Corona: Das Virus kam über den Brenner

Corona: Das Virus kam über den Brenner
Eine 24-jährige Frau und ihr Freund sind infiziert und in Quarantäne. Ein Hotel in Innsbruck wurde gesperrt, das Wohnhaus abgeriegelt.

Am Dienstag ging es Schlag auf Schlag. 15 Polizisten sperrten am frühen Abend den Eingang zum Grand Hotel Europa nahe des Bahnhofs in Innsbruck ab. Manche von ihnen trugen Gesichtsmasken. Wer mit seinem Koffer einchecken wollte, wurde nicht eingelassen.

Warum? Am Dienstag ist in Österreich das lange Erwartete passiert. Zwei Monate nach dem Ausbruch von SARS-CoV-2 in China und nachdem Fälle in Deutschland, Frankreich und zuletzt in Italien bekannt wurden, tauchten Dienstagfrüh die ersten zwei Corona-Infizierten in Österreich auf – und zwar in Tirol.

Der Krisenstab des Innenministeriums tagt seitdem permanent, der Wohnort einer der beiden Infizierten wurde abgeriegelt und das Hotel in der Innsbrucker Innenstadt gesperrt. Denn die Frau war Rezeptionisten im Grand Hotel und versah dort auch noch zuletzt ihren Dienst.

Doch der Reihe nach.

Bei den zwei Infizierten handelt es sich um eine Italienerin und ihren Freund (beide 24). Beide stammen aus der Gegend um Bergamo in der am stärksten betroffenen Region in Italien: der Lombardei. Sie lebt und arbeitet in Innsbruck; mit dem Freund, der nur auf Österreich-Besuch fahren wollte, war sie am Freitag von Italien mit ihrem Auto zurück nach Innsbruck gekommen.

Isoliert

Am Samstag entwickelten beide erste Grippesymptome, am Sonntag stieg das Fieber der Frau auf 38 Grad, zusätzlich setzten leichte Lungenbeschwerden ein. Auch die Temperatur des Mannes stieg am Sonntag an, auf 37,8 Grad; er bekam Halsschmerzen.

Am Montag wandten sich die beiden aufgrund der Kombination aus Symptomen und Italien-Aufenthalt an die Rettungsleitstelle. Sie wurden abgeschottet in die Universitätsklinik nach Innsbruck gebracht. Nach mehreren Tests bestätigte sich am Dienstag schließlich der Verdacht: Beide Italiener haben sich mit dem Coronavirus infiziert.

Corona: Das Virus kam über den Brenner

Auch wenn sie noch im Laufe des Dienstag fieberfrei wurden und weniger Symptome zeigten, müssen sie mindestens noch bis zum Ende der Woche in der Innsbrucker Uniklinik in Quarantäne bleiben. Laut Günter Weiss, Infektiologe an der Klinik, sind beide „sehr kooperativ und in gutem Allgemeinzustand“.

Richtig gehandelt

Damit, dass die beiden nicht auf eigene Faust ins Spital gefahren sind, sondern die Leitstelle verständigt haben und somit isoliert ins Spital gebracht werden konnten, haben sie in ihrer Situation richtig gehandelt.

Die wichtigste und zugleich schwierigste Aufgabe für die Tiroler Behörden am Dienstag: Kontaktpersonen und Bewegungsprofile der beiden Infizierten zurückverfolgen. Wie der KURIER aus gut informierten Kreisen erfuhr, soll die Frau am Wochenende noch im Hotel gearbeitet haben.

Am Dienstag wurden Speichelproben von 130 Hotelgästen genommen. Das teilte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) Dienstagabend mit, nachdem der Krisenstab getagt hatte. Von einem Sprecher des Landes Tirol hieß es: „Wenn der Gesundheitszustand ein guter ist und kein enger Kontakt mit der Infizierten bestanden hat, sind diese Personen in ihrem Tun nicht eingeschränkt.“ Wie viele Gäste in dem Hotel einquartiert sind, war bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht zu eruieren.

Corona: Das Virus kam über den Brenner

Das Hotel in Innsbruck wurde von der Polizei bewacht

Auch das Wohnhaus der Frau im Innsbrucker Stadtgebiet ist abgeriegelt, die Nachbarn in den umliegenden Häusern wurden informiert. Das Land Tirol versichert, dass – was das Wohnhaus der infizierten Frau betrifft – alle behördlichen Maßnahmen nach Plan vollzogen werden.

In dem Haus soll demnach nur die Familie der 24-Jährigen gewohnt haben. Nun versucht man, zu eruieren, wie viel Kontakt die Nachbarn kürzlich mit den Infizierten hatten.

Unis geschlossen

Schauplatzwechsel nach Italien: In der Südtiroler Provinzhauptstadt Bozen ging am Dienstag der Alltag seinen gewohnten Weg – trotz aktuell 322 Infizierten und 11 Toten. Kindergärten und die Uni Bozen wurden vorsorglich schon am Montag geschlossen, noch bevor der erste Infektionsfall bekannt war. Die Schulen sind diese Woche noch zu – ferienbedingt.

Von Hamsterkäufen – wie sie aus anderen Regionen Italiens gemeldet wurden – war im größten Supermarkt der Bozener Altstadt nichts zu bemerken. „Sie sehen uns hier sehr entspannt“, sagt Monika Marinello, die sich vor dem Geschäft mit einer Bekannten unterhält. Ein älterer Herr ist sogar noch zum Scherzen aufgelegt. „Darf man noch?“, fragt er, bevor er zwei Damen mit Handschlag und Küsschen begrüßt.

Hektisch ist es am Dienstag in Bozen nur in der St. Anna Apotheke von Peter Aufschnaiter. „Wir haben extrem viel Nachfragen nach Masken und Handdesinfektionsmitteln“, erzählt er. Vor ihm stehen die Menschen Schlange. „Italien ist sehr erregbar. Da wird weniger auf den Hausverstand gehört.“ Seine Aufgabe sei nun, zu beruhigen.

Auch in Udine, der zweitgrößten Stadt in Friaul-Julisch Venetien, einer der am stärksten betroffenen Regionen Italiens, wurden Museen, Schulen und die Universität gesperrt. Der Bürgermeister von Udine erklärte: „Es gibt keinen Grund, Angst zu haben.“

Übrigens: Warum  Dienstagabend noch jemand das betroffene Hotel in Innsbruck  verlassen hat, ist unklar. Denn der Innenminister sprach von Quarantäne. Und: Laut Land Tirol sollten eigentlich  auch alle bereits eingecheckte Gäste, die nach der Sperre zum Hotel zurückkamen, kontrolliert und wieder eingelassen werden. Stattdessen wurden sie fortgeschickt.

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