Kaum Kontrollen, mehr Masken: Viel los am ersten Lockdown-Tag
Für ungeimpfte Personen gilt seit Montag ein Lockdown. Sie dürfen zum Beispiel nicht mehr in Geschäfte des Einzelhandels.
Doch wie läuft das in der Praxis ab? Halten sich die Menschen daran? Oder braucht es die Polizei, um die Einhaltung der Maßnahmen zu kontrollieren? Und wenn ja, wie werden die Kontrollen durchgeführt?
Der KURIER hat sich am Montag in mehreren Einkaufszentren und -straßen in Wien, Oberösterreich, Tirol, Burgenland und Kärnten umgehört und -geschaut.
Wien: Grüner Pass? Fehlanzeige
Die Passantinnen und Passanten auf der Mariahilferstraße zeigen sich am Montagvormittag skeptisch. Vom Thema Corona und Lockdown für Ungeimpfte will man nichts hören und sich schon gar nicht dazu äußern. „Was ich dazu sagen kann, ist, dass wir ein gemeinsames Problem haben. Und dieses Problem kann eben auch nur gemeinsam gelöst werden“, äußert sich Ingrid. Maronibrater Harald sagt: „Es ist die Sache der Regierung. Ich habe mich geimpft, um nicht weiter in meiner Freiheit eingeschränkt zu sein. Man sieht, was dabei herauskommt, wenn man sich nicht dafür entscheidet.“
In keinem einzigen Geschäft wird man aktiv nach dem grünen Pass gefragt. Zeigt man seine Zutrittsberechtigung unaufgefordert im Geschäft her, nickt die eine Verkäuferin freundlich, die andere schüttelt den Kopf.
Eine weitere Verkäuferin kontrolliert, nachdem sie von einer Kundin darauf aufmerksam gemacht wurde, gleich andere Kunden, die das Schuhgeschäft betreten wollen. Auch zwei Passantinnen wollen gerade in den Laden kommen. Doch als ihnen auffällt, dass die Verkäuferin genau in diesem Moment den grünen Pass kontrolliert, suchen sie schnell das Weite.
"Die Kontrolle liegt aktuell in den Händen der Exekutive. Diese Vorgaben haben wir bekommen. Es kann zwar sein, dass sich das noch ändert und wir dann die Kunden kontrollieren müssen, aber bis dahin ist es Aufgabe der Polizei", sagt eine der Verkäuferinnen zum KURIER.
"Aufgabe der Regierung"
Ein ebenfalls befragter Security-Mitarbeiter argumentiert ähnlich: "Wir haben von oben keine Vorgaben bekommen, dass wir die Leute kontrollieren müssen. Manche Personen zeigen ihren grünen Pass am Eingang unaufgefordert her, aber kontrollieren müssen wir sie nicht. Man kann einfach nicht 10.000 Leute an einem Tag nach ihrem grünen Pass fragen."
"Es wäre die Aufgabe der Regierung, jemanden zu organisieren, der diese Kontrollen übernimmt. Wir sind jetzt schon unterbesetzt und sind ja schließlich zum Betreuen der Kunden da, nicht um sie zu kontrollieren", sagt eine andere Verkäuferin.
Oberösterreich: Einkaufen im Corona-Hotspot
In Linz etwa trennt eine Glaswand im Einkaufszentrum "Passage" jene, die shoppen dürfen von jenen, die es seit heute nicht mehr dürfen: Während sich rechts von der Wand ein älterer Herr überlegt, sich eine neue beschichtete Pfanne zu kaufen, wird links von der Wand darauf gewartet, endlich getestet zu werden. Denn die Schlange ist lang, sie endet erst kurz vor dem Eingang eines Bekleidungsgeschäft.
In diesem ist heute einiges los, viele wühlen sich durch die neuesten Trends. "Bei uns kontrolliert stichprobenartig das Security-Personal des Einkaufszentrums, ob die Konsumenten geimpft sind oder nicht", erklärt eine Verkäuferin.
Aber auch die Polizei hätte heute schon eine Runde in der Passage gedreht, wie jene Frau weiß, die am Eingang Kaffee verkauft. Beim KURIER-Lokalaugenschein ist jedoch von Polizeipräsenz keine Spur. Auch außerhalb des Einkaufszentrums sieht man auf der Straße und den Gehsteigen keine Männer in Uniform. Ab und zu fährt eine Streife durch die Landstraße, die so wie die Geschäfte, ebenfalls gut besucht ist.
Am Hauptplatz ist es da schon leerer: Dort ist der Weihnachtsmarkt aufgebaut, der eigentlich diesen Freitag hätte öffnen sollen. Wegen Corona darf er nun voraussichtlich erst am 6. Dezember öffnen.
"Die Zahlen müssen stimmen", kündigte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) vergangene Woche an. Hannelore ist dennoch voller Hoffnung und räumt schon liebevoll ihren Stand, den sie seit 40 Jahren betreibt, ein.
Im Bild zeigen möchte sich Frau Hannelore nicht, dafür ihre Weihnachtskugeln: "Die bemalt ein 85-jähriger Mann mit einer Feder", erzählt sie. Auch andere Standler würden sich schon vorbereiten. "Wir wollen eigentlich früher aufsperren. Linz ist einer der wenigen Märkte, die jetzt doch nicht öffnen", sagt Frau Hannelore. Mit einer 2-G-Regel, sollte das aber eigentlich schon möglich sein, meint sie und dekoriert weiter.
Unterbrochen wird das Gespräch plötzlich von einem Fahrradfahrer. Mit umgehängten Lautsprecher, aus dem Parolen wie "Impfzwang für Politiker", "Nie, niemals" und "Steckt euch die Impfung in den A**" dröhnen zieht der Mann seine Runden durch Linz. Es ist die einzige offensichtliche Protestaktion in Linz kurz vor Montagmittag.
Dass die oberösterreichische Polizei die Kontrollen ernst nimmt, bewies sie gegenüber Altlandeshauptmann Josef Pühringer. "Vor dem Gesetz und bei einer #C19-Kontrolle sind alle gleich! Auch unser Alt-#Landeshauptmann durfte seine #GreenPass-App testen und präsentierte das Ergebnis Gerd von der PI Traun", meldete die Polizei auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Innsbruck: Lange Schlangen vor Test- und Impfstraßen
In Innsbruck hingegen wurde am Sonntag noch lautstark demonstriert. Da hatten Tausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung protestiert. Davon ist am Montag in der Maria-Theresien-Straße, Innsbrucks größter Einkaufsstraße nichts mehr zu bemerken. Auch wenn der Andrang im Kaufhaus Tyrol ähnlich groß ist.
Allerdings nicht in den Geschäften. Im zweiten Stock haben sich aber zwei riesige Schlangen gebildet. Die eine führt zu einer Teststraße - mit Montag ist die Übergangsregel für 3-G am Arbeitsplatz ausgelaufen. Die zweite führt in eine im gleichen Geschäftslokal untergebrachte offene Impfstraße des Landes. Hier wird mittlerweile an sechs Tagen die Woche gestochen.
Burgenland: Alles ruhig im Osten
Auch im Oberwarter Einkaufszentrum EO im Südburgenland ist am Montagvormittag nur wenig los. Einige Leute bummeln an den Geschäften vorbei, andere sitzen in den Lokalen. In den Bekleidungsgeschäften ist kaum etwas los. Kontrollen des Impfstatus gibt es nicht, wohl aber den Hinweis auf die FFP2-Maskenpflicht im Einkaufszentrum.
Auch in Klagenfurt hat es am Montagvormittag bei Filialen großer Handelsketten keinerlei Kontrollen bezüglich des 2-G-Status der Kunden gegeben. Das ergab ein Lokalaugenschein in einem Baumarkt, bei einem Möbelhändler und einem Elektromarkt. Auffallend war, dass die Kunden die Maskenpflicht deutlich ernster nahmen als in den vergangenen Wochen. Nur ganz wenige Menschen ließen die Nase frei oder trugen nur einen Mund-Nasen-Schutz statt der vorgeschriebenen FFP2-Masken.
Masken beim Möbelhändler, keine im Elektromarkt
Große Unterschiede gibt es offenbar in der Unternehmenskultur. Während beim Möbelhändler sämtliche Angestellten ohne Maske ihrer Arbeit nachgingen, waren im Elektromarkt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit FFP2-Masken unterwegs. Im Baumarkt hielt sich das die Waage, hier wurde es dem Personal offenbar freigestellt, ob sie eine Maske tragen.
Dem Kundenzustrom tat der Teil-Lockdown jedenfalls keinen Abbruch. „Bei uns sind etwa gleich viele Kunden wie sonst auch an einem Montagvormittag“, hieß es etwa im Baumarkt. Und im Elektromarkt waren zwei von drei Kassen geöffnet, man musste sogar warten, um seine Einkäufe bezahlen zu können. Im Möbelgeschäft war hingegen wenig los, das ist aber am Vormittag dort nichts Ungewöhnliches. In der Trafik nebenan, die auch einen Postschalter beherbergt, war hingegen Hochbetrieb. Und das Personal maskiert.
Mitarbeit: Katrin Schinewitz
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