"Lurche" und "Idioten": Online-Reaktionen auf abgesagte Taylor-Swift-Konzerte

Taylor Swift
Schock, Trauer, Wut und Beschuldigungen: Die Reaktionen im Netz auf das abgesagte Taylor-Swift-Konzert spielen alle Stücke.

Es hätte das Event des Jahres werden sollen. Der Megastar Taylor Swift plante Wien gleich dreimal hintereinander mit ihrer fulminanten Show zu beehren. Ungefähr 170.000 Menschen hätte die US-Amerikanerin musikalisch so durch alle ihre "Eras" geführt. Weniger als 24 Stunden davor dann die schockierende Nachricht: Die Event-Reihe wird wegen dringendem Terrorverdacht abgesagt. Ersatztermine gibt es keine.

Bevor noch die offizielle Information über die Absage via E-Mail von oeticket an die Fans ausgesandt wurde, postete bereits der Veranstalter Barracuda Music auf Instagram.

Unglaube und Solidarität

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich dieses Posting, das schnellstens von den Medien aufgegriffen wurde. Die Betroffenen schienen zuallererst in die Phase der Verleugnung einzutreten. Die Online-Reaktionen der Fans hielten sich noch vorsichtig zurück, da zu diesem Zeitpunkt noch Unglaube herrschte. Kurz darauf trat aber eine Welle an Solidarität ein. FM4 fühlte den Schmerz der Betroffenen und schrieb via Instagram: "An alle Swifties: Es tut uns so Leid, fühlt euch umarmt".

Politische Vertreter reagierten prompt und sprachen den Fans online ihr Beileid aus, beziehungsweise erkannten an, welch immense Auswirkung diese Absage vor allem auf junge Frauen hat. Beate Meinl-Reisinger (Neos) und Andreas Babler (SPÖ) sprachen von gebrochenen Herzen, während der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) ganz andere Worte fand und von "Wahnsinnigen" sprach, von denen man sich nicht einschüchtern lassen sollte.

Bitte keine Generalisierung und Rassismus

Auch Autorin und Influencerin Jaqueline Scheiber wäre auf das Swift-Konzert gegangen, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. In ihren Instagram-Storys reagierte sie auf das Geschehene und schrieb: "Das tut mir so Leid für alle, die sich auf die Konzerte gefreut haben und Tage gezählt und Swiftie Things gemacht haben. Außerdem frage ich mich, wie wild die Bedrohung sein muss, dass alle drei Konzerte abgesagt werden." Sie hoffe außerdem, dass dies keine falschen Schlüsse zulasse bezüglich einer Generalisierung und dem Ausleben von Rassismus.

Attentäter seien "Idioten"

Die Frage, ob die Absage des "Event des Jahrzehnts", wie von einer Nutzerin formuliert, berechtigt war, wurde online heiß debattiert. Die Community und bezeichnete die mutmaßlichen Attentäter als "Idioten" und als "Lurche". Vor allem, dass die festgenommenen Tatverdächtigen so jung gewesen seien, schien online auf Unverständnis zu stoßen. Auf Twitter machten Nutzerinnen und Nutzer ihrer Wut und Trauer Luft. Selbst der Kabarettistin Tereza Hossa schien die Situation irgendwann zu viel und sie schrieb nach einigen wütend-ironischen Nachrichten nur: "muss jetzt offline gehen weil das alles 2 sad is". Man kann sich also nur vorstellen, wie die Stimmung in diversen Whatsapp-Gruppenchats aussah, die natürlich nicht öffentlich gepostet wurden.

#ScammedByTaylorSwift

Die Wertschöpfung durch die Swift-Konzerte für die Stadt Wien war im Voraus mit bis zu hundert Millionen Euro beziffert worden. Schließlich pilgerten Fans aus der ganzen Welt für diesen Anlass in die Bundeshauptstadt. Transfers, Nächtigungen und Restaurantbesuche rund um den Besuch des Events kosteten den Teilnehmenden nicht wenig Geld. Kurz nachdem die Neuigkeiten publik wurden, äußerten sich bereits angereiste Fans über den finanziellen Verlust, den sie durch die Absage erlitten. Kurzerhand wurde der Hashtag #scammedbytaylorswift kreiert, was so viel bedeutet wie, ich wurde von Taylor Swift übers Ohr gehauen.

Die Nutzerin @outtaminds sprach in einem Video davon, dass sie als Fan Refundierung für ihre Flüge und Hotelaufenthalte verlange und rief die offizielle Fangemeinde von Swift "Taylor Nation" dazu auf, sich zu formieren, da viele andere auch betroffen wären. Der Plan schien jedoch nach hinten loszugehen, da andere Nutzer sich nicht an der Schuldzuweisung an Swift persönlich beteiligen wollten, sondern die Nutzerin in Kommentaren daran erinnerten, dass sie potenziell ihr Leben bei einem Anschlag verlieren hätte können.

Gestrandete Touristen vernetzen sich

Neben der großen Verunsicherung von Touristen und erregten Gemütern erwächst aber auch ein großes Maß an Solidarität. Über Plattformen wurden Treffen vereinbart und Chats eingerichtet, um jenen, die nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, zum Beispiel mit Stornierungen zu helfen. Wie bei Swifties üblich, gibt es großen Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. 

"Meine Schwester sitzt allein in Wien fest", hieß es in einem Kommentar online. Aber sie habe sich gerade mit so vielen anderen Swifties verabredet, "die ebenfalls festsitzen". Ein anderer Swiftie schrieb: "Ich bin auch allein in Wien, darum habe ich eigentlich vor, drinnen zu bleiben. Aber wenn mich jemand treffen will, ich würde gerne auf Sightseeing gehen."

"Meine Mama und ich sitzen im Zimmer und weinen", schrieb ein Fan. "Unser Herz ist gebrochen, wir sind von Kalifornien hierhergeflogen", ein anderer. In einem weiteren Post hieß es: "Ich bin allein nach Wien gekommen und hänge jetzt im Hotelzimmer herum, und mir ist gar nicht nach Schlafen, mit Dutzenden von Freundschaftsbändern und niemandem zum Tauschen."

Betteln um Neuansetzung der Konzerte, keine Reaktion von Swift

Generell wurde in den Kommentaren von größeren Zusammenkünften in der Öffentlichkeit abgeraten. Die Verunsicherung ist aus den Stellungnahmen deutlich herauszulesen. "Geht auf keinen Fall zum Stadion", wurde wiederholt gepostet. An Swift wurde im offiziellen Account appelliert, die Konzerte neu anzusetzen.

Taylor Swift meldete sich bisher nicht öffentlich zu den versuchten Anschlägen. Die offizielle Fanseite "Taylor Nation" postete nur die offizielle Information über die Absage des Events.

Internationale Reaktionen

Auch international werden die abgesagten Konzerte bereits heiß diskutiert. Nutzer sprechen auch von der Aggression des Islamismus gegen Frauen, da überdurchschnittlich viele weibliche Personen zu den Fans von Taylor Swift zählen. Auch werden Parallelen zu der Gewalttat in Southport, Großbritannien gezogen, bei der drei Mädchen bei einer Taylor-Swift-Party getötet wurden.

Kurz zusammengefasst

  • Trauer, Schock und Wut machen sich online breit nach der Absage der Taylor-Swift-Konzerte in Wien.
  • Politische Vertreter und Nutzer posten über Twitter und Instagram und nennen die potenziellen Terroristen "Idioten" und "Wahnsinnige".
  • Andere Fans fordern Geld für entstandene Kosten wie Übernachtungen und Transport zurück.

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