Roland Weißmann mit 24 Stimmen zum neuen ORF-Chef gewählt
Es ist das Ende einer Ära, das heute eingeläutet wurde: Seit 10 Uhr tagte im ORF-Zentrum auf dem Küniglberg der 35-köpfige Stiftungsrat. Einziger wesentlicher Programmpunkt der Sitzung des obersten ORF-Gremiums ist die Bestellung der neuen ORF-Geschäftsführung samt vorhergehendem Hearing.
Insgesamt fünf Kandidaten waren dazu eingeladen, nur sie konnten danach gewählt werden. Und die Wahl ist geschlagen. Mit 24 von 35 Stimmen wurde Roland Weißmann zum neuen ORF-Chef gewählt und löst damit den bisherigen Generaldirektor Alexander Wrabetz nach 15 Jahren mit Jahreswechsel ab.
Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz erhielt 6 Stimmen. ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer kam auf 5 Stimmen - davon zumindest drei von FPÖ-nahen Stiftungsräten. ORF-Vize-Technikdirektor Thomas Prantner als auch Harald Thoma erhielten keine Stimmen.
"Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann verbindet journalistische, programmwirtschaftliche und digitale Kompetenz und er ist vor allem ein Teamplayer - genau das braucht der ORF für seine Zukunft", sagte Thomas Zach, Leiter des bürgerlichen "Freundeskreises".
Mit dem heutigen Ergebnis stehe eine breite Mehrheit im Stiftungsrat hinter einem digitalen Reformkurs für den ORF - die Bestellung von Weißmann sei ein klares Signal für die ambitionierte Weiterentwicklung des größten österreichischen Medienunternehmens.
Die ORF-Wahl im Live-Ticker
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Wir verabschieden uns
Herzlichen Dank für Ihr Interesse. Roland Weißmann ist designierter ORF-Generaldirektor. Alexander Wrabetz wird mit Jahresende aus dem Amt scheiden.
Wir sagen Auf Wiedersehen!
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FPÖ-Stiftungsräte mehrheitlich für Totzauer
FPÖ-Stiftungsrätin Barbara Nepp unterstrich in einerm ersten Statement, dass "ein Großteil des FPÖ-Freundeskreises bei dieser türkisen Machtübernahme nicht mitgwirkt hat." Die Ausnahme ist ORF-Stiftungsratsvorsitzender Norbert Steger, der für den neuen ORF-Chef Roland Weißmann votierte.
Man habe sich hingegen für Lisa Totzauer ausgesprochen. "Jeder, der ihr Konzept kennt und die öffentlichen Hearings verfolgt habe, habe feststellen können, dass sie am eheste befähigt gewesen wäre, ein so großes Medienunternehmen zu führen. "Wir werden künftig im Stiftungsrat noch genauer darauf achten, wie dort und im ORF insgesamt vorgegangen wird, auch wenn wir in der Vergangenheit sehr gut mit Roland Weißmann zusammengearbeitet haben. Ich bin mir sicher, dass wird auch in Zukunft möglich sein, allerdings mit einer besseren Kontrolle unsererseits, ob da nicht im Hintergrund mitgewirkt wird", sagt Nepp dem KURIER
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Konflikt Newsroom?
Der scheidende Generaldirektor Alexander Wrabetz kündigte im Vorfeld der Pressekonferenz an, noch zentrale Führungspersonen im multimedialen Newsroom zu bestellen. Er schlug etwa Armin Wolf als Digitalchef vor. Wie steht Weißmann dazu? "Ich sehe da überhaupt keine Front. Wie in der Vergangenheit werden wir auch die kommenden Monate miteinander arbeiten. Jetzt war heute der Wahlgang und ab morgen werden wir einfach professionell miteinander arbeiten."
Stiftungsratvorsitzender Norbert Steger erinnerte daran, dass es eine Abmachung in der Sitzung mit Wrabetz gegeben habe.: "Es ist so abgemacht, dass er wesentliche Entscheidungen nicht treffen wird. Das hat natürlich auch juristische Auswirkungen."
Und: "Ich bin seit Jahrzehnten mit der Familie Wrabetz befreundet gewesen. Seine Mutter war bei mir Wahlkampfleiterin. Ich hab das mit ihm alles in Ruhe besprochen.“
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Weißmann lobt Wrabetz
Er habe ihm "ein gut bestelltes Haus" übergeben. Wrabetz habe ihn in den vergangenen zehn Jahren immer gefördert. Er wolle mit großer Demut an seine Aufgabe herangehen, so Weißmann.
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Der neue Generaldirektor spricht.
Weißmann präsentiert sich den Journalistinnen und Journalisten: "Eine breite Mehrheit von Stiftungsräten über die Fraktionen hinweg, hat mir den Auftrag gegeben, mein Zukunftskonzept, mit dem ich mich beworben habe, auch umzusetzen", so Weißmann.
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SPÖ-Stiftungsrat: Keine 100 Tage-Frist für Weißmann
SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer stellte nach der Wahl-Sitzung klar, dass es „keine 100 Tage-Frist für Weißmann“ nach dem 1. Jänner, seinem Amtsantritt, geben wird. „Macht braucht Kontrolle: Wir werden von Anfang an ganz konsequent unserem Auftrag zum Wohl des ORF nachkommen.“
Lederer sieht für den ORF heute eine „Zäsur“ nach 15 Jahren unter Alexander Wrabetz. Dies nicht nur inhaltlich. „Die Sorge, dass die Check and Balances nicht mehr eingehalten werden, besteht. Es bedarf hier großer Mühe und Aufmerksamkeit, dass man hier das Mediengefüge nicht verletzt.“ Weißmann habe festgehalten, dass er in sehr kooperativer Weise mit dem amtierenden Generaldirektor zusammenarbeiten wird.
„Relativ enttäuscht bin ich von den Grünen, weil ich davon ausgegangenen bin, dass sie eine offene und transparente Diskussion über die Kandidaten wollen. Man wird dann am 16. September ganz genau sehen, welche inhaltliche Kompetenzen die Direktoren tatsächlich haben“, erklärte Lederer. Die Grünen fokussieren auf ein qualitativ stärkeres Führungsteam im ORF.
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Türkiser Freundeskreis-Chef sieht breite Mehrheit für digitalen Reformkurs
Thomas Zach, Freundeskreisleiter der türkis-nahen Stiftungsräte, sieht in der "Bestellung von Weißmann ein klares Signal für die ambitionierte Weiterentwicklung des größten österreichischen Medienunternehmens." Mit dem heutigen Ergebnis stehe eine breite Mehrheit im Stiftungsrat hinter einem digitalen Reformkurs für den ORF. "Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann verbindet journalistische, programmwirtschaftliche und digitale Kompetenz und er ist vor allem ein Teamplayer - genau das braucht der ORF für seine Zukunft", meinte Zach in einem schriftlichen Statement. -
SPÖ kritisiert ORF-Wahlergebnis
„Die Mediendompteure im Kanzleramt haben ganze Arbeit geleistet und die Bestellung des Wunschkandidaten von Kanzler Kurz unter dem Beifall der grünen Statisten durchgepeitscht“, erklärte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch einer Aussendung zur Wahl von Roland Weißmann zum neuen ORF-Generaldirektor - und zur Abwahl von Alexander Wrabetz. In Richtung Weißmann meinte Deutsch: „Herr Weißmann, es liegt in Ihrer Hand, sich vom Propaganda-Apparat im Kanzleramt zu lösen, der türkisen Message Control abzuschwören und einen unabhängigen, starken und demokratischen ORF zu garantieren.“
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Zwei-Drittel-Mehrheit: Weißmann neuer ORF-Chef
Roland Weißmann beerbt Alexander Wrabetz. Der 35-köpfige Stiftungsrat wählte den gebürtigen Oberösterreicher mit 24 Stimmen zum ORF-Generaldirektor. Das entspricht einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Amtsinhaber Wrabetz kam auf 6 Stimmen. Für Lisa Totzauer votierten 5 Stiftungräte. ORF-Online-Chef Thomas Prantner sowie Harald Thoma, der einzige Bewerber, der nicht aus dem ORF kam, blieben ohne eine Stimme.
Für Weißmann votierten die türkis-nahen und grün-nahen Stiftungsräte, FPÖ-Vertreter Norbert Steger sowie Unabhängige. Wrabetz konnte sich vor allem auf SPÖ-Nahe stützen. Totzauer wurde mehrheitlich von blau sowie Neos und Unabhängig gewählt.
Die Amtszeit von Roland Weißmann und seinem Team, das erst im September vom Stiftungsrat bestellt wird, startet am 1. Jänner 2022.
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Roland Weißmann mit 24 Stimmen zum neuen ORF-Generaldirektor gekürt
Die Ära von Alexander Wrabetz als ORF-Chef endet nach 15 Jahren. Der 53-jährige ORF-Chefproducer Roland Weißmann wird neuer ORF-Generaldirektor.
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Antikorruptionsvolksbegehren übt Kritik
Scharfe Kritik an der ORF-Wahl übte heute das Rechtsstaat & Anti-Korruptionsvolksbegehren. Als „fragwürdiges Schauspiel“ bezeichnete Irmgard Griss die Vorgänge der vergangenen Wochen. „Es widerspricht dem gesellschaftlichen Stellenwert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks diametral, wenn dieser als Spielball für Machtpolitik und Postenschacher missbraucht wird“, so die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs und eine der Proponentinnen des Volksbegehrens in einer Stellungnahme.
Von einem objektivierten Bestellungsverfahren nach internationalen Standards, wie es das Rechtsstaat & Anti-Korruptionsvolksbegehren verlange, sei man bei der Besetzung der ORF-Spitze bedauerlicherweise noch Lichtjahre entfernt, so Griss. Die Forderung des Rechtsstaat & Anti-Korruptionsvolksbegehrens nach einer Zurückdrängung des Parteieneinflusses im ORF-Stiftungsrat sei aktueller denn je. „Die Mitglieder des Stiftungsrats sollen sich mindestens einmal im Jahr einem öffentlichen Hearing im Parlament stellen, um mehr Licht ins Dunkel der ORF-Entscheidungsstrukturen zu bringen und die verschämt ‚Freundeskreise‘ genannte ‚Freunderlwirtschaft‘ offenzulegen“, verwies Griss auf eine weitere Forderung des Volksbegehrens.
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Die neue ORF-Geschäftsführung wird bestellt
Das Hearing ist vorbei. Alle fünf geladenen Bewerber hatten nochmals die Chance, Konzepte zu erläutern und, zumindest, Sympathie-Punkte zu holen. Jetzt geht es um alles oder nichts, für jede(n) von ihnen - es kann nur einen geben. Die Kür der neuen Geschäftsführung findet in Form einer offenen Abstimmung statt. Das ist seit der Jahrtausendwende gesetzlich so vorgegeben. Eine von SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer angedachte geheime Wahl vor der Wahl wurde nicht mehr weiter verfolgt. -
FPÖ wettert gegen ORF-Wahl
Im Vorfeld der Bestellung des neuen ORF-Generaldirektors hat FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker die ÖVP scharf kritisiert. "Die Türkisen kapern den ORF und nehmen ihn für sich in Anspruch", sagte er am Rande einer Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des blauen Fraktionsberichts zum Ibiza-U-Ausschuss.
Hafenecker sprach von einem "türkisen Putsch innerhalb des ORF". Dagegen werden sich die Freiheitlichen mit allen parlamentarischen Mitteln zu Wehr setzen, kündigte er an: "Das sind Dinge, die wir nicht einfach zur Kenntnis nehmen", so der freiheitliche Mediensprecher. Dass die Grünen dies offenbar für den Preis zweier Direktorenposten unterstützten, kritisierte Hafenecker ebenfalls: "Mehr Packelei geht ja gar nicht."
Es wird erwartet, dass der Stiftungsratsvorsitzende und Ex-FPÖ-Vizekanzler Norbert Steger ebenfalls für Roland Weißmann stimmt.
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Ein Friedhof als Unterscheidungsmerkmal
Harald Thoma, bei der GD-Wahl einziger Bewerber, der nicht aus dem ORF kommt, hat im obersten Stockwerk des ORF den großen Unterschied zu anderen Öffentlich-Rechtlichen ausgemacht: "Man hat hier beim Bau soweit voraus gedacht, dass es einen Friedhof unmittebar in der Nähe gibt." Bei ARD oder ZDF sei das nicht der Fall
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Auftritt von ORF-Chef Wrabetz
ORF-Geschäftsführer Alexander Wrabetz ist nun beim Hearing an der Reihe. Für ihn an sich nach drei geschlagenen Wahlen nichts Neues. Allerdings ist es das letzte Mal für ihn nach 15 Jahren als ORF-Chef.
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Salzburger Landeshauptmann gegen Polit-Einfluss?
Überraschende Stellungnahme eines ÖVP-Landeshauptmannes: Wilfried Haslauer (Salzburg) stellt das gesetzlich vorgesehene Anhörungsrecht der Bundesländer bei der Bestellung der ORF-Landesdirektoren zur Debatte. Wie er in den Salzburger Nachrichten sagte, könne man durchaus darüber diskutieren, „ob so eine gesetzliche Regelung überhaupt noch erforderlich und in unserer Zeit opportun ist“.
Allerdings, so räumte Haslauer ein, sei es nicht ganz egal, was ein Landeshauptmann zum Besetzungsvorschlag für das Landesstudio Salzburg durch den neuen Generaldirektor oder die neue Generaldirektorin sage. Er werde ihn nicht einfach durchwinken. Rein formal habe er allerdings keine Möglichkeit, eine Bestellung zu verhindern. Auf keinen Fall werde es parteipolitische Überlegungen geben. Werde eine Persönlichkeit vorgeschlagen, „gegen die es fachlich keine Einwände gibt, dann werde ich mich auch nicht dagegen aussprechen“.
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Ein Blick in den SItzungssaal
So sieht das Ganze im Bewegtbildbeitrag der APA aus.
ORF-Wahl: Stiftungsrat wählt neuen ORF-Generaldirektor
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Der Favorit muss nun im Hearing bestehen
Roland Weißmann präsentiert dem Stiftungsrat jetzt seine Vorstellungen von der ORF-Zukunft. Der Favorit muss sich auf ein Grillen durch die Stiftungsräte der Opposition einstellen, seit durchgesickert ist, dass auch die Grünen den als ÖVP-Kandidaten punzierten Weißmann unterstützen.
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Lisa Totzauer ist im Hearing
ORFeins-Chefin Lisa Totzauer präsentiert den Stiftungsräten gerade ihr Konzept. Totzauer gilt als Bürgerliche, der jedoch die politische Berechenbarkeit fehlt. Sie hat sich gegen den Willen des Kanzleramtes beworben und kann mit keiner Mehrheit rechnen. Im Vorfeld der Wahl zeichnete sich ab, dass sie die Stimmen einzelner FPÖ-nahen Räte bekommen wird.
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SPÖ-Lederer: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Noch vor Beginn der entscheidenden Sitzung stellte sich SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer den wartenden Journalisten. "Auch wenn die Auguren sagen, dass es in eine Richtung geht", hofft er weiter auf den Sieg von Amtsinhaber Alexander Wrabetz. "Das Original ist besser als die Kopie". Kritik gab es an der "Feigenblattpolitik der Grünen", die, so zeichnete sich ab, den Favoriten Roland Weißmann unterstützen werden.
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Junge Zielgruppe schwänzt ORFIII-Hearing
Als letztes öffentliches Hearing ging Montagabend jenes von ORFIII über die Bühne. Eines der Hauptthemen, wie schon den gesamten Wahlkampf über, war das Verhältnis des ORF zu den Jungen. Geht man den Hearing-Quoten, dann gibt es gar keines: O Prozent Marktanteil bei den 12- bis 29-Jährigen, immerhin zwei Prozent bei 12 Jahre und älter. Durchschnittlich verfolgten 18.000 Zuseher die Vorträge der fünf Bewerber.
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Thomas Prantner gibt noch nicht auf
Der stellvertretende Technikdirektor, Thomas Prantner, dem gute Kontakte zur FPÖ nachgesagt werden, ist mit seinem Hearing fertig. Er spricht von einer "Ehre", sein Konzept präsentieren zu können und glaubt zumindest abstrakt, noch Generaldirektor werden zu können. "Chancen hat grundsätzlich jeder, der antritt, schauen wir mal, wer wen jetzt wählt. Ich hab da kein Gefühl."
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So gewinnt man die Wahl
Für eine Mehrheit im ORF-Stiftungsrat braucht es 18 Stimmen. Die Mitglieder werden von Regierung (9), Parlamentsparteien (6), Bundesländern (9), ORF-Publikumsrat (6) und Zentralbetriebsrat (5) beschickt und sind - abgesehen von einzelnen Ausnahmen - in parteipolitischen „Freundeskreisen“ organisiert.
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Grüne wählen Weißmann, sagen es aber noch nicht
Die Stiftungsräte der Grünen werden Roland Weißmann wählen, soviel sickerte bereits im Vorfeld durch. Freundeskreisleiter Lothar Lockl erkärte am Dienstag vor den wartenden Journalisten, es gebe tolle Konzepte und man warte nun die Sitzung ab. Zum türkis-grünen Deal wollte er sich nicht äußern. Der sieht dem Vernehmen nach so aus: Zwei von vier ORF-Direktoren (jene für Programm und Finanzen) werden von den Grünen bestimmt. Entsprechende Chancen werden etwa Ö3-Chef Georg Spatt und ORF III-Geschäftsführerin Eva Schindlauer eingeräumt.
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Was war der Einfluss des Kanzleramtes?
Wie jede ORF-Wahl ist auch diese hoch politisch und wird vom Willen des Bundeskanzleramtes geprägt. Dieses hat sich schon vor Wochen auf Roland Weißmann committed. Heikel daran ist: Formal sind die Stiftungsräte politisch unabhängig. Für Diskussionen sorgt daher ein Treffen der ÖVP-nahen Räte mit dem Kanzlerbeauftragten für Medienpolitik, Gerald Fleischmann. Hier sei eine Stallorder ausgegeben worden, behauptet Amtsinhaber Alexander Wrabetz. Am Wahltag kursierte ein Screenshot der Sitzung, wie der Standard berichtete. Der türkise Stiftungsrat und Leiter des ÖVP-"Freundeskreises" im ORF, wollte dazu auf Journalistenfragen keine Stellung nehmen.
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Willkommen im Liveticker zur ORF-Wahl
Kollege Christoph Silber und meine Wenigkeit verbringen den Tag im ORF-Zentrum am Küniglberg. Hier wird heute die Amtszeit von Generaldirektor Alexander Wrabetz mit den Stimmen von türkis und grün beendet. Als neuer ORF-Generaldirektor wird der Vize-Finanzdirektor Roland Weißmann gekürt. Soviel sickerte bereits am Montag durch. Bevor die Kür vollzogen ist, müssen noch Hearings aller eingeladenen Kandidaten durchgeführt werden. Anschließend wählen die 35 Stiftungsräte die künftige ORF-Führung. Mindestens 18 Stimmen sind notwendig.
Seit dem Wochenende zeichnete sich bereits ab, dass Amtsinhaber Alexander Wrabetz nicht mehr verlängert wird. Damit endet die Zeit des 61-Jährigen an der Spitze des Öffentlich-Rechtlichen am 31.12.2021. 15 Jahre davor und nach einer „Nacht der langen Messer“ hatte der Sozialdemokrat gegen eine relative ÖVP-Mehrheit und mit einer Regenbogen-Koalition noch seine Vorgängerin Monika Lindner überraschend aushebeln können.
Wenig bekannter Nachfolger
Roland Weißmann, der TV-Chefproducer und ORF.at-Geschäftsführer ist der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Er hat als Hüter des TV-Programmbudgets von mehr als 300 Millionen aber intern Gewicht. Der Linzer wird mit Beginn 2022 das Ruder auf dem Küniglberg übernehmen.
Alle Vorzeichen deuteten darauf hin, dass der 53-jährige frühere Journalist nicht nur, wie oft angeprangert, von der Kanzler-Partei ÖVP gewählt wird, sondern mit Stimmen darüber hinaus rechnen kann. Dazu zählen Unabhängige ebenso wie der ÖVP-Koalitionspartner, die Grünen, die auf den letzten Metern doch noch zu Weißmann umgeschwenkt sind. Der zahlenmäßig kleine grüne Freundeskreis pocht seit Wochen auf eine qualitativ hochstehende Besetzung des Teams und dürfte hier Zugeständnisse erreicht haben. Wrabetz hatte hier in der Vergangenheit für Stimmen Sündenfälle begangen.
Lothar Lockl, der für die grün-nahen Stiftungsräte spricht, meinte bereits am Montag zum KURIER: „Ein System- und Kulturwechsel“ sei dringend notwendig. Der ORF stehe vor enormen Herausforderungen. Es brauche „ein ORF-Direktorium, das aus fachlich höchst kompetenten, parteifernen Personen besteht.“ Dazu sollen die Grünen laut APA zwei Nominierungen beisteuern. Chancen haben sollen Ö3-Chef Georg Spatt und ORFIII-Geschäftsführerin Eva Schindlauer.
Offene Abstimmung
Die Abstimmung über die neue Geschäftsführung erfolgte offen, eine andere Vorgehensweise ist gesetzlich nicht zulässig. Eingeführt wurde die offene Wahl unter der ÖVP-FPÖ-Koalition von Wolfgang Schüssel, nachfolgende Regierung haben keine Änderungen diesbezüglich vorgenommen. Für eine Mehrheit im ORF-Stiftungsrat braucht es 18 Stimmen. Türkis-nahe Stiftungsräte gibt es 16.
Für SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried bestätigte am Montag das sich abzeichnende Ergebnis die Befürchtungen, „dass Kurz versucht, den ORF unter seine Kontrolle zu bekommen.“ Enttäuscht zeigte sich Leichtfried von den Grünen. Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter verlangte, die Bestellung der ORF-Leitung müsse auf neue, transparente und unpolitische Beine gestellt werden.
Die Ausschreibung für die vom neuen ORF-Generaldirektor vorgeschlagene Geschäftsverteilung erfolgt ebenfalls schon heute, Dienstag, die Wahl der Direktoren sowie der neun Landesdirektoren folgt dann am 16. September.
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