sich für Sonderlösungen erweichen lassen wird. Der Verbandschef war jahrelang als Richter tätig, er ist ein Mann, der von Amts wegen die Spielregeln einhält und nicht uminterpretiert. Muss der Verein FC Wacker ein Insolvenzverfahren eröffnen, dann ist für ihn der Fall in die 2.Klasse besiegelt. "Das ist nicht verhandelbar."
Warum sollte der FC Wacker auch eine Sonderbehandlung erfahren? Nüchtern betrachtet ist der zehnfache Meister ein gestandener Zweitligist (in sieben der vergangenen acht Saisonen war Liga 2 die Spielwiese).
Es mag zwar immer noch sein - und wohl auch noch länger so bleiben - dass der FC Wacker der Klub ist, der in Tirol die Menschen am meisten bewegt. Sportlich führt er längst ein Schatten-Dasein.
Am Montag erhielt Verbandspräsident Geisler in seinem Büro übrigens auch noch Besuch von einer Wattener Delegation. Präsidentin Diana Langes-Swarovski, Sportchef Stefan Köck und Trainer Thomas Silberberger, die drei Köpfe, die hauptverantwortlich sind, dass WSG Tirol heute in der Bundesliga spielt und die Nummer 1 im Tiroler Fußball ist, wurden vorstellig.
Sie reklamierten keine Sonderbehandlung für sich, sie wollen nur eine faire und ausgewogene Behandlung."Ehrliche und seriöse Arbeit soll auch belohnt werden, wenn es um die Förderungen geht", sagt Josef Geisler.
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