Die Bank schrieb im Vorjahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken, zuletzt wurde ein Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden Franken von der Bank abgezogen. Nun mangelt es ihr offenbar an liquiden Mitteln, um die Gelder von abziehenden Kunden auszahlen zu können.
3. Warum greift die Schweizer Notenbank jetzt mit einer Finanzspritze ein?
Weil die Bank systemrelevant ist und Ansteckungsgefahr für das gesamte Finanzsystem besteht. Ein Ausfall der CS würde den Schweizer Finanzplatz schwer treffen. Es ist nicht das erste Mal, dass die SNB eingreift. Mitten in der Finanzkrise im Oktober 2008 sprang die Regierung gemeinsam mit der Notenbank der UBS mit einem Stabilisierungsfonds rettend zur Seite.
4. Was soll die Liquiditätsspritze der Schweizer Notenbank bewirken?
In erster Linie geht es darum, mit der 50 Mrd. Franken-Finanzspritze das Vertrauen wieder herzustellen, die Märkte zu beruhigen, um sich damit Luft für weitere Handlungsoptionen zu verschaffen. Ganz konkret benötigt die Bank auch liquide Mittel, um die Kunden, die ihr Geld abziehen, auch auszahlen zu können.
5. Ist das Debakel bei der Credit Suisse mit der Lehman-Pleite 2008 vergleichbar?
Experten sagen nein, weil es sich um einen speziellen Einzelfall handelt. Das Handelsblatt erinnert das Chaos bei der CS eher an die Probleme der Deutschen Bank 2016 als an Lehman Brothers. Lehman sei gescheitert, weil die gesamte Bankenbranche nach der geplatzten Immobilienblase in den USA damals in die Bredouille geriet. CS kämpft dagegen mit durchaus bewältigbaren hausgemachten Schwierigkeiten, die erst einmal nur das Institut selbst und nicht die ganze Branche betreffen.
Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman jagte damals Schockwellen durch das globale Finanzsystem. Banken mussten Milliardenverluste verkraften, das Vertrauen innerhalb der Branche erodierte. Die Institute liehen sich untereinander kein Geld mehr. Viele Geldhäuser wurden mit Steuermilliarden vor dem Kollaps gerettet. Die jetzt zusammengebrochene Silicon Valley Bank (SVB) ist für das weltweite Finanzsystem aber deutlich weniger bedeutend als es Lehman war.
6. Wie wichtig ist die Credit Suisse für die Schweiz und die Finanzwelt?
Es ist nach der UBS die zweitgrößte Universalbank am Schweizer Markt und beschäftigt weltweit 50.000 Mitarbeitende. Wegen ihrer Vernetzung ist sie auch für den globalen Finanzmarkt relevant. Für den Standort Zürich ist die Bank deshalb wichtig, weil die Mehrheit der Schweizer Beschäftigten dort arbeiten.
7. Wie kann es jetzt weitergehen?
Zunächst muss abgewartet werden, wie sich die Rettungsaktion der SNB auswirkt. Die Märkte scheinen jedenfalls vorerst beruhigt, der Aktienkurs legte am Donnerstag deutlich zu. Spekuliert wird schon länger über eine Aufspaltung der Bank in zwei oder drei Teile. Hochrisikopositionen könnten wie schon nach der Finanzkrise in eine "Bad Bank" ausgegliedert und abgewickelt werden, der Rest könnte weitergeführt oder an eine andere Bank weiterverkauft werden. Im Gespräch war zuletzt auch, dass die UBS oder die Zürcher Kantonalbank Teile der CS übernehmen könnte.
8. Wie sind die Ersparnisse der Menschen abgesichert?
In Deutschland sind im Fall einer Bankenpleite pro Kunde Spareinlagen bis zu 100.000 Euro gesetzlich geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute in Deutschland Kundengelder freiwillig ab - in der Regel weit über das gesetzliche Maß hinaus. Für private Banken greift beispielsweise der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken. Nach seinen Angaben sind derzeit in der Regel je Kunde mindestens 750.000 Euro Einlage pro Bank geschützt. Bei vielen Instituten liegen die Sicherungsgrenzen noch höher. Vergleichbare Regelungen gibt es bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
9. Was hat das alles mit den steigenden Zinsen zu tun?
Infolge der Zinswende in den USA und im Euroraum kam es zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Abschreibungen auf Wertpapierbestände in Bank-Bilanzen sind die Folge. Zum Problem wird dies vor allem, wenn Banken die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Dazu sah sich die SVB gezwungen, um Anlegern höhere Zinsen zu bieten, damit sie ihre Gelder nicht abziehen. Die SVB machte dadurch jüngst 1,8 Mrd. Dollar Verlust. "Wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten werden, was bei Sparkassen üblicherweise der Fall ist, dann werden sie zu 100 Prozent zurückgezahlt, und die zwischenzeitlichen Wertkorrekturen werden wieder aufgeholt", erläuterte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, unlängst.
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