Unwetter: Slowenien erlebt "Apokalypse biblischen Ausmaßes"

Unwetter: Slowenien erlebt "Apokalypse biblischen Ausmaßes"
Slowenien kämpft aktuell mit den Folgen der schwersten Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes. Die Zahl der Opfer stieg auf sechs.

Evakuierte Dörfer, ein Dammbruch und historische Schäden in zwei Dritteln des Landes durch Überschwemmungen: Slowenien kämpft mit der schwersten Naturkatastrophe in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Landes.

Nachdem auch am Sonntag Hunderte Menschen wegen drohender Erdrutsche in Sicherheit gebracht wurden, steht nun die Schadensbeseitigung an. 

Dafür beantragte die Regierung technische Hilfe der EU und Nato.

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"Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes"

Die hohe Bodenfeuchtigkeit, durch die heftigen Regenfälle ist der Boden völlig durchweicht, mache Erdrutsche wahrscheinlicher, warnte der Geologische Dienst Sloweniens. Akut in Gefahr waren am Sonntag weiterhin mindestens sechs Orte in Gebirgsregionen.

Anton Preksavec, Bürgermeister des von Erdrutschen heimgesuchten Dravograd an der Drau, sprach am Wochenende von einer "Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes".

Das Hochwasser in Slowenien hat bereits sechs Menschenleben gefordert. Ein Mann ist laut Medienberichten bei Beseitigung von Hochwasserschäden ums Leben gekommen, ein weiterer Körper wurde im Fluss Temenica gefunden.

Am Montag besserte sich die Wetterlage in Slowenien zwar, in den betroffenen Gebieten drohten jedoch zahlreiche Erdrutsche. Das Bundesheer bot unterdessen dem Nachbarland Hilfe an.

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500 Millionen Euro Gesamtschaden

Viele Dörfer waren durch das Wasser und Geröll von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer versorgten Tausende per Hubschrauber mit dem Nötigsten. Der steigende Wasserstand der 450 Kilometer langen Mur bereitet besondere Sorgen - nicht nur in Slowenien, sondern auch in Kroatien. Die Mur entspringt in Österreich, fließt durch Slowenien und mündet in Kroatien in die Drau.

Sloweniens Ministerpräsident Robert Golob schätzte den Gesamtschaden auf mehr als 500 Millionen Euro. Getroffen seien vor allem die Straßen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude.

Die Hotspots

Kritisch ist die Lage nach wie vor in der Region Koroška, wo die Straßenverbindungen zu mehreren Ortschaften unterbrochen waren. In der stark betroffenen Gemeinde Črna na Koroškem, die von einem Erdrutsch bedroht ist, wurde gestern eine geplante Evakuierung von 110 Einwohnern mittels Hubschraubern abgesagt.

Wegen drohenden Erdrutsche bei Koroška Bela warten in der Gemeinde Jesenice Bürger auf eine Evakuierung. Rund 900 Bewohnerinnen und Bewohner dürfen seit Samstag nicht mehr in ihre Häuser und mussten in Notunterkünften übernachten.

Bei Dolnja Bistrica in der Gemeinde Črenšovci im Osten des Landes kam zu einem Dammbruch,: Rettungskräfte sind im vollen Einsatz, die Mur von mehreren bedrohten Ortschaften fernzuhalten. Der Damm wurde mit Sandsäcken und schweren Betonblöcken abgedichtet.

Bagger und Not-Brücken benötigt

Über den EU-Katastrophenschutzmechanismus beantragte Slowenien 30 Bagger unterschiedlicher Kapazität sowie 30 Spezialfahrzeuge zur Regulierung von Wasserläufen, sowie die Entsendung von Ingenieurteams für all diese Geräte.

Auf der Wunschliste an EU und Nato standen zudem jeweils 20 vorgefertigte Brücken von bis zu 40 Metern Länge. Von der Nato erbat das Land auch fünf schwere Militärhubschrauber mit einer Tragfähigkeit von mindestens fünf Tonnen für den Transport sowie 200 Soldaten für Schutz-, Rettungs- und Hilfsaufgaben.

Kroatien, Polen

In Kroatien waren die Pegelstände der aus Slowenien kommenden Flüsse gestiegen. Als besonders gefährdet galt am Sonntagabend das Dorf Mursko Sredisce an der Mur unmittelbar an der Grenze zu Slowenien.

Auch in der im Nordosten Polens liegenden Stadt Olsztyn warnten Meteorologen davor, dass Flüsse in dieser Region wegen des andauernden Regens über die Ufer treten könnten.

Tschechien

Auch in Tschechien schwollen Flüsse wegen starken Regens am Wochenende an.

Am Oberlauf der Elbe in Tschechien galt am Sonntag noch die niedrigste Hochwasser-Alarmstufe, jedoch erwarteten Meteorologen, dass der Pegel bis Montagmittag steigen werde.

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