"Rote Gefahr oder Wende": Experte erwartet höhere Wahlbeteiligung
Am Sonntag wird in Salzburg gewählt - der Gemeinderat wird neu zusammengesetzt, der Bürgermeister direkt gewählt. Mit Harald Preuner tritt der Amtsinhaber nicht mehr an.
Sechs Kandidaten und eine Kandidatin wollen seine Nachfolge antreten. Das und einige anderen geänderte Voraussetzungen zur Wahl 2019 könnten dazu führen, dass die zuletzt so geringe Wahlbeteiligung von gerade einmal 48 Prozent in der Stadt Salzburg wieder steigen könnte, meint Eric Miklin, Professor für Österreichische Politik an der Universität Salzburg.
"Bei der Wahl 2019 hat niemand erwartet, dass jemand anderer als Harald Preuner wieder Bürgermeister wird", erinnert sich Miklin. Darüber hinaus sei die ÖVP gerade in einer Hochphase gewesen.
Zutaten, die zu dem klaren Wahlerfolg geführt hätten. Jetzt seien die Vorzeichen andere.
Miklin: "Einerseits wird vor der roten Gefahr, also der KPÖ, gewarnt, auf der anderen Seite wird mit der Chance auf eine rote Wende Stimmung gemacht. Die Ausgangslage ist offen."
Duell "rot" gegen "dunkelrot"
Dazu komme noch das Duell zwischen den beiden "roten" Parteien, der SPÖ und der KPÖ. "
Das sind viele Anreize für die Salzburgerinnen und Salzburger, zur Wahl zu gehen", sagt der Politik-Experte, "vielleicht schafft es die KPÖ tatsächlich, bei den Nichtwählern zu mobilisieren."
Schwerer Stand für ÖVP
Was der Politikwissenschafter auch sagt: Die Ausgangslage für die Volkspartei sei aufgrund der veränderten Situation - ein Bürgermeisterkandidat ohne Amtsbonus, dazu die Partei in einer schwachen Phase - sehr ungünstig.
In Salzburg habe er auch "überraschend günstige Dynamik" für die SPÖ erkannt, trotz der Situation auf Bundesebene, sagt Miklin weiter, "im Gegensatz zu 2019, wo die Stimmung für die SPÖ sehr schlecht war. Bernhard Auingers Chancen stehen besser als vor fünf Jahren."
Gegengewicht zu schwarz-blau?
Bei der KPÖ wäre Miklin überrascht, wenn es Kay-Michael Dankl nicht in die Stichwahl schaffen würde. Was auch zugunsten von SPÖ und KPÖ in der Stadt wirken könnte, fasst Miklin mit Blick auf die Landespolitik zusammen: "Dass im Land schwarz-blau regiert, kann dazu führen, dass die Wähler in der Stadt zu einem Gegengewicht tendieren."
"iVote" von Salzburger mitentwickelt
Auch an einem neuen Wahlhilfe-Tool hat ein Salzburger Politologe mitgearbeitet: Reinhard Heinisch, Vorstand des Institiuts für Politikwissenschaft an der Uni Salzburg. Er hat mit Wolfgang Bachmayer vom Meinungsforschungsinstitut OGM "iVote" entwickelt.
Das Tool ähnle einer Wahlumfrage, "ist aber keine", sagt Bachmayer. 25 sachpolitische Themen mit unterschiedlichen Positionen der Parteien werden von der Wählerschaft pro/contra beurteilt.
Ranking der sachpolitischen Erwartungen
Am Ende erscheint ein Ranking, wie sehr die Parteien zu den sachpolitischen Erwartungen passen oder nicht. Das kann durchaus von den eigenen Wahlabsichten abweichen. Es erinnert an das mittlerweile eingestellte Projekt "Wahlkabine.at".
Basis für die Auswahl der Themen und Zuordnungsgrad zu den Parteien war laut OGM die Analyse hunderter Medienberichte und Presseaussendungen, eine systematische Analyse der Parteiaussagen und der Parlamentskorrespondenz, eine Befragung von 1.000 Wahlberechtigten sowie die Einschätzungen von mehr als 20 Innenpolitik-Journalisten. Zu testen unter www.ivote.at.
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