Weißmann ist für Außenstehende noch der große Unbekannte. „Das Produkt interessiert die Leute, nicht der Finanzer“, war einmal seine Begründung, warum er ORF-Präsentationen bisher nur als Zaungast verfolgte. Im ORF hat der 53-Jährige durchaus Gewicht: Seit 2012 verantwortet er als Chefproducer das TV-Programmbudget von jährlich über 300 Millionen.
Schon nach der letzten Wahl von Wrabetz 2016 sollte er zudem kaufmännischer Direktor werden, bis sich die SPÖ in letzter Minute querlegte. Der ÖVP-Freundeskreis habe den Preis für die Zustimmung zu Wrabetz zu hoch treiben wollen, hieß es – es wäre ein klassischer Personal-Wahl-Deal gewesen.
Der Oberösterreicher, der sich mit Laufen und Boxen fit hält, landete nach dem Publizistik- und Geschichte-Studium 1995 im aktuellen Dienst im Landesstudio Niederösterreich. Nach Zwischenstopps als Chef vom Dienst bei Ö3 und als stv. Chronik-Chef in der Radioinformation wurde er, erneut in Niederösterreich, 2003 stv. Chefredakteur unter Richard Grasl (heute KURIER). Ab 2007 war Weißmann als Fernsehchef für das tägliche „NÖ heute“ mitverantwortlich. Ab 2010 war er Büroleiter in der ORF-Finanzdirektion und beschäftigte sich intensiv mit wirtschaftlichen und finanziellen Themen. Intern wird ihm hohe Kompetenz attestiert.
Zuletzt, 2020, wurde Weißmann von Wrabetz zum dritten Geschäftsführer von ORF.at und Verantwortlichen für die geplante Streamingplattform ORF-Player bestellt.
In Niederösterreich arbeitete er mit den heutigen Channel-Managern von ORF1 und ORF 2, Lisa Totzauer und Alexander Hofer. Während letzterer weiter zu den Vertrauten zählt, gilt das Verhältnis zu Totzauer, die mit Weißmann und Wrabetz am 10. August um den ORF-Top-Job ringt, als deutlich abgekühlt.
Weißmann sagt man jedenfalls einen guten Draht ins bürgerliche Lager und in die ÖVP nach. Das war es auch, was für Wrabetz bisher wichtig war. Zum Umfeld von Kanzler Sebastian Kurz zählte Weißmann hingegen nie. Anders als ein anderer ominöser „W“ im ORF tauchte er auch nicht in obskuren Chats auf.
In diesem Zusammenhang gesehen ist auch der süffisante Spott seines Noch-Chefs Wrabetz in der harten Phase ORF-Wahlkampfs eine positive Referenz: „Vor einer Übernahme durch Roland Weißmann hat niemand Angst.“
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