Die Zukunft der Türkei entscheidet sich am Bosporus

Gläubige stehen am 15. März 2024 auf dem Eminonu-Platz in Istanbul Schlangefür das Iftar-Essen.
Präsident Erdoğan kämpft am Sonntag gegen seinen aktuell gefährlichsten politischen Gegner um die Vorherrschaft in Istanbul. Der Ausgang der Wahl bestimmt die Zukunft der gesamten türkischen Republik.

Fallen Wahlen in die Zeit des Ramadans, dann wird auch im Wahlkampf "gefastet": Die Parteistände verzichten auf Tee und Kaffee; die Kleinbusse, aus denen die Wahlkampflieder der Kandidaten schallen, biegen seltener um die Ecke. Stattdessen haben die Parteien riesige Iftar-Zelte aufgestellt, in denen täglich gemeinsam das Fasten gebrochen wird. Bereits Stunden vor Sonnenuntergang bilden sich Menschenschlangen davor. In Zeiten von – offiziell – 67 Prozent Inflation, wer lässt sich da ein kostenloses Essen entgehen?

Und trotzdem liegt eine Anspannung über dem Bosporus, wie die Ruhe vor dem Sturm: Denn die Bürgermeisterwahl am Sonntag ist entscheidend für die Zukunft der gesamten Türkei. Das Duell: Präsident Recep Tayyip Erdoğan gegen den aktuell populärsten Oppositionspolitiker der Türkei, der amtierende Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu von der säkularen, sozialdemokratischen CHP.

Hätte er, und nicht der damalige Partei-Vorsitzende Kemal Kılıçdaroğlu, bei der Präsidentschaftswahl im Vorjahr Erdoğan herausgefordert, "wer weiß, wie die Türkei heute aussehen würde", sagt einer seiner Anhänger in der Schlange vor dem Iftar-Zelt vorm Ägyptischen Bazar.

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