91. Oscar-Gala: Analyse - Der falsche Film hat gewonnen

91. Oscar-Gala: Analyse - Der falsche Film hat gewonnen
Zwei Knalleffekte, viele Nicht-Weiße mit Goldstatue, wenig Politik: Die 91. Oscar-Gala war sichtlich bemüht um Vielfalt.

Der falsche Film hat gewonnen.Das leutselige Rassismus-Roadmovie „Green Book“ errang bei der 91. Oscarpreisverleihung den Hauptpreis für besten Film. Damit setzten sich die Traditionalisten in der Academy durch und verhinderten bahnbrechende Ehrungen.

So hätte beispielsweise Spike Lee, der mit seinem flotten Film „BlacKkKlansman“ erstmals in seiner Karriere für beste Regie und bester Film nominiert worden ist, einen historischen Sieg erringen können. Hätte Alfonso Cuarons mexikanischer Erinnerungsfilm „Roma“ gewonnen, wäre dies insofern herausragend gewesen, als noch nie ein nicht-englischsprachiger Film in dieser Kategorie gewonnen hat. Und schon gar nicht einer, der von dem Streaming-Riesen Netflix produziert worden war. Selbst die Wahl zu „Black Panther“ hätte herausgestochen, war doch erstmals eine Comic-Verfilmung – noch dazu in einem All-Black-Ensemble - in dieser Kategorie an den Start gegangen.

Mit „Green Book“ aber setzte sich eine gut gemeinte, gegenüber dem weißen, liberalen Hollywood nicht allzu kritisch eingestellte, dabei allerdings überaus vergnügliche Tragikomödie durch. Mahershala Ali als schwarzer Beisitzer auf dem Autorücksitz erhielt den Höchstpreis als bester Nebendarsteller – und ist damit der erste schwarze Schauspieler, der zum zweiten Mal in dieser Kategorie gewinnt. „Green Book“ gewann auch einen Oscar für bestes Originaldrehbuch.

Favoritensterben

Überhaupt herrschte bei der Oscarverleihung großes Favoriten-Sterben, allen voran mit Yorgos Lanthimos‘ „The Favourite“. Zehnmal war die queere Palastintrige nominiert worden, doch nur einen Gewinn konnte sie verzeichnen. Doch der sorgte ebenfalls für einen Knaller: Olivia Colman gewann für ihre Rolle als lesbische Königin einen Oscar als beste Hauptdarstellerin und schlug damit die arme Glenn Close aus dem Feld. Close stellte damit ihren eigenen traurigen Privatrekord als Schauspielerin auf, die zum siebenten Mal nach einer Oscarnominierung leer ausging. Colman entschuldigte sich in ihrer witzigen Dankesrede gleich bei der Konkurrentin („Ich wollte nicht, dass es so ausgeht“) und fügte selbstironisch hinzu: „Das ist wirklich köstlich. Und das kommt auch bestimmt nicht noch einmal vor.“

 

Ebenfalls baff war man über die Entscheidung, nicht etwa dem herausragenden Christian Bale für seine Darstellung als feist gefressenen Vizepräsidenten Dick Cheney in „Vice“ mit dem Oscar als besten Darsteller zu belohnen. Stattdessen kassierte Rami Malek für seine Rolle als Freddie Mercury in dem Bio-Pic „Bohemian Rhapsody“ die begehrte Statue ein – immerhin als erster arabisch-amerikanischer Schauspieler in der Geschichte.

Wenn schon nicht als bester Film, dann reüssierte „Roma“ doch zumindest in den Hauptkategorien Beste Regie, Kamera und bester nicht-englischsprachiger Film – der bislang größte Sieg für Netflix und damit ein echter „Game-Changer“.

Einen Absacker erlebte auch Bradley Coopers „A Star Is Born“, dessen acht Oscar-Nominierung schließlich auf einen Gewinn für Lady Gaga und den besten Original-Song („Shallow“) zusammenschmolzen.

 

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Moderator gab es heuer keinen, wiewohl drei unglaublich lustige Damen – die Comedienne-Riege Tina Fey, Maya Rudolph und Amy Poehler - den Abend eröffneten und zweifellos ein hervorragendes Moderatorinnen-Trio abgegeben hätten. Tina Fey beantwortete gleich zu Beginn drei entscheidende Fragen: „Nein, wir sind nicht die Gastgeber der Show. Es gibt keine eigene Kategorie für populären Film. Und Mexiko wird nicht für die Mauer bezahlen.“

Insgesamt hielten sich die politischen Statements in engen Grenzen, wenngleich der unschlagbare Spike Lee bei seiner Dankesrede für den Oscar für bestes adaptiertes Drehbuch („BlacKkKlansman“) zuerst einmal Samuel L. Jackson in die Arme hüpfte, ehe er zu einer großen Brandrede ausholte. Sein Dank reichte bis zu den Vorfahren vor vierhundert Jahren zurück und endete mit einem Wahlaufruf mithilfe seines berühmten Filmtitels „Do The Right Thing“  - soll heißen: Stimmt nicht für Trump.

Geweint wurde viel bei den Dankesreden, nicht zuletzt über historische Siege. So gewann Ruth Bachler als erste schwarze Kostümbildnerin einen Oscar für „Black Panther“, ebenso wie Hanna Beachler als erste schwarze Frau für Production Design. Frau Beachler hätte fast auf ihre Dankesrede verzichten müssen, die sie in ihrem Handy gespeichert und vor Aufregung beinahe nicht gefunden hätte.

Zusätzlich zu den afro-amerikanischen Gewinnern – Regina King gewann einen Oscar als beste Nebendarstellerin in „If Beale Street Could Talk“ – tummelten sich auffallend viele Frauen und nicht-weiße Menschen auf der Bühne, präsentierten die Gala-Show und holten wichtige Preise ein.

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Lady Gaga

Weit weniger Drama als gedacht versprühte Lady Gaga auf dem roten Teppich. Gut so, denn statt zu einem exzentrischen Look zu greifen, entschied sich die 32-Jährige für einen schulterfreien Entwurf von Alexander McQueen. Die Kette trug bereits Audrey Hepburn in "Breakfast at Tiffany's".

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Serena Williams

Serena Williams betonte ihre durchtrainierte Figur in einem schwarz-roten Kleid.

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Emma Stone

Perfekt zu ihrem Alabaster-Teint passte die Louis-Vuitton-Kreation, für die sich Emma Stone entschieden hatte.

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Brie Larson

Zur amfAR-Gala hätte Brie Larsons Celine-Kleid wunderbar gepasst, für die Oscars hätte es ruhig etwas Edleres sein dürfen.

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Rachel Weisz

Komplett aus ihrer Rolle fiel Rachel Weisz mit ihrer Outfit-Wahl von Givenchy. Das Konzept "Rotkäppchen in Lack" wirkte an der Schauspielerin deplatziert.

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Sarah Paulson

Nur wenige Stars trauen sich auf dem roten Teppich so viel wie Sarah Paulson. Ihr Modemut wurde auch dieses Mal belohnt: Mit der Kreation von Brandon Maxwell gehörte die Schauspielerin zu den bestangezogenen Frauen des Abends.

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Jennifer Lopez

Jennifer Lopez tat, was sie am besten kann: Sich in einen hautengen Glitzer-Fummel schmeißen - und ihrem Image als glamouröse Diva gerecht werden.

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Amy Adams

Eine modisch solide Leistung war Amy Adams' Look - aber leider auch nicht mehr.

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Helen Mirren

Wie stiehlt man mit 73 seinen jungen Kolleginnen auf dem roten Teppich die Show? Einfach Helen Mirren fragen, die in kräftigem Pink strahlte.

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Charlize Theron

Einer kompletten Typverwandlung hatte sich im Vorfeld Charlize Theron unterzogen. Zum dunklen Haar wählte die Oscar-Preisträgerin ein hellblaues Kleid von Dior. Und weil ein XL-Schlangen-Diamantcollier nicht genug ist, gab's die passenden Armreifen auch an ihr zu sehen.

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Regina King

Regina King holte ihren ersten Oscar in einer perfekt sitzenden Kreation von Oscar de la Renta.

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Glenn Close

Glenn Close passte sich optisch der Oscar-Statue an. Ihre Robe von Carolina Herrera, die mit unzähligen Perlen besetzt war, wog satte 19 Kilogramm.

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Kasey Musgrave

Einer der beeindruckendsten Looks des Abends: Kasey Musgrave in Giambattista Valli.

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Melissa McCarthy

Aufs Abendkleid verzichtete Melissa McCarthy - und überzeugte stattdessen im Jumpsuit.

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Marina de Tavira

Oscar-Nominierte Marina de Tavira posierte in sinnlichem Rot.

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Tessa Thompson

Mit dieser Haute-Couture-Kreation von Chanel sicherte sich Tessa Thompson einen Platz auf der "Best Dressed"-Liste.

Eindruck von Diversität (aber vielfach in Nebenkategorien)

So gewann man insgesamt den Eindruck großer Diversität, wenngleich in den Hauptkategorien dann doch wieder meist Männer gewannen; und  vor allem in den technischen Oscar-Kategorie wie Ton, Tonmischung oder Spezialeffekten tummelten sich ausschließlich Boy-Groups auf der Bühne.

Den feministischen Vogel schoss auf jeden Fall Rayka Zehtabchi, Gewinnerin des Oscar für die beste Kurzdoku „Period.The end of sentence“. Schluchzend meinte sie bei ihrer Dankesrede: "Ich weine nicht, weil ich meine Periode habe. Sondern weil ein Film über die Menstruation einen Oscar gewonnen hat.“

Überraschungen bei den Oscars

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