Das Video wurde auf Youtube inzwischen über 41.000-mal aufgerufen, einen Anspruch auf inhaltliche Korrektheit hat der Account freilich nicht. Falschinformationen werden im Video nicht richtiggestellt.
Jörg Matthes: „Angst ist ansteckend“
Jörg Matthes, Medienpsychologe auf der Universität Wien, erklärt: „Für Zuschauer wirkt das Video wie eine echte Berichterstattung. Kommen Emotionen wie Angst oder Ärger ins Spiel, wird es unwahrscheinlich, dass der Inhalt kritisch geprüft wird. Angst ist anstecken, das erklärt den viralen Effekt des Videos.“
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Wie das Video beurteilt wird - als Satire oder Realität - hänge auch von der politischen Einstellung ab. Klar sei, dass der Bezirk mit Problemen kämpfe, die Zuschauer im Hinterkopf haben. Angstgefühle würden weiter verstärkt, Gefahren aber auch überschätzt. Die Krux: „Das subjektive Sicherheitsgefühl hat nichts mit Statistik zu tun.“
Der KURIER hat sich vor Ort selbst umgehört: René J. etwa erzählt, dass es vor Kurzem zu einer Messerstecherei in seinem Wohnhaus kam.
„Im Stiegenhaus ist immer noch alles voller Blut. Man muss aufpassen, dass man nicht zwischen die Fronten gerät.“ Sandrine F. ergänzt: „Die Migranten glauben, Favoriten gehört ihnen. Sie haben ja gerade erst Christbäume angezündet, um das zu zeigen.“
Passantin Silvia M. bringt die Stimmung wie folgt auf den Punkt: „Wenn man sagt, dass man im 10. wohnt, verdrehen alle die Augen.“ Derartige Schilderungen sind bei dem Lokalaugenschein keine Ausnahme.
Wer das "Kriminal-Ranking" anführt
Ein Blick in die Kriminalstatistik bestätigt diese subjektiven Wahrnehmungen teilweise. Die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2021 zeigen, dass der 10. Bezirk bei den Anzeigen mit 17.560 angezeigten Straftaten die Statistik klar anführt. Kein anderer Bezirk bringt es auf mehr als 12.000 angezeigte Delikte.
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Gleichzeitig ist Favoriten der bevölkerungsreichste Bezirk der Stadt. Sieht man sich die Straftaten also auf 100.000 Einwohner an, wirkt der 10. gleich wesentlich weniger gefährlich. Dann führt die Innere Stadt das „Kriminalitätsranking“ an.
Laut Polizei liegt das daran, dass es dort zu wesentlich mehr Diebstahlsdelikten kommt. Dass es dafür in Favoriten mehr Gewalttaten gibt, sei denkbar, man müsse in Wien aber nirgends Angst haben, auf die Straße zu gehen, so ein Ermittler.
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Im Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betont man, dass es in Wien keine Plätze geben dürfe, an denen Menschen sich unsicher fühlen. Darum habe man unter anderem eine Sicherheitszone am Keplerplatz eingerichtet.
Bezirksvorsteher: „Das sollten alle Alarmglocken schrillen“
Im Büro von SPÖ-Bezirksvorsteher Marcus Franz bestätigt man Probleme, was auch mit der Größe des Bezirks zusammenhänge: „Ein Problem ist die fehlende Polizei auf der Straße. Österreichweit kommen auf 100.000 Einwohner 333 Polizisten, bei uns sind es bei 220.000 Einwohnern aber nur 319. Ein grobes Missverhältnis. Da sollten beim Innenminister alle Alarmglocken schrillen.“
Auch um gegen das Roadrunner-Problem vorzugehen, gebe es zu wenig Beamte. „Da wundert es nicht, dass sich die Bürger vom Bund allein gelassen fühlen – und das völlig zu Recht.“
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Gegen das negative Bild wehrt man sich aber auch. Angeführt werden die gute Öffi-Anbindung, zahlreiche Bildungseinrichtungen oder „die besten Groissböck-Krapfen und das beste Tichy-Eis“.
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Laut Sucht- und Drogenkoordination Wien ist die Beschwerdelage in den vergangenen Jahren konstant geblieben. "Die Polizei macht aus unserer Sicht ihre Arbeit mit der aktuell zur Verfügung stehenden personellen Ausstattung bestmöglich."
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