Taylor Swift schweigt weiter: "Fragwürdig, aber kein Imageschaden"

Police officers walk past a mural of Taylor Swift whilst on duty for Community Shield football match, at Wembley Stadium in London
Für Kommunikationswissenschafterin Desirée Schmuck spielen eventuell "Sicherheitsbedenken eine Rolle". Und: Wie sich London auf die fünf Taylor-Swift-Konzerte vorbereitet.

Auch am fünften Tag nach Absage der Swift-Konzerte in Wien aufgrund von Terrorgefahr gibt es noch kein offizielles Statement von Taylor Swift. Obwohl dies für Kommunikationswissenschafterin Desirée Schmuck von der Universität Wien Fragen aufwirft, könne nicht von einer PR-Katastrophe gesprochen werden. Das Fehlen eines Statements könne darauf zurückzuführen sein, dass die Sängerin die Aufmerksamkeit nicht noch mehr auf die Situation lenken möchte, so die Forscherin zur APA.

"Möglicherweise spielen auch Sicherheitsbedenken eine Rolle", sagte Schmuck. Eine PR-Katastrophe sei es nicht, da "es sich nicht um einen Skandal oder eine Panne der Sängerin handelt - das Konzert wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt". Man wisse außerdem, "dass sie sich jedes politische Statement genaustens überlegt", meinte Schmuck. "Jede Reaktion des Stars wird analysiert und unter die Lupe genommen, die Äußerung muss also präzise und überlegt sein."

Schmuck ist skeptisch, ob sich das Ausbleiben eines Statements auf Swifts Glaubwürdigkeit auswirken wird: "Ihre Authentizität beruht vor allem darauf, dass sie in ihren Texten so ehrlich ist, und nicht aufgrund ihres Social-Media-Auftrittes. Der ist durchdacht und professionell, sie ist keine klassische Influencerin", erklärte die Wissenschafterin.

Schmuck glaubt deshalb nicht, dass sich die Beziehung von Swift zu ihrer Community verändern wird - unter einer Bedingung: "Natürlich muss sie an irgendeiner Stelle den Schmerz der Fans anerkennen. Es wird also sicherlich davon abhängen, wie es sich in den nächsten Tagen und Wochen entwickeln wird." Noch hätte das Schweigen ihrem Image nicht geschadet, glaubt Schmuck, erst wenn sich herausstelle, dass niemals ein Statement kommen wird, könne das Vertrauen beeinflusst werden.

Wann und in welcher Form sich die Sängerin äußern wird, ist momentan ungewiss. Am Donnerstag (15. August) startet sie ihre Konzert-Serie in London, spätestens dann muss sie sich der Öffentlichkeit wieder zeigen.

London auf fünf Swift-Shows vorbereitet

Es soll der Höhepunkt einer Tour der Superlative werden, der fröhliche Abschluss eines Mega-Spektakels. Mit fünf Konzerten vom 15. bis 20. August im Londoner Wembley-Stadion beendet Taylor Swift (34) den Europa-Teil ihrer "Eras-Tour". Doch nach der Absage ihrer Shows in Wien wegen Terrorgefahr mischt sich in die Vorfreude auch oft die bange Frage: Geht in der britischen Hauptstadt alles gut? Fast eine halbe Million "Swifties" wollen die fünf Auftritte besuchen.

Geht die Terrorangst auch bei Taylor an der Themse um? Davon ist in London keine Rede. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die von den österreichischen Behörden untersuchten Angelegenheiten Auswirkungen auf bevorstehende Veranstaltungen hier in London haben werden", teilte die Metropolitan Police auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Scotland Yard arbeite eng mit den Sicherheitsteams der Veranstalter und anderen Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass es angemessene Sicherheits- und Überwachungspläne gebe. Zudem werde man alle neuen Informationen sorgfältig überprüfen, hieß es weiter. Die britische Polizei-Staatssekretärin Diana Johnson hatte zuvor angekündigt, die Londoner Polizei werde alle Erkenntnisse bewerten und bei jedem Ereignis im Land eine Risikoabwägung treffen.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan bemüht sich, die Sorgen zu beschwichtigen. Dem Sender Sky News sagte er, London freue sich darauf, Taylor Swift wieder willkommen zu heißen.

Der Superstar war bereits zum Auftakt der "Eras-Tour" drei Mal in Wembley aufgetreten. Die Stadt war im absoluten Swift-Taumel. So wurde eine Taylor-Karte der "Tube", der Londoner U-Bahn, veröffentlicht: Dort war jede Linie nach einem anderen Album benannt und in den passenden Farben gezeichnet. Stationen wurden nach Liedern wie "I Knew You Were Trouble" und "All Too Well" benannt. Das königliche Musikkorps spielte beim Wachwechsel vor dem Buckingham-Palast eine Version von Swifts Hit "Shake It Off" - der offizielle X-Account der Royal Family postete ein Video.

Pause nach London

Von konkreten Maßnahmen, um die Sicherheit rund um die Konzerte in London zu erhöhen, war zunächst nichts bekannt. Auf der Webseite des Wembley-Stadions war zu lesen, wer kein Ticket habe, solle nicht anreisen. "Niemand darf vor einem Eingang stehen oder auf den olympischen Stufen vor dem Stadion." Doch diesen Hinweis gab es laut einem Bericht des "Time"-Magazins bereits im Juni vor den ersten Auftritten von Swift in London.

Ob sich eine erhebliche Zahl von "Swifties" aus Sorge vor einem Anschlag von einem unvergesslichen Abend mit ihrem Idol abhalten lassen wird, ist ungewiss. Die britische Zeitung "Independent" berichtete zwar, es habe nach den Absagen in Wien einen Anstieg an verfügbaren Swift-Konzertkarten auf einer Webseite zum Weiterverkauf von Tickets gegeben. Doch ob das tatsächlich der Fall war und ob es mit besorgten Fans zu tun hatte, die aus Angst vor einem Anschlag lieber verzichten wollten, ließ sich nicht zweifelsfrei bestätigen.

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Der Superstar selbst legt nach London erst einmal eine Pause ein. Erst im November geht die Eras-Tour weiter: mit sechs Konzerten in der kanadischen Großstadt Toronto. Im Dezember sind dann noch drei Shows in Vancouver an der kanadischen Westküste geplant.

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