Beyond Meat? Wenn es vegan sein muss, dann lieber dieses Würstel
Dank prominenten Fürsprechern und Investoren wie Bill Gates und Leonardo DiCaprio avancierte das US-amerikanische Fleischersatz-Unternehmen „Beyond Meat“ schnell zum Liebling der Wall Street. Der Umsatz schnellte zuletzt auf 60,5 Millionen Euro hoch. Als die zuvor nur im Großhandel bei Metro (auch in Österreich) verfügbaren Laibchen beim Diskonter Lidl in den Verkauf gingen, waren sie in Deutschland nach kurzer Zeit ausverkauft.
Der KURIER wollte wissen, wie die Bratlinge auf Erbsenbasis ohne tierische Zutaten wie Ei, Milch oder Fleisch schmecken und bat das Küchenteam vom Palais Coburg um eine professionelle Zubereitung auf dem BBQ-Griller. Die überraschende Antwort lautet:
Die Laibchen schmecken nach absolut nichts – weder nach Gewürzen noch nach Salz. Von Flop kann man dennoch nicht sprechen, denn die Konsistenz entspricht tatsächlich jener von Faschiertem. Legt man die zuvor selbst zurecht geschnittenen Laibchen zwischen Toasts oder Brötchen und pimpt das Gericht mit Zwiebeln, Salat und Saucen auf, lässt sich kein Unterschied zu einem herkömmlichen Burger erkennen.
Pilze und Seitan, damit der vegane Ersatz bissfest schmeckt
Immer mehr Österreicher verzichten auf Fleisch, laut aktuellen Umfragen ernähren sich mittlerweile zehn Prozent hierzulande vegan oder vegetarisch. Hinzu kommt die Gruppe der Flexitarier (essen weniger Fleisch), die auf 16 Prozent geschätzt wird. Veganer sind bereit, für Ersatz-Produkte bis zu 50 Prozent mehr zu bezahlen.
Flexitarier würden laut einer AMA-Erhebung immerhin rund 25 Prozent aufzahlen. Ein riesiger Markt also.
Bei veganen bzw. vegetarischen Fleisch-Ersatzprodukten handelt es um hochverarbeitete Lebensmittel: Um fleischähnliche Aromen sowie Konsistenz herzustellen, braucht es Gewürze und einen hohen Herstellungsaufwand mit Verdickungsmitteln wie Agar-Agar (wird aus Algen gewonnen) oder Johannisbrotkernmehl.
Pilze und Weizenprotein Seitan sind wegen ihrer Bissfestigkeit in der industriellen Herstellung von Fleischalternativen besonders beliebt.
Würzige Würstel: Bitte weniger Gewürze
Allerdings rasseln im KURIER-Test ausgerechnet die veganen Merguez-Würsteln des deutschen Herstellers "Wheaty" durch, der auf Weizenprotein setzt. Bei Merguez handelt es sich um eine afrikanische Wurstspezialität, die sehr würzig schmeckt: Die vegane Alternative ist leider schwer zu schneiden und schmeckt etwas zu feurig.
Testsieger sind die Veggie-Rostbratwürsteln der oberösterreichischen Firma "Hermann", deren Konsistenz durch Kräuterseitlinge sowie Hühnereiweiß und -eigelb (deswegen nicht vegan) täuschend echt ist – zudem schmecken sie dank Zutaten (Anm: ein Geschäftsgeheimnis, wahrscheinlich Majoran) wie das Original aus Schweinefleisch.
Auffallend ist, dass alle Hersteller mit großzügigem Einsatz von Gewürzen wie Curry oder Paprika kräftige Aromen servieren wollen. Der Konsument hätte hier von weniger mehr.
Hier die getesteten Würstel im Überblick:
Hermann Rostbratwürstchen
Die Würstel sehen dank Farbe und Fettglanz wie Original-Rostbratwürstel aus. Die Konsistenz wirkt wie Schweinefleisch: Pilzstücke oder Reis schmeckt man jedoch nicht heraus. Note: Sehr gut
Spar Rostbratwürstel
Nach dem Grillen haben die Würstel einen seltsamen, weiß-gelben Farbton. Die Kombination von Haferfasern und Hühnereiweiß erinnert an Original-Rostbratwürstel, die nicht ganz durch sind. Schmeckt. Note: Gut
Denree
Die kompakte Konsistenz des Seitans kommt an Fleisch nicht heran. Die Würstel schmecken zwar, sind aber durch Pfeffer, Koriander, Ingwer, Kardamom und Kurkuma viel zu würzig. Note: Gut
Spar Bratwurst
Die Bratwürstel schmecken trocken und haben eine zu dicke Hülle: Das Innenleben aus Seitan und Weizenhalmfaser überzeugt mit einer guten Konsistenz. Note: Befriedigend
Taifun: Kräuterknacker
Obwohl diese veganen Tofu-Würsteln mit Ingwer, Pfeffer, Knoblauch, Piment und Muskatnuss gewürzt sind, schmecken sie recht langweilig. Note: Befriedigend
Hermann Käsebratwurst
Das Veggie-Bratwürstel aus Pilzen und Reis besticht durch eine schöne Farbe. Beim Anschneiden kann man den Käse gut erkennen, allerdings schmeckt es zu scharf. Für kleine Kinder nicht geeignet. Note: Befriedigend
dm
Seltsame Farbe und eckige Form: Weil die Hülle so dick ist, lässt sich das Würstel schlecht schneiden. Auch geschmacklich überzeugt das Würstel aus Tofu und Seitan nicht. Note: Genügend
Wheaty
Das Seitan-Würstel ist so kompakt, dass man es kaum anstechen kann. Durch den intensiven Paprika-Geschmack ist es viel zu scharf. Für kleine Kinder nicht geeignet. Note: Nicht genügend
Kommentare