Sicherheitsexpertin Michaela Eisold-Pernthaller lässt dazu mit einer klaren Ansage aufhorchen: „Wenn das Konzert nach den Festnahmen nicht abgesagt worden wäre und ich eine Karte gehabt hätte, wäre ich hingegangen. Die Gefahr wurde im Vorfeld eliminiert.“ Ihr zufolge sei das Fliegen auch nie so sicher gewesen wie nach 9/11.
Eine plakative Aussage, aber die Ex-Polizisten muss es wissen. Sie schaut auf Jahrzehnte in der Kriminalprävention zurück. Mittlerweile ist Geschäftsführerin beim „VSÖ Bildungszentrum Sicherheit“. Mit Veranstaltungssicherheit beschäftigt sich Eisold-Pernthaller daher laufend. Ihrer Meinung nach kann man zu Events, die professionell vorbereitet werden, mit gutem Gefühl gehen. Bei Konzerten dieser Größenordnung sei das in der Regel der Fall.
Sie verstehe aber die Verunsicherung. Ein Blick auf die Online-Verkaufsplattform willhaben zeigt, dass im Minutentakt Tickets für die seit Langem ausverkauften Coldplay-Shows angeboten werden. „Jeder hat eine andere Risikotoleranz. Das ist in Ordnung, aber Betroffene sollten sich nicht in eine Abwärtsspirale ziehen lassen“, rät Eisold-Pernthaller.
Aus dem Risikomanagement wisse sie, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gebe. „Taylor-Swift-Fans, die ein mulmiges Gefühl haben, sollten sich auf das konzentrieren, was sie kontrollieren können und sich gleichzeitig vor Augen führen, wie viele Konzerte bereits reibungslos über die Bühne gegangen sind.“
„Manche erstarren“
Dass sich Swifties nach dem ersten Schock in der Stadt trafen, um zu feiern, hält sie für eine gesunde Reaktion. Statt zu erstarren, hätten sie ihre Trauer bewältigt und sich darauf verlassen, dass die Polizei auf sie aufpasst.
Ähnlich sollte die Einstellung bei künftigen Shows sein, so die Sicherheitsexpertin. „Vor Ort gibt es Polizei und Mitarbeiter, an die man sich stets wenden kann. Im Ernstfall kommen Konzepte zum Einsatz für eine geregelte Stadionevakuierung.“ Prinzipiell würde es in solchen Situationen Besucher geben, die rennen. Jene, die in eine Schockstarre verfallen und Personen, die klar denken. Besonnenheit und sich von der Panik anderer nicht anstecken zu lassen, sei wichtig.
Übrigens könne man selbst vor dem Stadion, dort wo der Hauptverdächtige zuschlagen wollte, durch einen zweiten Sicherheitsring um die Eventlocation den unkontrollierten Zustrom von Menschen verhindern.
Schwieriger sei es zwar, im Vorfeld jeden Bühnenarbeiter oder Caterer zu überprüfen. Mit einem strengen Akkreditierungssystem, der richtigen Sicherheitstechnik und -mechanik sowie einer seriösen Securityfirma könne der Veranstalter den Spielraum potenzieller Gefährder aber stark einschränken – sofern diese nicht ohnehin schon im Vorfeld aus dem Verkehr gezogen werden, wie es ja aktuell glücklichweise der Fall war.
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