Kein Führerschein, kein Sporttest: Polizei erleichtert Aufnahmekriterien
Dass die Polizei unter drastischem Personalmangel leidet, ist nichts Neues. Neu ist aber ein Maßnahmenpaket, das derzeit vom Innenministerium (BMI) geprüft wird. "Die allgemeine Situation am Arbeitsmarkt ist schwierig, das spürt auch die Polizei", sagt ein Sprecher.
Seit Wochen werden verschiedenste Vorschläge evaluiert, wie man mehr Bewerber ansprechen könnte. Einer davon betrifft den Sporttest, der künftig sogar komplett gestrichen werden könnte. Grund dafür dürfte die hohe Durchfallquote sein: 26 Prozent der Bewerber scheitern am Sportteil.
Daran gescheitert ist auch eine junge Bewerberin: "Ich habe mich letzten Sommer bei der Polizei beworben, und bin dann leider am Sporttest gescheitert." Sie will es aber auf jeden Fall erneut versuchen.
Fahrtenschwimmer erst später?
Besonders das Schwimmen scheint für viele Bewerber ein Hindernis zu sein. Deshalb könnte es für künftig bald möglich sein, den Fahrtenschwimmer erst während der Ausbildung zu absolvieren.
In Zukunft könnte man den Bewerbern sogar noch einen weiteren Schritt entgegenkommen: Ein Vorschlag, der geprüft wird, bezieht sich auf den Führerschein. Dieser könnte künftig - wie der Fahrtenschwimmer - erst während der Ausbildung erworben werden.
"Keine Erleichterung"
"Derzeit wird auch eine Wiederholungsmöglichkeit bei einem negativen Prüfungsergebnis überprüft. Auch die Erstbewerbung soll schneller und unbürokratischer werden", heißt es vom Innenministerium.
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Von einer "Erleichterung" des Aufnahmetests will man aber nicht sprechen. "Wichtig ist, dass es bei keiner Maßnahme eine qualitative Nivellierung nach unten geben wird", so der BMI-Sprecher. Es gehe um eine "Modifizierung auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse". Eine Umsetzung sei noch in diesem Jahr geplant.
Studie in Auftrag gegeben
Neben dem Maßnahmenpaket wurde außerdem eine Studie in der Bevölkerung zur "Wahrnehmung des Polizeiberufs" in Auftrag gegeben. "Außerdem untersuchen wir die Berufswahlmotive von Polizeischülern", sagt der BMI-Sprecher weiter. Diese wissenschaftliche Untersuchung sei bereits in der finalen Überprüfung.
Zudem ist auch ein großangelegter österreichweiter "Tag der Polizei" geplant, der Einblick in Ausbildung und Beruf geben soll sowie Meet & Greet-Aktionen mit fertig ausgebildeten Polizisten.
Gewerkschaft übt Kritik
Heftige Kritik kommt indessen von der Gewerkschaft. Hermann Greylinger, Vorsitzender der roten Gewerkschaft FSG spricht von einer "Alibi-Aktion", bei der es um reinen Populismus gehe.
"Man müsste an anderen Schrauben drehen, wie eine grundlegende Änderung des Gehalts- und Pensionssystems", sagt Greylinger. Seit 1. Jänner diesen Jahres gibt es für Polizeischüler mehr Geld. Im ersten Jahr beläuft sich das Gehalt auf 2.000 Euro brutto, im zweiten Jahr dann bereits auf 2.600 Euro brutto.
Auch der mögliche Wegfall des Sporttests steht in der Kritik: Denn was passiert mit Polizeischülern, die den Fitnessteil auch während der Ausbildung nicht schaffen? Wird diesen Schülern der Abschluss der Polizeischule verwehrt? Ganz auf die körperliche Fitness zu verzichten, wäre ein Fehler, heißt es auch aus Polizei-Kreisen.
Sonderurlaub abgeschafft
Besonders drastisch ist der Personalmangel in der Bundeshauptstadt. In Wien gibt es für das Jahr 588 Planstellen zu besetzen. Neben den Maßnahmen des Innenministeriums hat die Landespolizeidirektion Wien deshalb auch eigene Schritte gesetzt, um Personal zu rekrutieren - unter anderem in Form eines Sonderurlaubstags für die Anwerbung von Interessenten.
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Dieser wurde mittlerweile wieder abgeschafft. "Die Maßnahme hat nicht genug Erfolg gezeigt, deswegen gibt es diese Regelung nun nicht mehr", sagt eine Polizeisprecherin auf KURIER-Anfrage.
Ob Maßnahmen der Wiener Polizei sowie des Innenministeriums ausreichen, um alle 1.406 Planstellen zu besetzen, die dieses Jahr ausgeschrieben sind, bleibt abzuwarten.
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