NASA hat sich verkalkuliert: Warum der Mondlandung ein Desaster droht
Der ursprüngliche Plan der USA war eigentlich folgender: Donald Trump beendet im kommenden Jänner seine zweite Amtszeit. Krönender Abschluss sollte im heurigen Dezember eine neuerliche bemannte Mondlandung sein. Zwei Astronauten sollten den Erdtrabanten betreten und erste Erkundigungen für eine permanente, bemannte Station legen. China würde rund sechs Jahre später folgen.
Doch die NASA hat sich schwerstens verkalkuliert. Die Liste an Problemen wird nicht kürzer, sondern immer länger:
Es gibt trotz jahrzehntelanger Entwicklung keine fertigen Raumanzüge, das Hitzeschild des Raumschiffes Orion funktioniert nicht und jeder Start der SLS-Mondrakete kostet saftige zwei bis vier Milliarden Euro.
Elon Musk hat ein Gewichtsproblem
Doch das ist noch die eigentlich besser funktionierende Hälfte der Mission. Denn die NASA-Astronauten werden im Mondorbit in eine Landefähre umsteigen - ein Starship von Elon Musks Privatfirma SpaceX. Die erste Version seiner Rakete musste im Laufe von sieben Teststarts an so vielen Stellen so verstärkt werden, dass sie viel zu schwer wurde und mittlerweile völlig unbrauchbar ist.
Im Jänner soll erstmals eine zweite Version mit neuen Raptor-Triebwerken ausprobiert werden. Doch auch diese wird nicht ausreichen, die Rede ist schon von einer dritten Version. Ob diese ausreichend ist, wird man erst sehen.
Dazu muss man wissen, dass eine der größten Herausforderungen ist, genug Schub zu erzeugen, um möglichst viel Gewicht zum Mond zu bringen. Bei den Apollo-Missionen wogen Raumschiff und Landefähre zusammen gut 40 Tonnen und wurden mit einer Saturn-V-Rakete zum Mond geschossen. China plant seine Landung mit zwei Raketen vom Typ Langer Marsch 10 und etwa 55 Tonnen Gesamtgewicht.
Zum Vergleich: Musks Starship hat aktuell rund 120 Tonnen Gewicht und soll im Endausbau sogar um die 200 Tonnen erreichen. Um diese gewaltigen Brocken zum Mond zu befördern, muss die spätere SpaceX-Landefähre zunächst in den Erdorbit geschossen und dort noch einmal betankt werden, damit sie zum Erdtrabanten fliegt.
Nach aktuellem Stand sind dafür rund ein Dutzend Starships in vier verschiedenen Bauarten nötig. Wie das gewagte Manöver genau funktionieren soll, weiß aber noch niemand, nicht einmal die NASA selbst, heißt es in einem heuer erstellten US-Regierungsbericht.
NASA: Mondlandung mindestens drei Jahre verspätet
Den frühest möglichen Start hat die NASA erst kürzlich auf 2027 verschoben, selbst Musk-freundliche Experten halten dies aber frühestens 2028 für möglich. Zusätzlich unberechenbar wird alles durch Trumps neuerliche Präsidentschaft (bis Jänner 2029). Es gibt bereits Gerüchte, dass er Musk die Verantwortung über das komplette Mondprogramm übertragen möchte und SpaceX vielleicht sogar die komplette Mission übernimmt.
Damit wären die Karten komplett neu gemischt und alles offen - vom Geniestreich bis zum völligen Scheitern. Beim Duo Trump/Musk ist jedenfalls vieles möglich.
Und China? Dort arbeitet man seit bald zwanzig Jahren an seinem Mondprogramm mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Kaum wird ein neues US-Problem bekannt, dauert es nur ein paar Tage, bis die Kommunisten ihre neuesten Erfolge bekannt geben. Sechs unbemannte Missionen zum nächsten Himmelskörper wurden bereits perfekt und im Zeitrahmen durchgeführt.
Raumanzüge stehen parat, die Entwicklung von Langer Marsch 10 dürfte sogar etwas schneller als erwartet sein. Aktuell laufen schon Triebwerktests, dem Erstflug 2027 dürfte nichts im Wege stehen. Nach zwei weiteren Probeflügen könnte spätestens im Oktober 2029 zum 80. Geburtstag der Volksrepublik der erste Chinese durch den Mondstaub stapfen.
Waren die USA zu Beginn des Mondrennens noch rund sechs Jahre voraus in der Entwicklung, so ist es mittlerweile völlig offen, wer als nächstes den Mond betritt. Ging es in den 60ern zwischen den USA und der Sowjetunion noch rein ums Prestige und Machtpolitik, so steht mittlerweile der Abbau der Rohstoffe im Fokus. Es geht um Helium-3 für Fusionsreaktoren, seltene Erden für Computer oder Handys und um Gold etwa.
Amazon-Gründer baut weitere Mondrakete
Als neuer Mitspieler steigt nun Amazon-Gründer Jeff Bezos ein. In den kommenden Tagen soll seine New-Glenn-Rakete nach 14 Jahren Entwicklung erstmals starten. Selbst wenn diese einsatzbereit ist, wird sie allerdings kein Gamechanger sein, denn auch sie benötigt ein Tankmanöver und wird dann vielleicht 20 oder 30 Tonnen zum Mond befördern können.
Inzwischen veröffentlichte China heuer bereits verschiedene Pläne für ihre ab 2033 geplante Mondstation. Von der Idee, mit einer Rakete ein Loch in den Erdtrabanten zu sprengen, um unterirdische Wohnräume zu bauen bis zu eiförmigen Gebäuden aus Mondgestein, sind zahlreiche spannende Innovationen im Gespräch.
In den USA hingegen betreibt man vor allem Realitätsverweigerung. Elon Musk kündigte etwa vor wenigen Wochen an, dass er bereits 2028 eine bemannte Mars-Landung mit dem Starship durchführen möchte. Zur Verdeutlichung: Der Rote Planet ist dann etwa 100 Millionen Kilometer entfernt und es ist schon fraglich, ob das Starship bis dahin überhaupt die rund 380.000 Kilometer bis zum Mond schaffen wird.
Apollo als Vorbild, aber nur für China
Zwölf Astronauten betraten jedenfalls zwischen 1969 und 1972 den Mond. Sie hüpften herum oder spielten Golf. Viel wissenschaftlich wertvolles war jedenfalls nicht dabei. Dennoch bezweifeln bis zu 50 Prozent in Umfragen, dass die Apollo-Missionen stattgefunden haben - und das, obwohl es handfeste Beweise gibt.
Keinen Zweifel hat offenbar die chinesische Führung, denn im großen und ganzen kopiert sie den Ablauf der Mission. Zwar werden zwei Raketen eingesetzt, weil auch die Landefähre größer ist, aber prinzipiell handelt es sich nur um eine Weiterentwicklung des einst erfolgreichen US-Weges. Damit sind auch Entwicklungszeiten und Kosten einigermaßen abschätzbar.
Zuletzt konnten mit einer Sonde nach diesem System Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht werden. Diese Mission wird erweitert und mit Menschen statt Staub durchgeführt. Dazwischen wird es noch zwei weitere unbemannte Missionen geben, um einen geeigneten Landeplatz zu finden.
Während China Schritt für Schritt seit bald 20 Jahren sein Programm abspult, wollten Donald Trump und Elon Musk direkt ans Ziel und klotzen statt nur zu kleckern. In nur acht Jahren sollte nach zwei Testläufen bereits eine bemannte Landung durchgeführt werden.
Das Sprichwort, wonach China in Generationen denkt und der Westen in Wahlperioden, war wohl selten so wahr.Während die NASA gerade ihre Mars-Programme kürzen muss, um die ausufernden Kosten der Mondlandung zu stemmen, plant China bereits als nächsten Schritt eine Mars-Station mit Robotern. Auch dort sollen Rohstoffe geschürft werden.
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