Ibizadetektiv Hessenthaler: Kein Häftling wie jeder andere
Der offensichtliche Hauptorganisator des berühmten Ibizavideos, Julian Hessenthaler, hat von der Justiz Sonderrechte bekommen wie wohl kein Häftling zuvor. Wegen seines Prozesses äußerte der ehemalige UNO-Sonderberichterstatter Manfred Nowak seine Besorgnis.
Die linke Szene, in der Hessenthaler zeitweise (in Berlin) untertauchen konnte, feiert ihn als Helden, sogar Plakate für eine Freilassung wurden hierzulande aufgeklebt.
Immerhin waren die Folgen des Videos enorm: Ex-Ministerin Sophie Karmasin (ÖVP) in U-Haft, Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Polit-Vollpension und sein Vize Heinz-Christian Strache (FPÖ) in politischer Gleitpension. Die Ermittlungen und Verfahren dazu werden noch jahrelang laufen.
All das würde es nicht geben, hätte Hessenthaler nicht eine - technisch schlecht gemachte - Videofalle in Ibiza installiert, um Strache und Johann Gudenus reinzulegen. Die angebliche Oligarchennichte Alyona Makarova entpuppte sich als Schauspielerin.
Sieht man das gesamte Video, dann zeigt sich an sich nichts handfestes gegen die beiden FPÖ-Politiker, sie lehnen Gegengeschäfte sogar ab. Doch das zusammengekürzte Video brachte Ermittlungen in Gang, die zum Handy von Thomas Schmid führten und seit Jahren die heimische Innenpolitik erschüttern.
Gleichzeitig dürfte Hessenthaler zumindest eifriger Drogenkonsument gewesen sein, wie eine Sky-Serie über die Causa Ibiza eindrucksvoll zeigt. Ob er auch ein Dealer ist, wird heute ein unabhängiges Gericht feststellen. Fix ist wohl, egal wie das Urteil lautet, es wird einen fahlen Beigeschmack haben. Für die Schöffen eine schwere Entscheidung, steht noch dazu Aussage gegen Aussage. Kokain wurde keines sichergestellt.
Drei Mal im ORF zu sehen
Verwunderlich war jedenfalls die Sonderbehandlung für den prominenten U-Häftling. Er durfte Interviews geben, alleine der ORF brachte ihn drei Mal vor die Kamera. Normalerweise gilt striktes Sprechverbot für Häftlinge, in U-Haft ist alles sogar noch strenger.
Wer hat also grünes Licht dafür gegeben, dass ein möglicher Drogendealer, dem 15 Jahre Gefängnis drohen, so eine Plattform bekommt? Und sogar die Justiz an den Pranger stellen kann, die ihm das ermöglicht?
Das Landgericht St. Pölten hat jedenfalls die Interviewgenehmigung erteilt, das Ministerium von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) erlaubte vier Mal Filmaufnahmen. Begründet wird das damit, dass das Interview nichts mit dem Prozessgegenstand zu tun hat.
Die unabhängige Justiz tut sich damit jedenfalls nichts gutes. Man wird den Eindruck nicht los, dass hier von manchen ein politisches Eisen geschmiedet werden soll, so lange es heiß ist.
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