Bio-Landwirtschaft und Soja: Warum Philippa Strache nicht recht hat

Bio-Landwirtschaft und Soja: Warum Philippa Strache nicht recht hat
Die FPÖ-Tierschutz-Beauftragte Philippa Strache postete vor einigen Tagen eine bisher unkommentierte Falschmeldung.

Die wahlkämpfende FPÖ-Tierschutzbeauftragte berichtete am 24. August über die brennenden Wälder im Amazonas-Gebiet in einem Facebook-Posting: "Regenwälder sind die grüne Lunge der Erde. Der Amazonas-Regenwald brennt und es betrifft jeden Einzelnen von uns."

Weiters meinte sie: "Jedes Jahr verschwindet eine Regenwaldfläche größer als die Schweiz, und jeden Tag werden bis zu 50 Arten für immer ausgerottet. Der Verlust dieses Lebensraumes verändert auch das Weltklima."

Die Politikerin gibt in ihrem Posting Ratschläge, worauf der Österreicher beim Einkaufen achten soll, allerdings passierte ihr hier ein inhaltlicher Fauxpas.

Der Konsument solle darauf achten, ob Palmöl oder Soja in den Produkten steckt. Zudem rät sie, möglichst wenig Papier auszudrucken sowie auf Regionlität zu achten.

Strache endet mit dem Tipp: "fragt euch selbst...muss es jeden Tag Fleisch sein? Diese gigantischen Mastbetriebe benutzen Futtersoja, für dessen Gewinnung riesige Gebiete im Regenwald gerodet werden! (Biobetriebe dürfen übrigens kein Soja verwenden!) Achten wir aufeinander und auf unsere Erde!"

Die Politikerin verknüpft die Waldbrände im Amazonas mit dem Anbau von Soja, weil in Brasilien derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren wüten. Viele Feuer wurden offenbar von Bauern auf abgeholzten Flächen gelegt, um neue Weideflächen zu schaffen.

Allein im heurigen Juli wurden in Brasilien um fast 300 Prozent mehr Flächen abgefackelt als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Insgesamt ein Fünftel des brasilianischen Anteils an dem weltweit größten zusammenhängenden Waldgebiet fiel den Kettensägen in den vergangenen Jahrzehnten zum Opfer.

Dürfen österreichische Bio-Betriebe Soja verwenden?

Allerdings unterliegt Strache einem Denkfehler: Einerseits dürfen auch heimische Bio-Landwirtschaften auf Soja für die Tierfütterung zurückgreifen, freilich nur in Bio-Qualität. Andererseits kommt Soja aus Südamerika im Bio-Bereich generell (nicht nur in Österreich) de facto deswegen nicht vor, weil der großflächige Einsatz von genmanipulierten Sorten und der intensive chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel-Einsatz hier absolute Ausschlussgründe sind.

Zur Erklärung: Gentechnik und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind in der Bio-Landwirtschaft verboten und es müssen Bio-Futtermittel verwendet werden. In Österreich verwenden alle Bio-Qualitätsprogramme wie Mitglieder des Verbands Bio Austria heimische Bio-Futtermittel (Soja, Weizen, Gerste etc).

In Österreich bemüht sich der Verein Donau Soja um eine gentechnikfreie Soja-Produktion für die Tierfütterung.

Der Verzicht im Bio-Bereich auf Bio-Soja-Importe aus Südamerika, allen voran Brasilien und Argentinien, ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Biodiversität und des Klimas, weil diese unter der Zerstörung von Regenwald leiden  die wiederum für den Soja-Anbau vorangetrieben wird. Hier hat Philippa Strache recht.

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