Er hat gelogen, er musste gehen: Klaus Luger, SPÖ, hat sehr widerwillig und erst auf großen Druck seinen Platz als Bürgermeister von Linz geräumt. Der Brucknerhaus-Skandal und seine Lügen-Affäre lasten schwerer auf ihm als die goldene Kette, die Luger zu Feierlichkeiten im Brucknerhaus gerne getragen hat.
Jetzt sind rund 150.000 Linzerinnen und Linzer aufgerufen, am 12. Jänner einen Nachfolger für Luger zu wählen. Fünf Männer und zwei Frauen stehen zur Wahl.
Der KURIER hat allen ein paar Fragen übermittelt – diese reichen von einer kurzen Beschreibung der Person Lugers über eine persönliche Beschreibung von Linz sowie einer Erklärung, warum gerade er oder sie Bürgermeister werden soll bis hin zum Jugendwort des Jahres, „Heast“.
Die Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten haben wir zusammengefasst – das soll eine kleine Wahlhilfe darstellen für die schwierige Entscheidung, das neue Stadtoberhaupt zu wählen.
Wer gewählt wird, ist zweitrangig – wichtig ist, zur Wahl zu gehen, wie es Kandidat Lorenz Potocnik auf den Punkt bringt: „Heast, Oida, geh’ wählen.“
Angst vor Spinnen, nicht vor den Akten
Der Verteidiger. Dietmar „Didi“ Prammer (50) will als Bürgermeister „intransparente Prozesse innerhalb der städtischen Unternehmensgruppe“ ändern.
Klaus Luger ist für ihn „Bürgermeister außer Dienst“, dem er als Stadtchef nachfolgen will, weil „mir die Zukunft unserer Stadt ein großes Anliegen ist, die möchte ich aktiv mitgestalten“.
Das immer noch, obwohl er „gerne früher gewusst hätte, wie viele Akten jetzt über meinen Tisch gehen“. Selbstredend ist St. Magdalena für Prammer der liebste Platz in Linz.
Das Jugendwort des Jahres, „Heast“ verwendet Prammer nur ganz selten, und wenn er sich vor etwas fürchtet, sind das Spinnen. Linz ist für ihn eine „lebenswerte Stadt“, nur die langen Wartezeiten auf einen Facharzttermin regen ihn auf.
Deshalb will der 30 neue Ärztinnen und Ärzte ansiedeln, „um die Versorgung zu stärken und zu verbessern. Worauf er sich freut, ist eine ruhige Zeit mit der Familie. Auch wenn es als Bürgermeister wohl noch mehr Akten gäbe.
Der mit den warmen Schuhen wahlkämpft
Der Saubermann. Martin Hajart (41) hat kein Poker-, sondern ein Propper-Face (in Anlehnung an Meister Propper) aufgesetzt, um „in der lebens- und liebenswerten Stadt Linz der beste Bürgermeister zu sein, den sich die Stadt verdient“.
Anders, als der „über Machtmissbrauch und Freunderlwirtschaft gestolperte Luger“ will Hajart den „Mensch in den Mittelpunkt rücken und das SPÖ-Machtabo beenden“; Verkehr und Integration erklärt er zur Chefsache. Immer noch regt ihn auf, dass „in Linz viel zu oft Politik mit parteipolitischen Scheuklappen gemacht wurde“.
Sein liebster Platz in Linz ist an der Donau im Winterhafen. Wovor er sich fürchtet, beantwortet Hajart rasch: „Nicht so schnell.“ Und der ÖVP-Vizebürgermeister hat in seinem ersten Bürgermeisterwahlkampf etwas dazugelernt: „Dass ich mir im Winter-Wahlkampf ganz warme Schuhe kaufen muss.“
Dass er es auch ohne dieses Wissen in die Stichwahl schafft, ist für ihn fix. Den Gegner „im spannenden Zweierduell“ lässt er offen.
Rauchfrei bringt mehr Qualität, auch für Linz
Die Routinierte. „Linz ist meine Heimat“, sagt Eva Schobesberger (48), die schon zum dritten Mal versucht, Linzer Bürgermeisterin werden. Das übrigens deshalb, weil „ich zutiefst davon überzeugt bin, dass wir es gemeinsam besser machen können“.
Schobesberger will Linz von einer „Stadt der Investoren“ unter dem zurückgetretenen Bürgermeister Luger zu einer „leistbaren Stadt für die Menschen“ machen. Und das ist auch das, was sie aktuell in Linz am meisten aufregt, nämlich, dass man „zu lange nach den Wünschen der Investoren gelaufen ist und nicht nach den Wünschen der Menschen“.
Vor der „allgemeinen Verrohung und dem zunehmenden Hass in unserer Gesellschaft“ fürchtet sich die Juristin, die aber betont: „Angst ist eine schlechte Ratgeberin.“
Jetzt freut sich Schobesberger, die das Jugendwort „Heast“ manchmal verwendet, auf einen guten Start ins Jahr 2025 und gibt zu: „Ich hätte gerne früher gewusst, dass das Leben ohne Rauchen so viel mehr Qualität hat.“
Vom Pöstlingberg über Parteigrenzen blicken
Der Jüngste. Michael Raml (37) ist erstmals Bürgermeisterkandidat und will Klaus Luger nachfolgen, „der für den wohl größten Politskandal in Linz verantwortlich“ war.
Der mit etwas Abstand jüngste Kandidat verwendet das Jugendwort des Jahres „Heast“ gar nicht. Mit ihm gibt es auch „kein weiter wie bisher“, sagt Raml, der die Verschwendung von Steuergeldern beenden will.
Am liebsten blickt der Freiheitliche vom Pöstlingberg, dem Hausberg der Linzer, auf die Stadt hinab. Nicht nur von dort aus will er „nach wie vor unsichere Plätze“ in Linz ausgemacht haben – das regt ihn auf.
Deshalb will er auch Bürgermeister werden, um seine Heimatstadt Linz „für unsere Kinder“ zu schützen und um den Linzern „ein sicheres Zuhause und eine sichere Zukunft“ zu ermöglichen. Mit der Grünen Kandidatin teilt der fast Furchtlose, dass Angst ein schlechter Ratgeber sei.
Was er gerne früher gewusst hätte? „Dass der Blick über Parteigrenzen hinweg für gute Lösungen sehr wichtig ist.“
Inspirierend ist, wem der Himmel auf den Kopf fällt
Der Inspirierende. Georg Redlhammer (58) ist ein alter Hase im Politgeschäft und der älteste der Kandidaten. Was ihn nicht daran hindert, das Jugendwort des Jahres für sich umzudeuten: „Das verwende ich, wenn ich Hubert von Goiserns Lied „Heast es ned, wia die Zeit vergeht“ singe.“
Klaus Luger sei „über sein Verständnis von Macht gefallen“, ist Redlhammer überzeugt, deshalb will er auch „die Selbstkontrolle des Bürgermeisters“ ändern, so er derselbe wird.
In seiner Heimat Linz ist ihm die Donaulände der liebste Platz. Persönlich wird es für den Mann mit einer Behinderung bei der Frage, was ihn in Linz aufregt: „Es gibt zu viele Barrieren.“
Er fürchtet sich augenzwinkernd davor, dass „ihm der Himmel auf den Kopf fällt“, und ist überzeugt, dass er als Bürgermeister „den Unterschied mache, weil ich Menschen inspiriere. Das hätte ich gerne schon früher gewusst“.
Vier Prozent für einen schönen Linzer Frühling
Die Bescheidene. Gerlinde Grünn (56) hat nicht den Anspruch, es dem Salzburger Kollegen gleich zu tun, der dort in die Stichwahl kam: „Vier Prozent wären ein schöner Erfolg.“
Ihre „starke Stimme für Soziales und leistbares Wohnen“ wird sie weiter einbringen, nur nicht als Bürgermeisterin, als die sie den Westring gestoppt und die Öffis stattdessen ausgebaut hätte.
Für Grünn ist Klaus Luger „als Bürgermeister Geschichte mit langem Nachklang“, in Linz fühlt sie sich zu Hause, am Liebsten in den Traun- und Donauauen. Dass alle nur mit Wasser kochen, hätte sie gerne früher gewusst, dass es in Linz viele von versteckter Armut Betroffene gibt und das Thema zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, regt sie auf.
Vor Krieg fürchtet sich Grünn, auf den Frühling freut sie sich. Da sagt sie dann vielleicht auch mal „Heast“, denn das Jugendwort hat sie „noch nicht“ verwendet.
Der Hausmeister am Donaustrand
Der Hausmeister. Lorenz Potocnik (53) prognostiziert für die Bürgermeisterwahl, dass „Rot vom hohen Ross fällt“ und ist froh, dass „Klaus Luger passé ist. Alle atmen auf. Doch das autoritäre System der SPÖ arbeitet weiter.“
Er hätte gerne früher gewusst, „wie ich Luger zu Fall bringe“. Potocnik will sich als Hausmeister um die Stadt kümmern, Linz brauche „dringend intelligente Stadtplanung“. Denn Linz sei wunderschön und habe viel Potenzial.
Am schönsten ist Linz „überall an der Donau und am Südbahnhofmarkt“. Aber dass die Stadt „so abgesandelt und schmutzig ist, regt ihn auf. Er fürchte sich „vor wenig. Am meisten vor Dummheit und Humorlosigkeit“.
Und er freut sich schon einmal auf die neue Aufgabe im Rathaus: „Auf die Limousine werde ich verzichten und viel in der Stadt unterwegs sein.“ Das Jugendwort „Heast“ verwende er selten aber doch: „Heast, Oida, geh wählen!“
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