Große Teile des Hanges, der unter dem Haus der Familie Plöschl in St. Paul im Lavanttal verläuft, haben sich in der Nacht von Freitag auf Samstag in Bewegung gesetzt.
Eingeschlossen am eigenen Grundstück
„Wir kommen von unserem eigenen Grundstück nicht mehr runter, weil unsere Einfahrt so weit abgesessen ist“, erzählt auch Annas Mann, Alfred.
Nun heißt die Devise der Familie: Beobachten. Die Feuerwehr hat sogenannte Messpunkte errichtet – Pfosten mit Holzlatten, die eine mögliche Verschiebung der Hänge sofort anzeigen.
Beobachtet wird auch in Granitztal, einem Ortsteil von St. Paul. Er habe zuschauen können, wie der Hang gewandert sei, erzählt Walter Bistesnich, als man ihn am Montag telefonisch erreicht. Am Samstag lernte der KURIER Bistesnich und seine Familie bei einem Lokalaugenschein in Granitztal, einem Ortsteil von St. Paul, kennen. Jenem Ort, der von einem übergehenden Damm geflutet zu werden drohte.
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Haus vor 10 Jahren gebaut
Vor 10 Jahren hat der Mann mit seiner Familie sein Haus auf einem aufgeschütteten Hang errichtet. Direkt neben dem Haus seiner Eltern.
Nun rutscht dieser Hang und mit ihm der Traum vom Eigenheim. War am Samstag die Abrisskante noch gut zehn Meter von der Terrassentür entfernt, sind es nun nur noch drei Meter.
„Es ist alles abgesessen. Aber noch müssen wir nicht aus dem Haus“, erzählt der Unterkärntner. Man sei ständig mit dem Landesgeologen im Austausch. Wild schaue es laut dem Familienvater aus, der hofft, dass der Riss sich nicht weiter ausdehnt. „Das Wetter ist im Moment gut.“
Klimawandel schuld
Auch bei den Plöschls herrscht Regenpause. „Wir wohnen seit 1955 in dem Haus, aber so etwas gab es noch nie. Es regnet nur noch. Diese Extreme, die haben mit dem Klimawandel zu tun. Wer anderes erzählt, der lügt“, sagt Alfred überzeugt, als er über das Grundstück führt.
Vorbei an einem Riss mitten durch den Asphalt, der einen tiefen Blick ins Innere der Erde freigibt. „Schau her, die hat gehalten“, sagt Alfred und klopft auf eine Mauer. Hochgezogen von ihm selbst.
Psychische Belastung
Was bei Familie Bistesnich bleibt, sei die Angst. „Natürlich sind wir psychisch ein wenig angeschlagen. So spurlos geht das an einem nicht vorbei. Es bleibt die Angst. Die Angst um die eigene Existenz.“
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