US-Marine wusste seit Sonntag vom tödlichen Ende der "Titan"

US-Marine wusste seit Sonntag vom tödlichen Ende der "Titan"
Geheimes akustisches Überwachungssystem im Nord-Atlantik nahm früh Signale einer möglichen Implosion der Tauch-Kapsel auf.

Die Führung der gestern abrupt abgebrochenen Such- und Rettungsmission für das zur Titanic aufgebrochene Tauch-Boot Titan wusste offenbar sehr viel früher vom katastrophalen Ende der Tiefsee-Expedition. 

Wie das Wall Street Journal berichtet, hatte die US-Marine mittels eines hochgeheimen Überwachungssystems bereits am vergangenen Sonntag entsprechende akustische Signale empfangen und eine “Unregelmäßigkeit” festgestellt, die zu einer Implosion oder Explosion in der Zone passen könnte, in der sich die Titan seinerzeit im Nord-Atlantik befand. Das sagte ein Sprecher der Navy der Zeitung. 

➤ Mehr lesen: US-Küstenwache geht vom Tod der "Titan"-Besatzung aus

An jenem Sonntag war knapp zwei Stunden nach dem Tauchgang der kleinen Kapsel, in der fünf Menschen den Tod fanden, der Kontakt zum Mutterschiff Polar Prince abgebrochen.

Viele Stunden später erst informierte das Betreiber-Unternehmen Oceangate, dessen CEO Stockton Rush unter den Opfern ist, die US-Küstenwache. 

Die US-Marine legt Wert auf die Feststellung, dass die führenden Köpfe der über fast fünf Tage gelaufenen Rettungsmission frühzeitig über die Erkenntnisse informiert worden seien. 

Warum sie nicht öffentlich gemacht wurden, warum bis zuletzt an der These festgehalten wurde, es bestehe eine Rettungsmöglichkeit, wenn man nur rechtzeitig vor der Leerung der auf 96 Stunden begrenzten Sauerstoffvorräte die Titan-Crew bergen kann, ist bisher unklar. 

Inoffiziell hieß es, die Angaben über eine mögliche frühe Implosion der Tauch-Kapsel in knapp 4000 Meter Tiefe, seien zu vage gewesen, um keine großangelegte Such-Aktion einzuleiten.

➤ Mehr lesen: Verschollenes Tauchboot: War die Hülle der "Titan" zu dünn?

Heftige Kritik von Titanic-Regisseur Cameron

Unterdessen hat der bekannte Hollywood-Regisseur James Cameron, der dem Untergang der Titanic in den 90er Jahren ein preisgekröntes Film-Denkmal setzte und viele Male per U-Boot Tauchgänge zum Wrack durchführte, schwere Kritik an der Titan-Betreiberfirma Oceangate geübt. 

Cameron sagte in US-Medien, es gebe unheimliche Parallelen zwischen der Tragödie um die Titan und dem Sinken der Titanic 1912. Damals habe der Kapitän des Ozeandampfers Warnungen vor Packeis im Nordatlantik in den Wind geschlagen, sagte der Kanadier dem TV-Sender ABC News. Im Falle der Titan seien Warnungen ignoriert worden, dass das Tauchboot nicht den Anforderungen entspricht und viel zu experimentell gebaut sei, um Menschen dauerhaft sicher zur Titanic und zurückzutransportieren.

Die US-Regierung von Präsident Joe Biden sprach den Hinterbliebenen der fünf Insassen des Tauchboots ihr Beileid aus.

“Unsere Herzen sind bei den Familien und den geliebten Menschen von jenen, die ihre Leben in der Titan verloren haben”, heißt es in einer Stellungnahme der Weißen Hauses. Die Angehörigen hätten “grauenvolle Torturen” hinter sich. “Wir werden weiter an sie denken und für sie beten.”

"Sie mussten nicht leiden"

Zuvor hatten die US-Küstenwache und die Firma Oceangate de facto den Tod der Titan-Besatzung bekanntgegeben. Danach gehen die von einem am Donnerstagmorgen eingesetzten Bergungs-Roboter 500 Meter neben dem Titanic-Wrack gesichteten Trümmerteile eindeutig auf das Tauchboot zurück.

Aus noch ungeklärter Ursache sei es zu einem “katastrophalen Druckabfall” in der kleinen Passagier-Kabine gekommen, sagte Konter-Admiral John Mauger. Inoffiziell erklärten Experten der Küstenwache, dass der Tod “wahrscheinlich im Bruchteil einer Sekunde durch eine gewaltige Implosion” über die fünf Expeditionsteilnehmer im Alter von 19 bis 77 Jahren gekommen sei. "Sie mussten nicht leiden."

 

Kommentare