Supergrätzel: Ein erster Hauch von Barcelona in Favoriten
Inmitten der Herzgasse befindet sich ein Sandhaufen mit drei Schaufeln. Um ihn herum tummeln sich zahlreiche Menschen. Der Grund: Die Stadt möchte künftig ein Häufchen Barcelona nach Wien bringen.
Aber nein, der Sandhaufen soll nicht den Strand der iberischen Stadt nach Wien befördern. Stattdessen wird mit dem symbolischen Spatenstich am Freitag der Startschuss für das erste Wiener "Supergrätzel" gegeben - ganz nach dem spanischem Vorbild.
Was ist ein "Supergrätzel" eigentlich?
Die "Superblöcke", oder auf Wienerisch eben "Supergrätzel", sollen die Verkehrsprobleme Lärm- und Abgas-geplagter Städte lösen. Üblicherweise handelt es sich dabei um eine etwa 400 mal 400 Meter messende Einheit aus Hauserblöcken, die motorisierten Durchzugsverkehr weitgehend bis gänzlich aussperrt.
Dadurch soll mehr Platz für Menschen geschaffen werden. Mittels sogenannter "Diagonalfilter" soll der Verkehr im Grätzel unterbunden werden. Diese Verkehrssperren dienten einst als Müllgefäße auf der Donauinsel. Nun sind sie recycelt und neu bepflanzt in Favoriten zu finden.
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"Wir haben beim Ausprobieren der Maßnahmen erkannt, dass Straßenmarkierungen ohne Sperren nicht ausreichen", so SPÖ-Planungstadträtin Ulli Sima. Die Zufahrt für Einsatzkräfte sei aber gesichert. Zusätzlich wolle man in Zukunft versuchen weitere Anreize für die Bewohner zu schaffen, etwa durch die Möglichkeit die Straßensperren für den Privatgebrauch bepflanzen zu können, erzählt Bezirksrat Alexander Prischl. Neben mehr Fahrrad- statt Motorverkehr soll der Ausbau von Grünflächen und Cooling-Maßnahmen den Stadtteil klimafitter gestalten.
Pilotphase geht in Umbau über
Zwei Sommer lang wurde das stadtplanerische Konzept bereits phasenweise getestet. Jetzt ist es endlich so weit: Das Pilotprojekt zieht endgültig im Herzen des 10. Bezirks ein. Zwischen Gudrunstaße, Leebgasse, Quellenstraße und Neilreichgasse entsteht das erste "Supergrätzel" Wiens.
Die erste Bauphase startet mit Oktober 2023 und wird voraussichtlich bis Herbst 2024 andauern. Die Kosten für den ersten Umbau: rund 5 Millionen Euro.
Die zweite Bauetappe, in der die Herbstgasse zu einer Fußgängerzone umgewandelt wird, erfolgt anschließend und soll mit Herbst 2025 abgeschlossen sein.
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"Ja, es hat ein bisschen länger gedauert als wir erwartet haben", meint Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) beim zeremoniellen Spatenstich. Verzögerungen soll es unter anderem gegeben haben, weil sich gerade zu Beginn der Planungsphase wenige etwas unter dem Begriff "Superblock" vorstellen konnten. Man habe aber durch den längeren Planungszeitraum mehr auf die Wünsche der Anrainer eingehen können.
Nicht alle finden "Supergrätzel" super
Das übergeordnete Ziel des "Supergrätzels" ist mehr Lebensqualität für die Bewohner. Aber nicht alle von ihnen sind glücklich mit den neuen Entwicklungen im Viertel. Ein Anrainer beklagt sich über Lärm und angeblich randalierender Personen, die sich nachts im Grätzel aufhalten sollen. Eine andere Anwohnerin hingegen bemängelt, dass die Nachbarschaft bei der Planung nicht genug miteinbezogen worden sein soll.
Bezirksrat Prischl gibt gegenüber dem KURIER an, die Beschwerden ernst zu nehmen. Lärm gebe es aber überall in der Stadt: "Das Grätzel lädt eben nicht nur bis 16:30 Uhr zum Verweilen ein", so Prischl. Man wolle die Situation aber dennoch im Auge behalten.
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"Es ist ein Lernprozess für die Stadt", entgegnet indes NEOS-Planungssprecherin Selma Arapović. Ulli Sima ergänzt, dass es schwierig sei, alle Anrainer glücklich zu machen. "Ich habe aber das Gefühl, dass wir einen Großteil mit dem Projekt abholen", so die Planungstadträtin. Während des Planungsprozesses habe es zudem mehrere Möglichkeiten, wie etwa einen Info-Container und Veranstaltungen, für die Teilnahme der Grätzel-Bewohner gegeben.
Auch andere Bezirke haben laut Sima schon Interesse an einem eigenen "Supergrätzel" bekundet. "Es ist uns wichtig, dass wir das Projekt richtig umsetzen, bevor wir neue angehen", ergänzt Arapović später.
"Die Probephase hat sich aber auf jeden Fall bewährt", erklärt Ulli Sima.
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