ORF-Wahl: Breite Mehrheit für Weißmann zeichnet sich ab
Die Wahl des neuen ORF-Generaldirektors im ORF-Stiftungsrat am Dienstag dürfte eine klarere Sache werden, als zunächst allgemein erwartet wurde. TV-Chefproducer und ORF.at-Geschäftsführer Roland Weißmann dürfte nach letzten informellen Gesprächen zwischen Türkis und Grün am Wochenende nun auch von drei Grünen Stiftungsratsmitglieder unterstützt werden. Weißmann, der vor allem auch auf Stimmen von türkis-nahe Stiftungsräte sowie auf Unabhängige hoffen konnte, hat nun alle Chancen, Langzeit-Generaldirektor Alexander Wrabetz zu beerben, berichtet die APA. Schon früher hatte der Stiftungsratsvorsitzende und frühere FPÖ-Vizekanzler Norbert Steger erklärt, den aktuellen ORF-Chef nicht unterstützen zu wollen ("more of the same").
Die Wahl am Dienstag findet im obersten ORF-Gremium in offener Abstimmung statt. Drei Mal wurde so schon Wrabetz gewählt, dass es, wie früher, noch zu einer "Nacht der langen Messer" kommt, gilt indes als unwahrscheinlich.
Von 14 Bewerbern wurden fünf zum entscheidenden Hearing im Stiftungsrat eingeladen. Als aussichtreichste Bewerber galten der seit 15 Jahren amtierende ORF-Chef Alexander Wrabetz, ORF1-Channelmanagerin Lisa Totzauer und eben Roland Weißmann. Daneben bewarb sich aus dem ORF auch noch der stellvertretende Technik-Direktor Thomas Prantner. Einziger von außen ist Medien-Manager Harald Thoma.
Deutliche Mehrheit
Für eine Mehrheit im ORF-Stiftungsrat braucht es 18 Stimmen. Die Mitglieder werden von Regierung (9), Parlamentsparteien (6), Bundesländern (9), ORF-Publikumsrat (6) und Zentralbetriebsrat (5) beschickt und sind - abgesehen von einzelnen Ausnahmen - in parteipolitischen "Freundeskreisen" organisiert.
Roland Weißmann zu Gast im Checkpoint bei Ida Metzger
Der türkise "Freundeskreis" hat in den vergangenen Jahren im obersten ORF-Aufsichtsorgan eine zentrale Rolle erlangt. 16 der insgesamt 35 Gremienvertreter gelten als ÖVP-nah, dazu kommen zwei bis vier weitere bürgerliche unabhängige Stiftungsräte. Die Bürgerlichen werden am Dienstag dem Vernehmen nach geschlossen für Weißmann votieren. Mit den drei Grünen Stiftungsräten und einem weiteren unabhängigen von der Regierung entsandten Mitglied dürfte Weißmann mit bis zu 23 Stimmen an die Zweidrittel-Mehrheit herankommen und zum neuen ORF-Chef bestellt werden.
Spekulationen
Eine offizielle Bestätigung für die akkordierte türkis-grüne Unterstützung gab es vorerst nicht. Die Grünen dürfen sich für die Wahl von Weißmann laut APA-Infos zwei von vier ORF-Direktoren - Programm und Finanzen - auf ihre Fahnen heften. Sie plädieren dabei für unabhängige und erfolgreiche ORF-Persönlichkeiten, die bereits gezeigt haben, dass sie Sender kompetent führen können, wie aus dem Stiftungsrat zu hören war. Entsprechende Chancen werden etwa Ö3-Chef Georg Spatt und ORF III-Geschäftsführerin Eva Schindlauer eingeräumt.
Die Ausschreibung für die vom neuen ORF-Generaldirektor vorgeschlagene Geschäftsverteilung erfolgt ebenfalls am Dienstag, die Wahl der Direktoren sowie der neun Landesdirektoren findet am 16. September statt. Die fünfjährige Amtsperiode des neuen ORF-Chefs und seines Teams beginnt am 1. Jänner 2022. Bis dahin führt der ORF-Generaldirektor Wrabetz die Geschäfte weiter.
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