Wiener Polizei eröffnet Info-Store, um Nachwuchs anzuwerben

Der Info-Store der Wiener Polizei am Schottenring
Im Shop auf der Ringstraße werden via Virtual Reality-Brille Polizeieinsätze simuliert. Ziel ist es, mehr als 1.000 Polizisten für Wien anzuwerben.

Die Pensionierungswelle im öffentlichen Dienst sorgt auch bei der Polizei für ein Nachwuchsproblem. Mit einem Info-Store am Schottenring 10 will die Wiener Polizei vor allem junge Menschen für den Beruf interessieren.

Eröffnet wurde der "Flagship Store" am Montag von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl.

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Wegen der hohen Fußgängerfrequenz auf der Ringstraße erhofft man sich, zahlreiche Interessierte anzulocken. Neben Beratungsgesprächen soll eine Virtual Reality-Brille den Berufsalltag der Beamten veranschaulichen. Nachempfunden sind Polizeieinsätze, darunter eine Festnahme, Verkehrskontrolle oder ein Streifendienst.

Eine monatlich wechselnde Präsentation stellt verschiedene Abteilungen vor. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr, Samstag bis 16 Uhr.

Wiener Polizei eröffnet Info-Store, um Nachwuchs anzuwerben

Von links nach rechts: Karl Javurek (Präsident des Vereins der Freunde der Wiener Polizei), Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl

Realisiert wurde der Shop um 300.000 Euro, inklusive der Miete für die nächsten zwei Jahre und einen E-Bus für Werbezwecke.

Polizei erwartet volle Klassen 

Werbekampagnen, das 2022 eröffnete Recruiting Center, verstärke Präsenz auf Messen sowie die Abhaltung der ersten Blaulichtmesse im Rathaus zeigen laut Innenminister positive Effekte.

Nach sehr schwachen Jahren gab es im Herbst 2022 genau 143 Neuaufnahmen bei der Wiener Polizei, ein Jahr später waren es 323. "Es ist das Ziel, heuer für Wien über 1.000 Polizisten zu werben“, sagte Karner.  

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Zum Vergleich: Im vom Bundesheer eröffneten "Checkpoint Mahü" verzeichnete man 2022 rund 5.100 Besucherinnen und Besucher sowie 274 Freiwilligenmeldungen. Im Jahr 2023 waren es 5.600 Interessierte und 277 Freiwilligenmeldungen

Für den nächsten Eignungstest im März gibt es laut Polizeipräsident rund 1.000 Bewerberinnen und Bewerber: "Wir erwarten volle Klassen und gehen davon aus, dass danach rund 200 Personen mit der Ausbildung beginnen können", erklärte Pürstl.

Dass die Generation Z (1997 bis 2012) für Blaulichtberufe schwer zu begeistern sei, liege auch daran, dass junge Menschen bei der Berufswahl Gehaltsaussichten und Vereinbarkeit von Familie besonders gut abwägen. "Das ist eine große Herausforderung, doch wir haben darauf reagiert." Angeführt wird unter anderem die Anhebung des Gehalts oder neu geschaffene Weiterbildungsmöglichkeiten.

Polizeidichte in Wien unter dem Österreich-Schnitt

Die Wiener Polizei sei besonders gefordert, betonte Ludwig. Das liege daran, dass Wien eine Millionenstadt mit zahlreichen internationalen Organisationen und dem Sitz der Regierung sei. Pro Jahr habe man rund 600 Großdemos und Tausende kleinere Demonstrationen zu bewältigen.

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„Die Wiener Polizei bewältigt mit 25 Prozent des Personals von ganz Österreich zwei Drittel der Aufgaben. Ich weise gerne darauf hin, dass der Personalstand pro 100.000 Einwohner unter dem Österreich-Schnitt liegt. Wir könnten durchaus mehr Polizistinnen und Polizisten gebrauchen“, sagte Ludwig in Richtung des Innenministers.

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