Wechsel an der Spitze: 16 Gemeinden wurden „gedreht“

Lutzmannsburg wird künftig von SPÖ-Bürgermeister Roman Kainrath und seinem Team regiert.
In einigen Kommunen kam der Farbenwechsel der Bürgermeister durchaus überraschend. In einer anderen hat sich nur der Namen geändert, aber nicht Person oder Partei.

Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen. Angesichts dieses Befunds dürften sich am Wahlsonntag 16 Personen besonders gefreut haben. Nämlich jene, die es geschafft haben, jeweils „ihre“ Gemeinde zu drehen, zumindest bei der Bürgermeisterwahl.

Ein Spezialfall ist Kohfidisch (Bezirk Oberwart), das laut der Wahlhomepage des Landes auch gedreht wurde. Dort trat nämlich der amtierende Bürgermeister Norbert Sulyok dieses Mal mit einer ÖVP-nahen Liste an, wurde aber in seinem Amt klar bestätigt und konnte bei der Bürgermeisterwahl seinen Vorsprung sogar um 5,3 Prozentpunkte ausbauen.

Nordburgenland

Dass es in der Kommunalpolitik auch ganz schnell von „Null auf Hundert“ gehen kann, zeigt sich am Beispiel von Philipp Pelzer. Der 40-jährige Versicherungsberater hatte bis vergangenen Dezember mit Politik nichts am Hut. Trotzdem hat er als Spitzenkandidat der SPÖ Andau Amtsinhaber Andreas Peck (ÖVP) im ersten Anlauf mit 56 Prozent der Stimmen geschlagen. Im Gespräch mit dem KURIER zum Wahlresultat zeigt sich Pelzer selbst erstaunt: „Ich hatte ein gutes Gefühl, aber über das Ergebnis in dieser Höhe bin ich trotzdem überrascht. Ausschlaggebend war wahrscheinlich, dass wir viele Hausbesuche gemacht haben und zugehört haben, was die Leute bewegt“.

Die SPÖ befindet sich im Bezirk Neusiedl am See bei diesem Urnengang klar im Aufwind: Außer Andau wurde auch Gattendorf von Türkis auf Rot gedreht (der neue Bürgermeister heißt Robert Kovacs). Einen weiteren Wechsel gab es in Steinbrunn, wo Isabella Radatz-Grauszer (SPÖ) neue Ortschefin ist.

Auch in Purbach, wo die Auszählung der Stimmen ungewöhnlich lange dauerte, gibt es mit Harald Neumayer (SPÖ) künftig einen neuen Bürgermeister.

Mittelburgenland

Als eine der ersten Gemeinden im Bezirk Oberpullendorf waren in Unterfrauenhaid die Stimmen ausgezählt. Für den bisherigen ÖVP-Vize Thomas Niklos ein Anlass zur Freude: Die ÖVP konnte nicht nur ein Mandat auf insgesamt sieben zulegen. Niklos entschied auch das Rennen um das Amt des Bürgermeisters für sich. Am Nachmittag wurde bereits gefeiert. „Ich freue mich sehr. Durch unsere gute Arbeit der vergangenen fünf Jahre mit und für die Bevölkerung konnten wird die Wähler überzeugen“, sagt Niklos zum KURIER.

Groß war die Freude auch ein paar Kilometer weiter: In Lutzmannsburg wurde SPÖ-Landtagsabgeordneter Roman Kainrath mit 72,98 Prozent als Bürgermeister bestätigt. Er war erst im Juni, nach dem Rücktritt des Listen-Bürgermeisters, vom Gemeinderat gewählt worden. Mit ihm steigerte sich die dortige SPÖ um fast 32 Prozentpunkte auf 68,7 Prozent. „Ich bin überwältigt“, sagte Kainrath in einer ersten Reaktion. Er werde nun versuchen, „gemeinsam mit der ÖVP das Beste für die Gemeinde herauszuholen“.

Auch in Unterrabnitz-Schwendgraben konnte die SPÖ zulegen und sich den Bürgermeistersessel holen: Die Roten gewinnen zwei Mandate im Gemeinderat dazu und sind nun fast gleich auf mit der ÖVP (sieben Mandate). Newcomer Franz Schiefer konnte sich gegen ÖVP-Vize Kandidat Martin Maschler durchsetzen.

In Horitschon bekommt die Gemeinde nach fünf Jahren wieder einen SPÖ-Bürgermeister: Gerhard Petschowitsch konnte sich mit 52,6 Prozent gegen Georg Dillhof (ÖVP) durchsetzen.

Südburgenland

Enger als in Sankt Michael (Bezirk Güssing) konnte es eigentlich nirgends zugehen. SPÖ-Kandidat Otto Horvath krönte sich mit einer Stimme mehr als sein ÖVP-Gegenüber Erich Sziderits zum neuen Bürgermeister. „Ich habe gekämpft und war in fast 500 Häusern zu Besuch. Die Bevölkerung hoffte auf Veränderung, sonst hätte sie nicht den Bürgermeister abgewählt“, erklärt Horvath auf Anfrage.

Neu im Amt ist auch Monika Pock (ÖVP) in Neuhaus am Klausenbach: „An manchen Tagen habe ich mit einem Sieg gerechnet, an manchen nicht.“ Seit 15 Jahren war Pock bereits als Vizebürgermeisterin aktiv, jetzt klappte der große Streich. Den Erfolg hat sie vor allem den guten Ergebnissen in den drei Ortsteilen Bonisdorf, Kalch und Krottendorf zu verdanken. In Neuhaus blieb Reinhard Jud-Mund (SPÖ) vorne.

Wechsel an der Spitze: 16 Gemeinden wurden „gedreht“

Neu im Amt: Nach 15 Jahren als Vizebürgermeisterin siegte Monika Pock in Neuhaus am Klausenbach.

Groß war die Überraschung auch bei Roman Jandrisevits (SPÖ) in Gerersdorf-Sulz: „Ich habe nicht mehr damit gerechnet. Es war aber eine Teamleistung, das lag nicht nur an mir.“ Vor allem die verjüngte Liste habe dazu beigetragen, erklärt Jandrisevits. Einen weiteren Wechsel gab es in Kleinmürbisch, wo Wolfgang Wolf mit seiner Liste LWKLM zum Ortschef gewählt wurde. Er ist der ÖVP zuzurechnen.

Neu im Amt des Bürgermeisters ist auch Stefan Laimer (ÖVP) in Bad Tatzmannsdorf: „Ich bin von einer Seite her erleichtert, weil der Wahlkampf jetzt vorbei ist, aber ich freue mich auch sehr, weil wir ein Top-Ergebnis erreicht haben. Wir konnten zwei Mandate zulegen – das ist eine schöne Bestätigung durch die Einwohner.“

Wechsel an der Spitze: 16 Gemeinden wurden „gedreht“

Stefan Laimer (ÖVP) holte sich das Bürgermeisteramt in Bad Tatzmannsdorf, allerdings ohne Mehrheit im Gemeinderat

Umgedreht hat sich auch Schandorf. Nämlich von Rot auf Türkis. Bernhard Herics (ÖVP) holte dort nicht nur die Krone als Ortschef, sondern auch die Mehrheit im Gemeinderat.

Walter Zloklikovits von der Heugrabener SPÖ war wohl der Bürgermeister, der am frühesten die Feierlichkeiten beendet hat. Beim Telefonat um 19.30 Uhr mit dem KURIER befand er sich schon längst zu Hause. „Für heute ist es genug. Es ging ja schon ab Mittag los.“ In Heugraben war nämlich bereits um 11.30 „Sperrstunde“ im Wahllokal.

Ohne Konkurrenz setzte sich SPÖ-Kandidat Roman Dittrich in Oberdorf durch. Die ÖVP stellte hier als amtierende Bürgermeisterpartei keinen Kandidaten.

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