Österreich: 38.000 Türken stimmten mit "Ja"

Im Juli 2016 demonstrierten Türken in Österreich gegen den Putschversuch in der Türkei.
Auch im Ausland stimmten die Türken mit knapp 60 Prozent für das "Ja" - zumindest in Europa. Türken in den USA, Kanada, Russland und Australien sagten klar "Nein".

Die Türken in Österreich haben sich deutlicher für die umstrittene Verfassungsreform in der Türkei ausgesprochen als ihre Landsleute in der Heimat. Nach Auszählung aller Stimmen in Österreich stimmten laut amtlicher Agentur Anadolu 73,23 Prozent für die Einführung des Präsidialsystems, 26,77 Prozent dagegen. Zur Wahl aufgerufen waren hierzulande 108.561 Stimmberechtigte - nur 50,95 Prozent davon nahmen ihr demokratisches Recht aber auch wahr. In absoluten Zahlen stimmten damit lediglich 38.215 Austro-Türken für den radikalen Umbau der Demokratie in ihrer Heimat, 13.972 waren dagegen. Nach Schätzungen leben insgesamt bis zu 300.000 Menschen mit türkischen Wurzeln in Österreich.

Kommentar: Bedenkliches Votum der Austro-Türken

Während in der Türkei am Sonntag abgestimmt wurde, hatten in Österreich die Türken an diplomatischen Vertretungen in Wien, Salzburg und Bregenz zwischen 27. März und 9. April Gelegenheit zur Stimmabgabe.

Nach Auszählung von 99,97 Prozent der Stimmen votierten in der Türkei 51,41 Prozent der Wähler mit "Ja", wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, 48,59 Prozent mit Nein.

Österreich: 38.000 Türken stimmten mit "Ja"

"Nazi-Methoden"

In Deutschland stimmten laut Anadolu 63,1 Prozent beim Referendum mit "Ja". In den Niederlanden konnten die Unterstützer des Präsidialsystems 71 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. Auf den höchsten Wert in Europa kam Belgien mit 75,1 Prozent "Ja"-Stimmen. In der Schweiz blieb das "Ja"-Lager dagegen mit 38 Prozent klar in der Minderheit. Ebenso in Schweden (47 Prozent) und im Vereinten Königreich (20 Prozent).

Besonders mit Deutschland und den Niederlanden hatte der Streit um Wahlkampfauftritte türkischer Regierungsmitglieder für schwere Verwerfungen mit Ankara geführt. Erdogan hatte beiden Ländern "Nazi-Methoden" vorgeworfen.

Österreich: 38.000 Türken stimmten mit "Ja"
ABD0003_20170417 - Eine Teilnehmerin einer Wahlparty der Cumhuriyet Halk Partisi (CHP, Republikanische Volkspartei) weint am 16.04.2017 im Theater 28 in Berlin, während Hochrechnungen auf eine Leinwand projiziert werden. Die Türken stimmen über eine Verfassungsänderung zur Einführung eines Präsidialsystems ab, das Staatspräsident Erdogan mehr Macht verleihen würde. Insgesamt waren rund 58,2 Millionen Wahlberechtigte zur Abstimmung aufgerufen: 55,3 Millionen in der Türkei und 2,9 Millionen im Ausland. Letztere hatten bereits bis zum Sonntag vergangener Woche die Möglichkeit, in ihren jeweiligen Ländern abzustimmen. In Deutschland hatte die Wahlbeteiligung bei knapp 49 Prozent gelegen. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Übersee

Ein komplett anderes Bild zeigt sich jenseits des großen Teiches. In den USA stimmten die Türken mit 83,8 Prozent für das "Nein", in Kanada sind es noch immer 72,08 Prozent. In Australien sagten ebenfalls 58,18 Prozent "Nein". Auch die in Russland wohnenden Türken erteilten Erdogan mit 73,98 Prozent eine Absage.

Gesamtzahlen Ausland

Nach den Zahlen von Anadolu stimmten im Ausland insgesamt 59,1 Prozent der Wahlberechtigten mit "Ja", im Inland waren es demnach 51,2 Prozent. Die Zahlen von Anadolu weichen leicht von denen der Wahlkommission ab. Insgesamt waren im Ausland rund 2,9 Millionen Wahlberechtigte registriert, rund die Hälfte davon in Deutschland. Auslandstürken machten etwa fünf Prozent aller Wahlberechtigten aus.

Türkei-Experte Hans-Georg Fleck erklärt das unterschiedliche Wahlverhalten der Auslandstürken primär mit der unterschiedlichen sozial strukturellen Zusammensetzung. So sei der Zuspruch etwa in Berlin wesentlich geringer gewesen als in Essen. Der "Ja"-Anteil sei "in rückständigen Regionen" besonders hoch gewesen und genau aus diesen Regionen kämen die meisten Einwanderer in Deutschland und Österreich.

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