Flüchtlingskoordinator: "Keine Wohnung in Österreich darf leerstehen"
Gratulationen zum neuen Job möchte der Flüchtlingskoordinator lieber nicht entgegen nehmen, sagt er zum KURIER. Michael Takacs weiß, dass er kurz vor seinem 54. Geburtstag eine Herkulesaufgabe übernommen hat.
"In Österreich darf kein Haus und keine Wohnung leerstehen", kündigt der Generalmajor an. Jeder Zentimeter Platz werde jetzt gebraucht, um die Kriegsopfer unterzubringen.
"Was wir nicht haben ist Zeit. Moldawien oder Polen platzen aus allen Nähten", betont der Flüchtlingskoordinator. "Und wir werden alle brauchen, besonders die NGOs und die Länder".
Aktuell stehen laut Takacs 31.000 Betten im Privatbereich, 2900 in der Bundesbetreuung sowie 4500 von den Ländern zu Verfügung. Ob das langfristig reicht, sei noch nicht abschätzbar.
Auf Heimweg von Planquadrat
Der Anruf aus dem Bundeskanzleramt erreichte den Chef der Wiener Verkehrspolizei am Sonntag Früh am Heimweg von einem Planquadrat zu seiner Frau und den zwei Kindern. Wie bei jedem Jobwechsel suchte "Taki", wie er polizeiintern genannt wird, erst das Gespräch mit seiner Frau, bevor er zusagte. Während des Gesprächs mit dem KURIER am Montag zu Mittag bezieht er gerade sein neues Büro im Bundeskanzleramt.Warum der stellvertretende Kabinettschef im Innenministerium zum Koordinator für die Ukraineflüchtlinge wurde, hat mehrere Gründe. Vor allem war er schon 2015 bei der großen Flüchtlingswelle im Team von Christian Konrad.
Auch ist er ein großer Netzwerker. Takacs ist mit jedem Innenminister von Johanna Mikl-Leitner bis Gerhard Karner per Du, natürlich auch mit Bundeskanzler Karl Nehammer. Dass er mancherorts als ÖVP-Parteisoldat hingestellt wird, ärgert den Polizisten aber massiv. So ist er etwa "auch mit Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und vielen Grünen" mit dem Du-Wort verbunden. Unter ihm stiegen auch SPÖ-nahe Polizisten die Karriereleiter hinauf.
Alko-Lenker und Raser
Der Lebenslauf von Takacs, der an der Alten Donau in Wien-Donaustadt aufgewachsen ist und als Workaholic gilt, ist mittlerweile so lang, dass er in Medien nur noch auszugsweise wiedergegeben wird. Auch der KURIER schrieb bereits in den Neunzigerjahren über ihn als er als "kleiner Verkehrspolizist" unter dem legendären Oberst Franz Stockinger Alko-Lenker und Raser jagte.
Er übernahm viele Jobs in der Polizei, von der Leitung der Wasserpolizei bis zum Auslandseinsatz im Irak. Takacs gilt als "Mann für alle Fälle" in der Polizei. Er wird auch als Favorit für den ab Juni neuen Job als Bundespolizeikommandant gehandelt - falls er überhaupt will.
Anders als Flüchtlingswelle 2015
Doch vorerst steht bei ihm die Ukrainekrise im Fokus. Vergleichen will er diese nicht mit der Flüchtlingswelle von 2015. "Die Herausforderungen sind ganz andere. Statt vorwiegend junger Männer kommen nun Frauen, Verletzte und Kinder. Es werden nicht irgendwelche Hallen gefüllt, sondern die Flüchtlinge im Land verteilt." Europa müsse hier zusammenhalten. Derzeit sehe dabei gut aus, attestiert der Generalmajor, das müsse man nützen.
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