Millionenschwere Werbekampagne
Das war auch notwendig, denn schon vor der ersten Expertensitzung hatte das Verkehrsministerium eine millionenschwere Werbekampagne in Auftrag gegeben. Diese sollte zunächst eine Agentur durchführen, die in dieser Zeit praktisch alle Kampagnenausschreibungen gewann, von der ÖBB bis zur Asfinag.
Teils gab es dabei dubiose Umstände, in einem Fall ortete Staatsanwalt Thomas Vecsei Vorgänge "wie bei Karl-Heinz Grasser".
Erst nach dem Platzen der Inseratenaffäre rund um das Verkehrsministerium und Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wurde die Agentur mit 90.000 Euro abgefertigt und eine andere beauftragt.
Doch der Stein war ins Rollen gebracht worden. Als offizielle Begründung musste nun eine Zeitersparnis von angeblich vier Minuten für die Einsatzkräfte durch die Rettungsgasse herhalten. Laut einem internen Papier des Verkehrsministeriums hatten Rettungskräfte diese Zahl bei einem Pausengespräch in Deutschland aufgeschnappt.
KURIER-Anfragen in Deutschland ergaben allerdings nur Dementis dazu, so eine Zeitersparnis kenne man gar nicht, hieß es allerorts, denn tatsächlich funktioniere die Rettungsgasse eher schlecht.
Keine Zeitersparnis
Auch eine wissenschaftliche Untersuchung durch den führenden Verkehrsexperten des Innenministeriums, Otmar Bruckner, ergab, dass die Rettungsgasse keinerlei Zeitersparnis bringt. Viele Feuerwehren klagten auch, dass sie mit ihren breiten Einsatzfahrzeugen kaum durch das Chaos kommen.
Eine interne Studie des führenden Fachmanns im Verkehrsministerium hatte gewarnt, dass dies zu chaotischen Zuständen auf den Autobahnen führen würde.
Die Konklusio: Warum sollte eine Rettungsgasse, die erst freigemacht werden muss, besser sein als ein Pannenstreifen, der ohnehin praktisch immer frei ist?
Bures-Vorgänger Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ) hatte wegen der massiven Warnungen jedenfalls von einer Einführung Abstand genommen.
Eine Bures-Sprecherin sagt einmal: „Es ist nicht so, dass die Rettungsgasse nicht funktioniert, sondern die Autofahrer bilden sie nicht.“
Verkehrsministerin Gewessler bezeichnete die Rettungsgasse in einer Pressekonferenz am Montag als "Lebensrettungsgasse". Sie funktioniere gut, dennoch würde es nun eine neue Werbekampagne (um 180.000 Euro; Anm.) geben.
Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl verwies auf eine Umfrage unter 50 Einsatzfahrern, wobei zwei Drittel angaben, dass sie schneller am Einsatzort sind als über den Pannenstreifen. Auch sollen laut tausend befragten Autofahrern zwei Drittel angegeben haben, dass die Rettungsgasse funktioniert. Die Umfrage belege laut Hufnagl darüber hinaus eine Zeitersparnis von zwei Minuten für die Einsatzkräfte.
Bei der Präsentation der neuen Werbekampagne war jedenfalls nur das Rote Kreuz dabei. Später hieß es, es seien auch noch weitere Organisationen dabei, diese wären coronabedingt aber nicht anwesend gewesen. So soll die Feuerwehr, die 2018 die Abschaffung der Rettungsgasse forderte, wieder mit im Boot sein. Das Innenministerium ist nicht dabei.
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