400 Elektro-Funkstreifen für die Polizei: Schwierige Umrüstung
Im vergangenen Herbst sollten bereits 20 Funkstreifen der Polizei aus dem Hause Volkswagen auf Österreichs Straßen unterwegs sein, so wurde es von Innenminister Karl Nehammer angekündigt. Tatsächlich wurde vergangene Woche erst die siebente E-Streife - ein Hyundai - an die Stadtpolizei Bludenz übergeben.
Auch sonst entwickelt sich das 2018 begonnene Projekt eher zäh. Frühestens 2025 wird entschieden, ob bis zu 400 neue Elektroautos angeschafft werden.
Was sind die Gründe für die lange Umrüstungsphase?
Derzeit gibt es vor allem Lieferschwierigkeiten, doch auch der Aufbau eigener Stromtankstellen ist mühsam. Auch Vertragsverhandlungen zogen sich in die Länge. Die Ursachen für die Dauer sind vielfältig.
Einsatztauglichkeit
Wie weit die Elektroautos tatsächlich einsatztauglich sind, wird erst getestet. Die Cobra etwa setzt ihr Fahrzeug lediglich für Fahrten zu Besprechungen und Botenfahrten ein, nicht aber für den Einsatz.
"Es ist klar, dass vor allem für bestimmte Einsatzbereiche, zum Beispiel bei der Autobahnpolizei, ein Einsatz aufgrund der derzeitigen Einschränkungen der e-Mobilität etwa bei Reichweite, Ladezeiten oder Höchstgeschwindikeit jedenfalls auszuschließen ist", sagt Patrick Maierhofer, Sprecher des Ressorts von Gerhard Karner.
Ein weiteres Problem ist, dass Funkstreifen rund um die Uhr und an jedem Tag des Jahres einsatzbereit sein müssen. Deshalb wird für einen Verbrenner mehr als ein Elektroauto angeschafft werden müssen. Das verteuert eine Umrüstung enorm. 50 Prozent höhere Anschaffungskosten wären wohl mindestens nötig sein.
Was spricht dann noch für E-Funkstreifen?
Der Ukrainekrieg hat allen vor Augen geführt, wie rasch es zu einem Engpass bei Treibstoffen kommen kann. Auch wollen manche Autohersteller ab 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr herstellen, damit wäre eine Umrüstung alternativlos. Bleibt zu hoffen, dass die Reichweite dann ausreichend ist für alle Belange der Polizei.
Begrenzter Sinn
"Meine Meinung dazu ist, dass es sicherlich nur im urbanen Bereich Sinn machen wird, solche E-Fahrzeuge einzusetzen und auch da nur für unterschiedliche Tätigkeiten, die keine langen oder keine nicht kalkulierbare Fahrten voraussetzt", sagt der oberste Polizeigewerkschafter Reinhard Zimmermann. "Fairerweise wird man aber den Probebetreib, der derzeit anläuft, abwarten müssen. Wir haben erst ein paar im Einsatz."
Derzeit hat die Stadtpolizei Bludenz ein Fahrzeug, das Innenministerium weitere sechs. Dieses Sextett ist laut Innenministerium aktuell in Wien und Niederösterreich unterwegs, drei davon sind zivil getarnt. Die Marken Volkswagen, Nissan und Hyundai werden aktuell ausprobiert. 2025 soll alles ausgetestet sein.
Bis Entscheidungsfindung, Ausschreibung und Auslieferungen abgeschlossen sind, wird es schließlich noch einige weitere Jahre benötigen.
International sind die Erfahrungen jedenfalls unterschiedlich. In den USA hat die State Police Michigan mehrere Typen getestet und nur der Ford wurde als geeignet klassifiziert, alle anderen fielen durch. In einem Fall entkam ein Verdächtiger, weil dem Polizeifahrzeug der Strom ausging.
Im deutschen Niedersachsen hat man 2013 bereits mit einem Test begonnen und ebenfalls sieben Jahre bis zur Entscheidung im Jahr 2020 gebraucht. "Der stetig steigende Anteil an vollelektrischen und hybriden Fahrzeugen beträgt aktuell 8,87 Prozent von insgesamt 4315 Fahrzeugen", berichtet Nadine Bunzler-Devoucoux vom Innenministerium in Hannover gegenüber dem KURIER.
Begrenzte Zuladung
Und weiters: "Die Nutzung der Elektrofahrzeuge ist insbesondere für administrative Fahrten und für Fahrten der Ermittlungsdienste vorgesehen. Darüber hinaus werden sie in den urbanen Einsatzgebieten mit guter Ladeinfrastruktur im Einsatzdienst genutzt. Zu den genannten Zwecken haben sich die im Einsatz befindlichen Fahrzeuge bisher bewährt. Für die Polizei zeigen sich jedoch teilweise auch Schwierigkeiten durch die begrenzte Zuladung und die eingeschränkten Reichweiten der aktuell am Markt verfügbaren Fahrzeuge."
Ein weiteres Problem, dass sich herausgestellt hat: Die Elektroautos nutzen sich durch den häufigen Fahrerwechsel offenbar noch schneller ab als vergleichbare Verbrenner.Ob die Polizei jemals nur Elektroautos einsetzen kann, ist derzeit eher fraglich.
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