Wrabetz im Fellner-TV: "Die Chancen sind gut"

Ein Auftritt, der den Abtritt verhieß: ORF-Chef Alexander Wrabetz versuchte den Rundumschlag
Der amtierende ORF-Generaldirektor attackiert Konkurrent Weißmann und Türkis.

Gleich nach dem (fehlerhaften) Verlesen der Wettquoten von Jablonec gegen Celtic Glasgow durfte Mittwochabend bei oe24.tv ORF-Chef Alexander Wrabetz über die anstehende ORF-Wahl am 10. August sprechen. „Die Chancen sind gut“, meinte der sichtlich angespannte Generaldirektor, „wenngleich ich mit dem Kandidaten von Herrn Fleischmann (Medienbeauftragter des Kanzlers, Anm.) einen heftigen Gegenkandidaten habe“, sagte Wrabetz, ohne also zunächst seinen schärfsten Konkurrenten, Chefproducer und Vize-Finanzdirektor Roland Weißmann, namentlich zu nennen.

Auf die Frage, ob er, in Anlehnung an die ÖBAG-Affäre, in diesen den Thomas Schmid des ORF sehe, sagte Wrabetz: „Bei Thomas Schmid hat ja das Ausschreibungsprofil und seine Qualifikation zusammengepasst.“ Erfahrung in der Unternehmensführung habe Weißmann, der ein ordentlicher Abteilungsleiter sei, bis jetzt nicht.

Fakt ist: Weißmann verantwortet seit gut zehn Jahren unter Wrabetz das gesamte ORF-TV-Budget von über 300 Millionen Euro und ist Co-Geschäftsführer der Tochterfirma ORF On. Überdies wurde er von Wrabetz mit der Gesamt-Prokura betraut.

Zwischen den Zeilen

Die Bewerbungen bewertete Wrabetz im Gespräch, das bereits am Nachmittag aufgezeichnet worden war, als „fast ident. Der Unterschied, der zwischen den Zeilen ist, ist, wie geht man mit der Information um - weiterhin kritisch und unabhängig oder verspricht man sich, dass man stärker auf diese Redaktion zugreifen kann." Den Grund für die Nicht-Verlängerung, die offenbar nach 15 Jahren droht, vermutet der 61-Jährige u. a. in den ORF-Berichten zu Chat-Affäre. Sein Aus wäre für Wrabetz demnach ein „deutliches Signal“ nach den Angriffen auf die Justiz durch Türkis. An der sachlichen Arbeit habe es keine Kritik gegeben.

Heftig kritisierte Wrabetz auch noch Gerald Fleischmann. „Es hat noch nie einen Mann oder eine Frau gegeben wie den Medienbeauftragten im Kanzleramt, der sozusagen alle Medienbudgets über die Medienförderung und letztlich auch im Detail, was im ORF passiert, entscheiden kann. Eine Machtzusammenballung."

Vor einer Übernahme des ORF durch Roland Weißmann habe jedoch niemand Angst. „Er ist ein lieber, netter Kollege, der sich immer bemüht, ausgleichend zu sein", so der noch aktuelle ORF-Chef.

Nach Wrabetz gingen Josef Cap und Peter Westenthaler mit ihren geheimsten Geheimnissen, wie ORF-Wahlen laufen, auf Sendung. Was mittlerweile als "Serviette" in die ORF-Geschichte einging, ist dabei der(Personal-)Deal von Wrabetz für seine erste Amtsübernahme.

 

Kommentare