Restaurant: Wer nicht aufisst, muss Strafe zahlen

Voll beladene Teller am Buffet.
Das asiatische Restaurant himalaya verlangt von Gästen zwei Euro Strafe, wenn sie nicht aufessen.

Wer kennt das nicht? Beim Brunchen oder beim Asiaten wird der Teller gerne voll beladen, aber nicht alles aufgegessen. Der Gast kalkuliert im Hinterkopf mit dem Pauschalpreis, der mehrere Gänge zum Buffet rechtfertigt. Das ärgert natürlich die Gastronomen, denn ihre Gewinnspanne wäre um ein Vielfaches höher, wenn die Gäste ihren Hunger richtig einschätzen würden.

Das asiatische Restaurant "himalaya" in Nordrhein-Westfalen zieht aus dem Gäste-Verhalten Konsequenzen und verlangt für Essensreste zwei Euro Strafe von den Gästen. Bis zu 100 Gramm Reste seien erlaubt, mehr nicht. Die Gäste werden seit einigen Tagen mittels Infoblatt über die neuen Usancen unterrichtet: "Liebe Gäste! Verschwendung wird bei uns nicht geschätzt! Wir bitten daher um Ihr Verständnis, dass wir für Reste über 100g pro Teller jeweils einen Aufpreis von 2,00 Euro verrechnen."

Verschwendung oder Abkassieren?

Restaurant: Wer nicht aufisst, muss Strafe zahlen
Stock-Fotografie-ID: 46908902 steel trays with food in the canteen of the self-service restaurant
So kurios der Anlassfall klingt, so ernst das Thema: Allein Österreichs Haushalte werfen bis zu 157.000 Tonnen angebrochene oder originalverpackte Lebensmittel weg. Durchschnittlich wirft ein Wiener rund 40 Kilogramm an Lebensmitteln pro Jahr weg, die noch gegessen hätten werden können. Reste, die über die Toilette oder über den eigenen Kompost entsorgt werden, sind noch gar nicht mitgerechnet.

Wie der Stern berichtet, teilt sich die Meinung unter den Gästen. So schreibt eine Facebook-Nutzerin etwa: "Ich finde das spitze. Sollte bei jedem Buffet und all you can eat Standard sein." Ein anderer User widerspricht: "Ist das ein Scherz oder ernst gemeint? Dann wird euer Laden nicht mehr lange laufen."

Auf der Facebook-Seite des KURIER berichteten Leser, dass es auch in Wien ähnliche Konzepte gibt. So verlangt das asiatische Restaurant Ebi in seinen Standorten in Neubau und Floridsdorf 18,95 Euro für "all you can eat": Allerdings bedient sich der Gast hier nicht am Buffet, sondern bestellt Gerichte à la Carte. Ab der zweiten nicht aufgegessenen Speise wird der Einzelpreis des jeweiligen Gerichts verrechnet.

Aufmachen, riechen, kosten – und gegebenenfalls wegwerfen. Dieser Test funktioniert bei offenen und leicht verderblichen Lebensmitteln wie Milch recht einfach. Bei abgepackten Genussmitteln wie Kaffee oder Nudeln funktioniert dieser Test allerdings nur, wenn man die Verpackung öffnen will.

Geht es nach der EU braucht es solch einen Test bei diesen Lebensmitteln auch gar nicht, seit langem wird sogar eine Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) bei besonders lange haltbaren Lebensmitteln debattiert. Die Angabe zur Mindesthaltbarkeit verrät übrigens nicht, wie lange das Lebensmittel verzehrt werden kann. Das Datum gibt Auskunft darüber, wie lange ein Nahrungsmittel bei richtiger Lagerung seine Eigenschaften wie Konsistenz, Nährwert oder Geschmack mindestens behält. Immer vorausgesetzt die Lebensmittel sind frei von Schimmelpilz, dieser breitet sich bei feuchter oder warmer Lagerung aus. Luftdicht verpackte Lebensmittel schimmeln weniger leicht. Experten raten daher dazu, mit Schimmel befallene Lebensmittel wegzuwerfen. Im Unterschied zum MHD sagt ein Verbrauchsdatum, bis wann Nahrungsmittel verzehrt werden sollen.

Kaffee

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Kaffeepackungen sollte am besten in einer Vorratskammer gelagert werden, ungeöffnet sind diese ohne Geschmacksverlust bis zu zwei Jahre haltbar. Sauerstoff, Feuchtigkeit, Wärme und Licht beschleunigen die Verflüchtigung von Aromen. Eine Studie des Instituts für Ernährungswissenschaften der Universität Wien hat ergeben, dass die Genussqualität von ungeöffneten Kaffeebohnen schon nach neun Monaten abnimmt: Der Kaffee riecht und schmeckt weniger intensiv.

Gewürze

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Gewürze wie Pfefferkörner, Zimtstangen, Sternanis oder Kardamom behalten unzermahlen bis zu vier Jahre ihren vollen Geschmack, viel länger als Gewürze in Pulverform. Gewürznelken bewahren sogar bis zu fünf Jahre ihre Aromen. Zermahlene Kräuter verlieren bereits nach wenigen Monaten ihre Würzkraft, hier sind luftdicht verschlossene Gefäße umso wichtiger. Gewürzregale sollten nicht neben dem Herd hängen, denn Hitze, Dampf und Fremdgerüche schaden den Kräutern.

Essig

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Essig selbst wird für eingelegtes Gemüse als Konservierungsmittel eingesetzt und gehört zu jenen Lebensmitteln, auf denen kein MHD angegeben ist. Bei kühler Lagerung hält die ungeöffnete Essig-Flasche ohne Geschmackseinbußen bis zu zehn Jahre. Wird Essig längere Zeit offen stehen gelassen, bilden sich Schlieren und ein Bodensatz (in der Fachsprache Essigmutter). Dabei handelt es sich um Essigsäurebakterien, die gesundheitlich absolut unbedenklich sind, solange sich kein Schimmel gebildet hat.

Nudeln, Mehl und Reis

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Trocken und gut verschlossen sind Nudeln und Reis bis zu zwei Jahre haltbar. Vollkornprodukte halten wegen ihres höheren Fettanteils durch den Keimling nicht so lange. Lebensmittelmotten bei diesen Produkten sagen nichts über die Haltbarkeit aus und können sich auch bei frischen Produkten einnisten.

Honig

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Je geringer der Wassergehalt in Honig, desto länger hält er. Je wärmer Honig gelagert ist, desto schneller wird er schlecht. Wenn das Glas gut verschlossen ist und dunkel gelagert wird, hält Honig einige Jahre. Wenn der Honig geöffnet ist, sollte er binnen eines Jahres verzehrt werden. Honig kann durch lange Aufbewahrung kristallisieren und fest werden, durch Erhitzen wird er wieder streichfähig.

Hartwürste

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Unterwegs mit dem Kilo-Coach am Spittelberg
Dauerwürste wie Cabanossi sind entweder gebraten und getrocknet oder nach feuchter Erhitzung kalt geräuchert und getrocknet. Sie werden stets ohne Stärkezusatz hergestellt. Auch ohne Kühlung sind sie mehrere Wochen bis Monate haltbar. Die Dauerwürste werden allerdings härter und zäh.

Zucker

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Tatsächlich sprechen Experten von sogenannter "Glykation", der "Verzuckerung"  von Gewebsfasern: Ist der Blutzuckerspiegel häufig erhöht, kann es dazu führen, dass sich Proteine mit Zuckermolekülen verbinden und miteinander verkleben.
Schimmel und Bakterien mögen keinen Zucker, deswegen hat dieser auch kein MHD. Warum? Zucker hat wie Salz eine starke Wasserbindungskraft und erzeugt einen hohen osmotischen Druck: Kommen Bakterien mit Zucker in Kontakt, verlieren sie ihr Wasser und sterben. Zucker wird daher auch zum Konservieren und Weiterverarbeiten eingesetzt, zum Beispiel beim Einkochen von Obst. Bei trockener Lagerung ist Zucker unbegrenzt haltbar.

Eingelegter Fisch

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Ohne Scherz: Zehn jahre nach Ablaufdatum würden sie noch immer keine Fischvergiftung bekommen. Allerdings wäre der Inhalt von Sardinendosen wohl kein Genuss mehr und auch nicht mehr ansehnlich. Gewölbte oder beschädigte Dosen und Gläser gehören in den Müll.

Salz

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Speisesalz schimmelt nicht und verliert seine Kraft auch nach Jahren Lagerung nicht, allerdings kann Salz verklumpen. Gourmet- oder Steinsalze sind mit keinem MHD versehen, jodiertes Salz hingegen schon.

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