"Wir sind Passagiere": So erleben die Wacker-Mitarbeiter die Krise

FUSSBALL: TIPICO-BUNDESLIGA / QUALIFIKATIONSRUNDE: FC WACKER INNSBRUCK - SV MATTERSBURG
Die Mitarbeiter des Zweitligisten warten teilweise seit Monaten auf ihre Löhne. Warum trotzdem noch keiner hingeworfen hat und alle immer noch auf eine Rettung hoffen.

Es war in den vergangenen Wochen viel darüber zu lesen, wo überall sich rund um den FC Wacker und seine GmbH die Schuldenberge auftürmen. Von der Gesundheitskasse bis zum Stadionbetreiber, vom großen Hotelier bis zum kleinen Lieferanten, nicht zu vergessen die Spieler des Zweitligisten, die dem Klub bereits eine Nachfrist gesetzt haben.

Einige Personen, die ebenfalls schon seit langem auf die vereinbarten Gelder warten, stehen dagegen im Abseits und kommen vergleichsweise kurz. Über das Schicksal der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des dahinsiechenden FC Wacker wird in der Öffentlichkeit selten einmal ein Wort verloren.

Schon im Normalfall müssen sie im Hintergrund spuren, damit vorne die Fußballer und Funktionäre im Rampenlicht glänzen können. In Krisen-Zeiten wie diesen wird diese Diskrepanz jetzt noch größer. Man könne sehen, wer wirklich hinter dem Verein steht, wurde Neo-Präsident Kevin Radi unlängst zitiert.

Eine Aussage, die mehr als entbehrlich ist und in den Ohren mancher treuer FCW-Mitarbeiter, die seit Monaten nicht mehr bezahlt werden, wie blanker Hohn klingen muss.

"Wir sind Passagiere": So erleben die Wacker-Mitarbeiter die Krise

Wacker-Präsident Kevin Radi

Nur einmal als Denkbeispiel: Würden die Mitarbeiter der Geschäftsstelle es den Spielern gleichtun und heute ihren Dienst quittieren - acht Spieler haben mittlerweile die Verträge aufgelöst -  der Verein wäre von einem Tag auf den anderen handlungsunfähig.

 

 

 

Die Funktionäre des Zweitligisten müssen sich geradezu glücklich schätzen, dass ihnen die Helfer im Hintergrund noch nicht davongelaufen sind. Das liegt vor allem am Idealismus, mit dem die Mitarbeiter der Geschäftsstelle am Werk sind. Viele von ihnen sind Fans und standen früher selbst auf der Fantribüne, alle sind mit Herzblut dabei.

Auch wenn die Herzens- zusehends zu einer Schmerzensangelegenheit wird.

„Das Schlimmste ist, dass man selbst nichts tun kann. Wir sind im Moment alle irgendwie Passagiere“, sagt Alexander Zorzi. Der 25-Jährige ist der Pressesprecher des FC Wacker, er hatte in den vergangenen Tagen die unangenehme Aufgabe, die schlechten Nachrichten der Lizenzverweigerung in schöne Worte zu verpacken.

Es falle ihm zusehends schwerer, nicht die Hoffnung zu verlieren, gesteht Alexander Zorzi. Und die Mitarbeiter des FC Wacker sind ja keineswegs blauäugig: Sie laufen seit Ewigkeiten ihren Löhnen hinterher, sie lesen die Zeitungen, sie erleben die enttäuschten Fans, die in der Geschäftsstelle ihre Mitgliedskarten zurücklegen, sie kriegen Tag für Tag hautnah mit, wie schlimm es um den Verein steht.
 

"Wir sind Passagiere": So erleben die Wacker-Mitarbeiter die Krise

Alexander Zorzi (25) ist der Pressesprecher des FC Wacker

Nüchtern betrachtet ist der FC Wacker am Ende. Sollte über den Traditionsverein in den kommenden Tagen kein Insolvenzverfahren eröffnet werden, wäre das ein Fußball-Wunder wie der legendäre Klassenerhalt der Innsbrucker in der Saison 2012/’13.

Damals lag der FCW in der allerletzten Runde beim WAC 20 Minuten vor Schluss 0:2 zurück und benötigte einen Sieg, um nicht abzusteigen. Am Ende gewann Wacker 3:2….

Und gerade weil der Fußball ein Emotionssport ist, hoffen sie auch in der Geschäftsstelle des FC Wacker noch auf ein Happy End. Wohl wissend, dass die Zeichen auf Abstieg bzw. Absturz stehen.
 

Als das Protestkomitee der Bundesliga dem FC Wacker am vergangenen Mittwoch auch in zweiter Instanz die Zulassung verweigerte, habe er „eine große Leere“ verspürt, sagt Pressesprecher Alexander Zorzi.

Aber aufgeben? Dem Verein den Rücken kehren? Einen Arbeitgeber suchen, der die Gehälter pünktlich bezahlt? Nein, das käme ihm nicht in den Sinn. Auch wenn das Ende nahe ist.

Theoretisch könnte der FC Wacker noch den Weg zum Ständigen Neutralen Schiedsgericht wählen, um gegen die Lizenzverweigerung vorzugehen. Praktisch macht das keinen Sinn, denn der Verein darf keine Unterlagen mehr nachreichen.

Jeder Mitarbeiter weiß, dass  der Strohhalm, an den sich alle noch klammern, sehr dünn und porös ist.  Und jedem ist klar, dass man gerade mehr auf sein Herz als den Verstand hört. Aber wie meint doch Alexander Zorzi: „Irgendwie hat jeder von uns noch immer einen Funken Hoffnung, dass das Urteil aufgehoben wird.“

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