Die dunkle Bedrohung
Wolfgang Unterhuber
16.03.23, 17:00Es geht derzeit turbulent zu im globalen Bankensystem. Am Wochenende kollabierte die kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB). Das sorgte für entsprechende Schockwellen rund um den Globus. Denn für Tausende amerikanische und europäische Start-up-Unternehmen war das die Hausbank. Mitte der Woche zerlegte es dann die Schweizer Großbank Credit Suisse. Das hatte am Mittwoch einen regelrechten Börsencrash bei Bankaktien zur Folge.
Stellt sich die Frage: Sind SVB und Credit Suisse Einzelfälle? Oder steht uns eine neue große Finanzkrise wie 2008/09 bevor? Zunächst einmal muss man sagen: Die unmittelbaren Rettungsmaßnahmen erfolgten rasch und zügig. Auf Kosten der Steuerzahler natürlich. In den USA wurden von der Regierung die Einlagen abgesichert, in der Schweiz wurde ein Mega-Milliarden-Paket geschnürt, damit die Bank flüssig bleibt.
Das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist
Dennoch bleibt das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Wurzeln der Turbulenzen, die wir dieser Tage erleben, gehen jedenfalls tief. Es ist ein Muster zu beobachten: Wer seine Bilanzen vor der Zinswende nicht im Griff hatte, hat ein Problem. Warum das? Sind steigende Zinsen nicht super für die Banken? Nicht nur. Dazu ein Beispiel aus Deutschland: Die deutschen Sparkassen müssen wegen rasant gestiegener Zinsen enorme Wertberichtigungen auf ihre Eigenanlagen vornehmen.
Ende des vergangenen Jahres schrieben die 359 Sparkassen 7,9 Milliarden Euro auf Anleihen, Aktien und andere Wertpapiere ab. Weil die Zinsen, angetrieben durch die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank, deutlich gestiegen sind. Parallel dazu gaben genau deshalb die Kurse von Aktien und Anleihen nach. Da die Sparkassen ihre Papiere in der Regel zum Marktwert bilanzieren, führte das zu hohen Belastungen.
Eine Reihe von Skandalen
Eine solche Gemengelage hat übrigens der SVB das Genick gebrochen. Aber die deutschen Sparkassen müssen die Verluste – anders als die SVB – nicht realisieren, sie stehen nur auf dem Papier. Und es besteht Hoffnung, dass die Geldhäuser die Wertberichtigungen wieder wettmachen, wenn Anleihen und Aktien wieder steigen. Bei der Credit Suisse kommt eine Reihe von Skandalen dazu. Manager ließen Manager beschatten, es gab Milliardenverluste nach einer Hedgefonds-Pleite und so weiter und so fort. Aktuell steht die Schweizer Traditionsbank vor Gericht wegen des Vorwurfs der Geldwäsche.
Wo also stehen wir? Ehrlich gesagt kann man das derzeit nur schwer beantworten. Jedenfalls ist höchste Wachsamkeit geboten. Die Krise von 2008/09 war eine Vertrauenskrise: weil die Banken einander vor lauter Misstrauen kein Geld mehr borgten. Die Bankmanager und die staatlichen Aufsichtsorgane sind jetzt dafür verantwortlich, dass es nicht wieder so weit kommt.
Kommentare