Wie die heimische Finanzbranche nach SVB-Pleite versucht zu beruhigen

Wie die heimische Finanzbranche nach SVB-Pleite versucht zu beruhigen
Nach Pleite der Silicon Valley Bank stürzen Bankaktien weltweit ab. Österreichs Banken und das Finanzministerium sehen keinen Grund zur Sorge.

Innerhalb weniger Tage sind in den USA gleich drei Banken pleite gegangen: Zunächst brach die Kryptobank Silvergate zusammen, dann erwischte es die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB) und schließlich am Sonntag auch die New Yorker Signature Bank. Kein Wunder also, dass Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 wach wurden. Die Nervosität an den Finanzmärkten steigt jedenfalls, Bankaktien gaben am Montag weltweit nach, auch in Österreich verloren sie deutlich an Wert (Bawag minus 8,2 Prozent), Erste Group minus 5,3 Prozent und RBI minus 3,5 Prozent). Zurecht?

Nein, meinen nicht nur die Banken selbst, sondern auch Aufseher und Politiker. „Es bestehen keine Geschäfts- und Kreditbeziehungen zur SVB“, heißt es etwa seitens der RBI. Daher sei man weder direkt noch indirekt von der Pleite betroffen, was auch Bawag und Erste Group betonen. Die RBI hält auch fest, dass ihr Exposure gegenüber Techunternehmen in Relation zur Größe des gesamten Kreditportfolios vernachlässigbar sei, die Bawag habe überhaupt keine Darlehen an Fintechs vergeben.

Auch das heimische Finanzministerium gibt diesbezüglich Entwarnung: „Die SVB war nicht in Österreich vertreten, sodass die Auswirkungen auf den heimischen Finanzsektor, die Realwirtschaft und auch die Einleger als äußerst gering bewertet werden können. Auch aufgrund des genannten Geschäftsschwerpunktes sehen wir kein Ansteckungsrisiko österreichischer Institute durch eine indirekte Betroffenheit über deren Geschäftspartner“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht laut einem Insider keinen Anlass für ein Krisentreffen. Die Banken im Euroraum seien insgesamt finanziell gut ausgestattet. In der Tat haben sie seit 2008 ihre Finanzpolster sukzessive aufgebaut.

Keine reale Gefahr

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sieht für Europa keine „reale Gefahr einer Ansteckung“ nach der Pleite der SVB. Ein Sprecher der deutschen Bundesregierung meinte, es sollten jetzt keine Probleme herbeigeredet werden. „Beruhigt euch!“, sagte Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire.

Doch mögliche Verbindungen zur SVB sowie die Finanzierung der (in Österreich überschaubaren und in Europa im Verhältnis zur USA deutlich kleineren) Techszene sind das eine Problem; das andere könnten jedoch die langläufigen Anleihen in den Portfolios der Banken sein. Denn diese Papiere verlieren aufgrund der steigenden Geldmarktzinsen sukzessive an Wert in den Büchern. Zwar können sie zum Laufzeitende zum vollen Wert verkauft werden. Allerdings muss man sie auch so lange besitzen. Dies ist der SVB nicht gelungen, da in der Vorwoche zu viele Techkunden zugleich an ihre Einlagen wollten. Die SVB musste mit Verlust verkaufen.

Doch auch diesbezüglich geben die heimischen Banken Entwarnung. „Da die RBI kein nennenswertes Zinsrisiko aus ihrem Anleihenportfolio hat, besteht kein Bedarf an Wertberichtigungen.“ Bei der Erste seien Bewertungsschwankungen des Anleiheportfolios bereits in allen Liquiditäts- und Zinsrisikokennzahlen berücksichtigt. Und die Bawag erwartet für das Anleihenportfolio keinen Ergebniseffekt aus den Zinsanhebungen.

In den USA selbst rückte am Montag US-Präsident Joe Biden höchstpersönlich aus. In einem Live-Statement bekräftigte er, dass die US-Einlagensicherung alle Kunden der SVB vollumfänglich entschädigen werde. Weiters sollen die Regeln für Banken verschärft werden. „Es muss vermieden werden, dass so etwas noch einmal passiert.“ Trotz der beruhigenden Worte verloren US-Bankaktien weiter an Wert, die Western Alliance Bancorp etwa 83 Prozent und die First Republic Bank 77 Prozent.

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