Causa Hessenthaler: Privatdetektiv oder Kokaindealer?

Causa Hessenthaler: Privatdetektiv oder Kokaindealer?
Ibiza-Aufdecker Julian Hessenthaler wird weiter belastet, er bestreitet, mit Kokain gedealt zu haben.

Zwölf Monate sitzt er bereits in U-Haft und im schlimmsten Fall drohen ihm 15 Jahre Haft. Die Rede ist vom 40-jährigen Detektiv Julian Hessenthaler, der im Juli 2017 auf Ibiza Heinz Christian Strache und Johann Gudenus jene Videofalle stellte, die nach dem Auffliegen Mitte Mai 2019 zum Bruch der schwarz-blauen Koalition führte. Drahtzieher Hessenthaler steht wegen eines veritablen Drogendelikts in St. Pölten vor Gericht. Er soll 2017 und 2018 insgesamt 1,25 Kilogramm Kokain mit einem hohen Reinheitsgehalt (70 Prozent) an Bekannte weitergegeben haben. Mit einem Großhandelspreis in Höhe von 40 Euro pro Gramm soll er sich seine maroden Finanzen aufgebessert haben. Die Kokaingeschäfte bestreitet Hessenthaler vehement. Auffällig an diesem Indizien-Prozess ist, dass es anscheinend nicht alle mit der Wahrheit so genau nehmen. Das Verfahren stützt sich auf zwei Hauptbelastungszeugen. Gestern, Mittwoch, war der vierte Verhandlungstag.

Belastungszeugen

„Jeder, der den Prozess beobachtet, sieht, welche widersprüchlichen Aussagen und Falschaussagen getätigt werden“, sagt Hessenthalers Verteidiger Oliver Scherbaum zum KURIER. „Die zwei Belastungszeugen haben mehrfach und belegt gelogen.“

Die Verteidigung stellte auch am Mittwoch zahlreiche Beweisanträge und beantragte die Enthaftung Hessenthalers – ohne Erfolg.

Am Mittwoch wurde der Zeuge Gert Schmidt, Betreiber der Onlineplattform eu-infothek, erneut befragt, dessen Plattform offenbar zur „Ehrenrettung“ von HC Strache und Johann Gudenus ausgerückt ist.

Schmidt sagte aus, dass er zwei ehemaligen Geschäftspartnern von Hessenthaler insgesamt 55.000 Euro für Hinweise rund um das Ibiza-Video und die Hintermänner gezahlt habe. Laut Hessenthalers Verteidiger waren diese Hinweise allesamt falsch. In den Augen Schmidts hat das Duo aber sehr wohl zur „Aufklärung“ des Falles beigetragen.

782 Chatnachrichten

„Schmidt hat im Verfahren zwanghaft versucht, eine FPÖ-Nähe in Abrede zu stellen“, sagt Verteidiger Scherbaum zum KURIER. Dabei soll die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen angeblich festgestellt haben, dass 782 Chat-Nachrichten von Schmidt auf dem sichergestellten Handy von Gudenus gefunden wurden.

Am Mittwoch wurde der Prozess auf unbestimmte Zeit vertragt, weil eine in Serbien lebende Zeugin per Videokonferenz befragt werden soll. Die Verteidiger hatten die Verlesung ihrer Einvernahmeprotokolle abgelehnt. Sie ist die Mutter eines Hauptbelastungszeugen. Die Frau soll in ihrer Heimat von zwei Männern bedroht worden sein.

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