Empfehlung zu Veganismus: "Bei Kindern und Schwangeren wird abgeraten"

Viele Kinderärzte sehen eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sehr kritisch.
Der Grund: In diesen Lebensphasen besteht ein höherer Nährstoff- und Energiebedarf.

Viele Kinderärzte sehen eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sehr kritisch. Andere sehen dann kein Problem, wenn auf eine ausreichende Ergänzung von Mikronährstoffen wie Vitamin B12 und eine ausreichende Eiweißversorgung geachtet wird. 105.000 Menschen in Österreich ernähren sich laut Gallup-Umfrage vegan. Wer auf tierische Produkte verzichtet, will das meist auch an den Nachwuchs weitergeben. Kinder, Schwangere und Stillende haben jedoch einen anderen Nährstoff- und Energiebedarf.

"Deutschsprachige Fachgesellschaften raten in diesen sensiblen Lebensphasen von veganer Ernährung ab. Internationale Gesellschaften sind etwas lockerer, aber auch sie sehen ein Risiko für Mangelernährung, wenn nicht auf gewisse Nährstoffe geachtet wird", sagt Sandra Haider, Ernährungswissenschafterin an der MedUni Wien. Fehlen essenzielle Aminosäuren und Mikronährstoffe wie Vitamin B12 in der Schwangerschaft kann das zu Entwicklungsstörungen des Embryos führen.

"Langfristig kann es bei veganen Kindern ohne ausreichender Nährstoffversorgung zu Wachstumsverzögerungen, einer verlangsamten Entwicklung oder neurologischen Störungen kommen. Bei vielen Nährstoffen muss man auch beachten, dass man bei veganer Ernährung weniger davon aufnimmt und sie deshalb richtig kombiniert", sagt Haider. Dazu zählt etwa Eisen aus Hülsenfrüchten, das besser verwertet wird, wenn Vitamin C verfügbar ist, z. B. aus einem dazu gegessenen Paprika.

Wenig Studien

Studien zu den Auswirkungen veganer Ernährung bei Kindern gibt es nur wenige. "Eine neuere Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass, wenn Vitamin B12 verabreicht wird und sonst kein Nährstoffdefizit besteht, keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind. Allerdings wurden nur wenige Teilnehmer untersucht, sodass weitere Studien notwendig sind", sagt Haider.

Sie rät Eltern grundsätzlich von veganer Ernährung ab. Wenn sie doch umgesetzt wird, sollte dies in Absprache mit Kinderarzt und Ernährungsexperten sowie in Kombination mit regelmäßigen Blutuntersuchungen erfolgen. Die Vegane Gesellschaft Österreich geht davon aus, dass vegane Ernährung in jeder Lebensphase sehr gut möglich ist. Sie hat auf ihrer Website einen eigenen Folder veröffentlicht, der genau aufschlüsselt, welchen Bedarf Schwangere, Stillende und Kinder nach Alter haben (www.vegan.at).

Darin wird auch auf mögliche Entwicklungsstörungen durch Nährstoffmängel sowie auf Nahrungsergänzungsmittel hingewiesen. Für Eltern, die ihr Kind vegan ernähren möchten, können neben der ernährungswissenschaftlichen Beratung auch Apps hilfreich sein, etwa die App "Kalorienzähler – Fddb Extender", mit der die Nährstoffzufuhr dokumentiert werden kann.

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