Analyse: Doskozil war auch in den Gemeinden das rote Ass bei der Wahl
Als der KURIER vor einigen Tagen bei Wahlforschern nachfragte, ob die starke kommunale Präsenz von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil vor den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen nicht zum Bumerang für die roten Kandidaten vor Ort werden könnte, weil sie sich an den starken Landeschef „anlehnen“, lautete der Tenor: „Nein, die Partei kann froh sein, dass er sich in den Wahlkampf einbringt“.
Tatsächlich scheint sich das Engagement Doskozils bei den Kommunalwahlen am Sonntag für seine SPÖ bezahlt gemacht zu haben.
Die Roten konnten ihren Stimmenanteil bei den Gemeinderatswahlen von 44,4 auf 48,8 Prozent steigern, bei den Ortschefs wurde sogar die 50-Prozent-Marke übersprungen.
In 86 der 171 Gemeinden des Landes stellt die SPÖ in den kommenden fünf Jahren den Bürgermeister, das sind jetzt schon mehr als nach der Wahl 2017 (83); dabei steht in 13 Gemeinden am 23. Oktober noch eine Stichwahl an, weil dort am Sonntag keiner der Bürgermeisterkandidaten die absolute Mehrheit erreicht hat.
Die Volkspartei, die bei der letzten Kommunalwahl 2017 im Sog von Sebastian Kurz bis auf einen Bürgermeister an die SPÖ herangekommen war, verliert diesmal wieder deutlich an Boden, bei den Bürgermeistern noch viel einschneidender als in den Gemeinderäten. Zehn Bürgermeister wanderten gestern von der ÖVP zur SPÖ, in die umgekehrte Richtung waren es nur vier. Derzeit stehen bei der Volkspartei nur mehr 66 Ortschefs zu Buche. Dass ÖVP-Landesparteichef und EU-Abgeordneter Christian Sagartz dennoch am Wahlabend darauf bestanden hat, mit der SPÖ weiterhin „auf Augenhöhe“ zu sein, kostete Doskozil ein Lächeln.
„Tolles Ergebnis“
Der rote Landesfürst sprach von einem „tollen Ergebnis für die SPÖ“ und einer „Bestätigung unseres Weges“ – gemeint ist damit wohl die Doskozil-Doktrin vom starken Staat, der mit dem Mindestlohn von 1.700 Euro netto die Teuerung abfedert oder sich mit Pflegestützpunkten quer durchs Land um seine betagten Bürger kümmert.
Die im Land seit 2020 mit absoluter Mehrheit regierende SPÖ hat auch in den Gemeinden fast alles auf ihren Trumpf gesetzt.
Doskozil war mit lokalen Spitzenkandidaten auf Plakaten zu sehen, die roten Ortsorganisationen machten Werbung mit dem unverhohlenen Hinweis, dass ein roter Bürgermeister beim roten Landeshauptmann wohl am meisten für die Gemeinde erreichen könne.
Es gab aber auch Gemeinden, in denen das nicht oder kaum gefruchtet hat: In Hornstein, Heimatgemeinde des früheren SPÖ-Landeshauptmanns Karl Stix, konnte ÖVP-Bürgermeister Christoph Wolf das Ergebnis von 2017 noch steigern und auch in der Landeshauptstadt Eisenstadt blieb Thomas Steiner ungefährdet.
Das letzte Wort hatte aber wieder die SPÖ: Die letzte ausgezählte Gemeinde war Purbach, dort war einst der Ex-ÖVP-Landeshauptmannvize Franz Steindl Bürgermeister. Seit Sonntag sitzt dort ein Roter im Rathaus: Harald Neumayer.
Und sechs Gemeinden wählten einen Listen-Bürgermeister. FPÖ, Grüne & Co blieben marginal.
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